Mensch und Tier in der Therapie

Mein Hund, der Therapeut

Hunde, Katzen und sogar Kleinsäugetiere können bei kranken oder behinderten Menschen enorme therapeutische Erfolge bewirken. Für die Therapieausbildung gibt es einen Lehrgang an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, es ist der einzige Europas.

"Mit Bewilligung durch die Leitung des Pflegeheimes werden Tierfreunde gesucht, die jede Woche einmal mit ihrem eigenen Hund Angehörige und andere tierliebende Pflegeheimbewohner in Lainz auf ein bis eineinhalb Stunden besuchen wollen".

Mit dieser Anzeige in einer österreichischen Tageszeitung begann 1988 die Entwicklung der tiergestützten Therapie in Österreich. Die Annonce stammte von der Biologin Gerda Wittmann, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Australien lebte und dort diese Therapieform kennen gelernt hatte.

Ein schwieriger Beginn

Die Anfänge in Österreich gestalteten sich schwierig, die Heimleitungen hatten Angst vor Bissverletzungen und hatten auch hygienische Bedenken, was den Einsatz von Hunden in Pflegeheimen betrifft.

So fanden die Besuche der Tierhalter mit ihren Hunden zunächst nur im Gartenbereich statt, dann auch im anstaltsinternen Cafe und später auch in den Zimmern der Insassen. Sehr bald zeigten auch andere Heime und Institutionen Interesse und aus dem kleinen Arbeitskreis konstituierte sich im Jahr 1991 der Verein "Tiere als Therapie".

Universitätslehrgang für tiergestützte Therapie

Heute hat der Verein mit seinem Sitz an der Veterinärmedizinischen Universität 250 Teams in 150 Institutionen im Einsatz. Sie alle haben mehrwöchige Ausbildungsmodule absolviert, einige sogar die europaweit erste universitäre Ausbildung zur akademisch geprüften Fachkraft für tiergestützte Therapie und tiergestützte Fördermaßnahmen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Anwendungsgebiete

Außer in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche wird die tiergestützte Therapie vor allem in der Geriatrie zunehmend angeboten. So zum Beispiel im Geriatriezentrum am Wienerwald.

Dort gibt es einen Stationshund, eine Stationskatze, zwei Stationsvögel und ein Aquarium. Alle werden auch von den Bewohnern betreut. Das heißt, die Tiere werden gefüttert und betreut und so kehrt Leben in den Alltag der Stationsbewohner ein. Zusätzlich kommen aber noch Therapeuten mit ihren speziell ausgebildeten Therapietieren ins Geriatriezentrum.

Vorteile der tiergestützten Therapie

Für den leitenden Psychologen Gerald Gatterer bietet die tiergestützte Therapie mehrer Vorteile für die Patienten. Einerseits gibt es laut Gatterer die direkte Wirkung des Tieres, ohne zutun des Menschen. Andererseits löse ein Tier beim Menschen automatisierte Verhaltensweisen aus, die in der Therapie genutzt werden können.

Außerdem kann man mit Tieren ganz gezielt therapeutisch arbeiten, indem man zum Beispiel versucht, bestimmte Defizite zu beheben. Im Rahmen von physiotherapeutischen Maßnahmen kann zum Beispiel das Kämmen eines Tieres als grobmotorisches Training angewandt werden.

Auswahlkriterien

Welche Tiere in der Geriatrie zum Einsatz kommen, hängt vor allem von ihrem Charakter ab. So soll der Primärcharakter des Tieres das in der Therapie eingesetzt wird ausgeglichen sein. Dann muss auf bestimmte Charakteristika des Tieres geachtet werden wie zum Beispiel die Farbe des Tieres.

Helle Farben wirken beruhigender als dunkle. Ein großer schwarzer Hund könnte zum Beispiel auch Ängste auslösen. Tiere mit längerem Fell wirken beruhigender, entspannender und Angst lösender. Während aktivere Tiere eher die Aktivität fördernd, motivierend und teilweise antidepressiv wirken.


Generell ist der Hund das beliebteste Therapietier, weil er auf Grund seiner Persönlichkeit und seiner Lernfähigkeit für viele Bereiche einsetzbar ist. Doch die therapeutischen Eigenschaften von Tieren kommen nicht von ungefähr. Sie müssen zum Teil hart erarbeitet werden. Womit man nicht früh genug beginnen kann.

Hör-Tipp
Dimensionen, Dienstag, 3. Jänner 2006, 19:05 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.

Links
Tiere als Therapie - Universitätslehrgang Tiergestützte Therapie und tiergestützte Fördermaßnahmen
Tiere als Therapie
Veterinärmedizinische Universität Wien