Rekorde in Wien
Alva und Sciutti
Die italienische Sopranistin Graziella Sciutti hat in Wien geradezu Rekorde aufgestellt. Auch ihr peruanischer Kollege Luigi Alva reüssierte hier. Beide in verwandtem Fach: Sie als reizende Koloratur-Soubrette, er als leichter, lyrischer Tenor.
8. April 2017, 21:58
Beide wurden sie im April 1927 geboren: die Sopranistin Graziella Sciutti in Turin, der Tenor Luigi Alva in Lima. Beide haben sie im quasi gleichen Fach Karriere gemacht, wenn auch natürlich in verschiedenen Stimmlagen: sie als reizende Koloratur-Soubrette, er als sogenannter "Tenore di grazia" - also als leichter, lyrischer Tenor.
Das hat sie selbstverständlich auch oft gemeinsam auf die Bühne gebracht und ebenso ins Schallplatten-Studio: in Händels "Alcina", in Cimarosas "Heimlicher Ehe", in Rossinis "Barbier" oder ebenso in Mozarts "Don Giovanni", "Cosi fan tutte" und anderen.
Rekorde in Wien
Ihre Ausbildung haben beide jeweils in ihrer Heimat absolviert, ebenso wie die ersten Schritte auf der Bühne. Ab Mitte der 1950er Jahre aber gehörten die Sciutti und Alva bereits zur internationalen Spitze in ihrem Fach, und in diesen Jahren wurden sie rasch auch in Österreich bekannt: an der Wiener Staatsoper, bei den Festspielen in Salzburg und Bregenz.
Vor allem die Sciutti hat in Wien in einem Jahrzehnt geradezu Rekorde aufgestellt, war zwischen 1960 und 1969 nicht weniger als 67 Mal die Susanna im "Figaro" oder 46 Mal die Zerlina in "Don Giovanni". Nach Abschluss ihrer Sängerkarrieren waren Sciutti und Alva pädagogisch tätig, haben Regie geführt, wobei Graziella Sciutti als Regisseurin sogar an der Metropolitan Opera tätig war, wo sie als Sängerin merkwürdigerweise nie aufgetreten ist.
Stagione in Lima
Bis zu ihrem Krebstod im April 2001 hat sich die Sciutti auf vielfache Weise für den Nachwuchs eingesetzt, Luigi Alva tut es heute noch mit Leidenschaft, vor allem in seiner peruanischen Heimat, wo er seit über einem Vierteljahrhundert regelmäßig in Lima eine Stagione organisiert, während er schon seit mehr als einem halben Jahrhundert mit seiner Familie in Italien sesshaft geworden ist.
Florez als Nachfolger
Merkwürdigerweise hat auch heute mit Juan Diego Florez ausgerechnet ein Peruaner das typische Alva-Fach übernommen und durch viele Rossini-Ausgrabungen sogar noch bravourös ausgeweitet.
Wie überhaupt Peru offenbar einen guten Boden besitzt für stimmliche Phänomene der Sonderklasse - die legendäre Yma Sumac zum Beispiel war eines davon. Wünschen wir dem einstigen Wiener Publikumsliebling Luigi Alva zu seinem 80er am 10. April also vor allem Gesundheit und weiterhin so viel Freude an seiner Arbeit mit jungen Talenten!
Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 10. April 2007, 15:06 Uhr