Spiel, Satz, Sieg und Niederlage
Rudi Schöller playt
Vor einigen Jahren erspielte er sich im Doppel mit seinem Bruder als "Schöller & Bacher" etliche Kabarett-Nachwuchspreise, nun tritt er im Einzel an: Rudi Schöller. Sein Markenzeichen: sanfter Humor und skurril-melancholische Lieder.
8. April 2017, 21:58
Gewinner und Verlierer - am Tennisplatz und im Leben
Im wirklichen Leben heißt er Rudi Schöllerbacher, ist Jahrgang 1975, geboren in Steyr. Mit seinem Bruder Karli Schöllerbacher trat er Ende der 1990er Jahre als Duo "Schöller & Bacher" auf. Zwei viel beachtete Programme sind damals entstanden: "Warten" und "Lernen".
Dann hat Karli fertig studiert und den Landwirtschaftsbetrieb der Eltern übernommen. Rudi Schöllerbacher blieb dem Kabarett-Genre treu. Als Autor ist er beim Sender FM4 für diverse Comedy-Einlagen zuständig. Nun hat er - wie einst unter dem verkürzten Namen Rudi Schöller - sein erstes Solo herausgebracht. Mit dabei: das altbekannte Allzweck-Bühnenbild, eine weiße Plastikbank.
"Im ersten Programm stellte sie eine Bushaltestelle dar" erinnert sich Rudi Schöllerbacher "im zweiten Programm stand sie auf einer Terrasse, und jetzt ist sie die Bank auf einem Tennisplatz."
Ohne Balance keine Chance
Auf der Bühne liegen überall verstreut leuchtend gelbe Tennisbälle herum. Reglos sitzt Rudi Schöller da, in der Hand kein Tennis-Racket, sondern seine Gitarre - immerhin auch mit Saiten bespannt. Das rechte Bein hat er über das linke geschlagen - eine Position, die er den ganzen Abend nicht verändern wird, aber auf den Charme des Minimalismus haben einst schon Schöller & Bacher erfolgreich gesetzt.
Monoton und langsam erzählt er in einer eigentümlichen Mischung aus Deutsch und Englisch, dass er zweisprachig aufgewachsen sei, und dass seine Eltern, ein Engländer und eine Österreicherin, aus ihm einen Tennisstar machen wollten. Hinter dem Deckmäntelchen totaler Unbedarftheit verstecken sich zum Teil subtile Wortspiele, in deren vollen Genuss freilich nur jene Besucher kommen, die der englischen Sprache mächtig sind.
Als Kind, so erfährt man, habe er den Eltern sogar das Essen auf einem Racket servieren müssen. "Sometimes the meal was so hot, that the Bespannung is geschmolzen, or even gerissen. And then I had to do a second service." Die Mutter habe ihm schwierige Diktate aufgegeben, sagt er, mit Sätzen wie diesem: "Wenn ich mein Raclette auf dem Racket serviere, verliere ich nicht die Balance, sonst habe ich später keine Chance."
Sportler haben's leichter
Schon in Anbetracht seiner bemerkenswert schlechten Englisch-Kenntnisse ahnt man bald, dass das meiste, was die Bühnenfigur Rudi Schöller aus ihrem Leben erzählt, erlogen und erflunkert ist, aber das Sprach-Kauderwelsch, das gebe es wirklich, versichert der Kabarettist im Interview, das könne man tagtäglich bei den Sitzungen mit den Kollegen von FM4 miterleben.
Interessante Überlegungen werden in "Play" allemal angestellt, zum Beispiel dass es ein Spitzen-Sportler viel leichter hat als ein Künstler. Ein Sportler bekommt sicher nie von der Kritik zu hören: "Ganz gut, aber im Mittelteil erinnert er mich zu sehr an Franz Klammer" oder - als Kommentar nach einer langen Siegesserie - "jetzt könnte er sich langsam was Neues einfallen lassen!"
Der junge Hader
"Man hat den Eindruck, Josef Hader wurde in jungen Jahren geklont und sitzt nun als Rudi Schöller auf der Bühne", hieß es in einer Kritik. Tatsache ist, dass Josef Hader ein wichtiger künstlerischer Einfluss für und auch ein wesentlicher Förderer von Rudi Schöller ist. Wie Hader schätzt auch der Jung-Kabarettist eine gewisse melancholische Komponente in seinen Texten: "Das hängt sicher damit zusammen, dass man Dinge festhalten will, und dass man nicht einverstanden ist damit, dass alles vergänglich ist."
Am Ende seines Solos "Play" kommt Rudi Schöller zur Einsicht, dass alles im Leben ein Spiel sei, sogar die Querelen der Politiker. Inspiriert von der Gesangsshow "Star-Mania" erläutert er seine Idee für ein neues Wahlsystem: Parla-Mania! Jeden Freitag wird ein Teilnehmer abgewählt, und Hannes Eder liefert Kommentare wie: "Wolfi, du sprichst wie ein angefahrener Elch" oder "Gusi, mit der Performance wird man vielleicht Weinbauer im Mostviertel." Manchmal subtil, manchmal auch nur infantil, und immer reizvoll, ruhig und reduziert: Rudi Schöller mit seinem Solo "Play".
Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 25. März 2007, 22:05 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Veranstaltungs-Tipp
Rudi Schöller, "Play", 1. und 2. April 2007, Theater am Alsergrund,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (bis zu EUR 3,-)
Links
FM4
Theater am Alsergrund
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kabarett.cc