Erfüllte Zeit

8. Dezember 2014, 07:05

1. Gespräch mit Bischof Manfred Scheuer

Innsbruck wurde am 6. August 1964 zur katholischen Diözese erhoben, darum hat man in Tirol heuer das ganze Jahr über den 50er gefeiert. Zuvor gehörte Innsbruck zur Südtiroler Diözese Brixen. 1964 also wurde Paulus Rusch erster Diözesanbischof, danach folgten der legendäre Reinhold Stecher, schließlich Alois Kothgasser und seit Oktober 2003, also seit elf Jahren, leitet Manfred Scheuer die Diözese im sogenannten Heiligen Land Tirol. Ein Land im Wandel: Flüchtlingsströme, die über den Brenner wollen; Kirchenaustritte auch hier; eine Pluralisierung der Gesellschaft mit einigen muslimischen Gemeinden.

Roberto Talotta hat mit Bischof Manfred Scheuer in Innsbruck gesprochen - unter anderem über die Heiligkeit der Tiroler, die Anstrengungen in der Flüchtlingshilfe und über die Liberalität des Bischofs.


2. Die erste Rabbinerin - Zum 70. Todestag von Regina Jonas

Am 12. Dezember jährt sich zum 70. Mal der Todestag einer fast vergessenen Pionierin: Regina Jonas. Sie hat, soweit bekannt, als erste Frau überhaupt das Amt einer Rabbinerin übertragen bekommen.
1902 in Berlin geboren, aufgewachsen in einem bescheidenen aber sehr gläubigen Umfeld, hat sie ihr großes Ziel verwirklicht - lange bevor z. B. evangelische Pfarrerinnen auf den Plan getreten sind. Das Judentum in Deutschland war in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts weitgehend von großer Offenheit geprägt, bis die Nationalsozialisten dem ein Ende gesetzt haben. Sie haben eine ganze Kultur zerstört und über 6 Millionen Menschenleben - darunter das der Regina Jonas. - Gestaltung: Brigitte Krautgartner


3. Gratis, aber nicht umsonst - 40 Jahre Ehe- und Familienberatungsstellen

Ob bei Problemen in Ehe oder Partnerschaft, bei Erziehungsfragen, oder wenn der Druck am Arbeitsplatz zu groß wird - Seit 40 Jahren gibt es in Österreich staatlich geförderte Familienberatungsstellen, deren Beraterinnen und Berater versuchen, Hilfesuchenden weiterzuhelfen. Österreichweit sind es mittlerweile 395 Familienberatungsstellen, 120 davon sind in kirchlicher oder kirchennaher Trägerschaft, überwiegend von katholischer, aber auch von evangelischer Seite. Gefördert werden alle Familienberatungsstellen vom Familienministerium, das Angebot ist grundsätzlich kostenfrei.

Andreas Mittendorfer hat sich exemplarisch die Familienberatungsstelle am Pius-Parschplatz in Wien-Floridsdorf angeschaut, eine Einrichtung die übrigens von der Erzdiözese Wien getragen wird.


4. Erwählt zur Prophetin - Kurzessay zu Lukas 1, 26 - 38

Vor 160 Jahren, am 8. Dezember 1854, dem Hochfest der "Erwählung Mariens" oder mit anderen Worten der "ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria", hat Papst Pius IX. das Dogma von der "Unbefleckten Empfängnis" der Mutter Jesu verkündet. Damals hat die katholische Kirche keine neue Lehre eingeführt, sondern eine seit dem Frühchristentum verbreitete Glaubensüberzeugung in den Rang eines Dogmas erhoben. Dieses Dogma besagt, dass Maria vom ersten Augenblick ihrer Existenz, der "Empfängnis", von der allgemeinen menschlichen Schuldverflochtenheit, der sogenannten "Erbsünde", ausgenommen war und geblieben ist. Als "Sündenfreie" sollte sie den "Erlöser der Welt", den Messias, übersetzt Christus, gebären: Raum für zahlreiche und unterschiedlichste theologische Interpretationen. Und: Am 8.Dezember geht es also nicht um Maria, die schwanger wird, sondern um das Ereignis, dass ihre Mutter - die in einigen außerbiblischen Schriften erwähnte Anna - mit Maria schwanger wird. Dass für diesen Tag die katholische Leseordnung den Evangelienabschnitt von der Ankündigung der Geburt Jesu enthält ist wohl dem Umstand geschuldet, dass sich über die Empfängnis MARIAS in der Bibel nichts findet.
Gedanken zu dieser Perikope hat sich die katholische Theologin Maria Schelkshorn-Magas gemacht. Sie versteht Maria aus Nazareth als Prophetin.


Moderation: Martin Gross

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