Ist der Appetit verlässlich?
Guten Appetit?
Appetit soll dafür sorgen, dass der Körper alle Nährstoffe bekommt, die er braucht. Doch kann er auch funktionieren, wenn Nahrung im Überfluss vorhanden ist? Essen wir heute noch aus Hunger oder ist es Appetit, Gusto oder Lust?
8. April 2017, 21:58
Appetit ist eine Botschaft: dem Körper fehlt etwas. Das können Nährstoffe sein, Mineralien, oder Flüssigkeit. Aber auch Glückshormone, Gesellschaft oder Streicheleinheiten. Was genau es ist, darüber denken Menschen zu wenig nach, meinen der Arzt Michael Gindl und die Ernährungswissenschafterin Heidi Porstner. "Unser Appetit ist stark beeinflusst durch Faktoren, die nicht unserem eigenen Bedürfnis entsprechen."
Hunger, Appetit, Gusto, Lust
Im Gegensatz zu Hunger ist "das seelisch-körperliche "Erlangen, etwas zu essen" (so lautet die Definition im Brockhaus Lexikon) ein psychologischer Zustand, der Wunsch, etwas ganz Bestimmtes zu essen. So soll der Körper optimal mit allen nötigen Nährstoffen " versorgt werden. Hunger dagegen ist ein allgemeines Gefühl, ein körperlicher Zustand, den heute nur mehr wenige Menschen wirklich kennen. Er soll den Körper am Leben erhalten. Wer hungrig ist, der isst alles und hat kaum Appetit.
Appetit lässt sich beeinflussen
Hunger kann Appetit auslösen, doch meist hat man Appetit ohne Hunger: Bratwürste, die brutzeln und nach Fett und Salz riechen, ein saftiger Apfelkuchen der in der Auslage liebevoll präsentiert wird - das Aussehen der Speisen, ihre Konsistenz, der Geschmack und Geruch, Erfahrungen und Vorlieben beeinflussen den Appetit.
Wer beim Fernsehen immer Chips knabbert, bei Nervosität zur Schokolade greift, bei Einsamkeit große Lust auf Eis hat - der hat seinen Appetit "konditioniert", das heißt an eine bestimmte Situation geknüpft. Auch das Wetter und die Jahreszeiten bestimmen, was man isst: mehr deftige, warme Mahlzeiten im Winter, frisches Obst, Joghurt und Salat im Sommer. Viel weniger offensichtlich und bewusst sind vielen Menschen die Einflüsse aus Werbung und Medien.
... das ist ein Vorteil
"So leicht, wie der Appetit von fremden Faktoren beeinflusst werden kann, so einfach kann man auch gegensteuern", sagen die Ernährungswissenschafterin Heidi Porstner und der praktische Arzt und Arzt für Ayurveda-Medizin Michael Gindl.
Ihre Tipps:
- Sich bewusst machen, welche Faktoren den Appetit beeinflussen können.
- Sich mehr mit Ernährung und Lebensmitteln beschäftigen, um zu wissen, welche Zusatzstoffe enthalten sind, wie Lebensmittel ver- und bearbeitet werden, wie der Körper auf Lebensmittel reagiert.
- Sich fragen: Habe ich vielleicht Hunger oder Appetit, ist es Lust, Gewohnheit oder Gusto?
- Ist das mein Appetit oder werde ich hier von Werbung und Medien beeinflusst?
- Möchte ich wirklich dieses Produkt essen oder fehlt mir eigentlich Salz oder Zucker, bin ich gestresst oder nervös?
- Brauche ich wirklich Schokolade oder brauche ich Streicheleinheiten?
- Muss es wirklich ein Fertiggericht sein oder kann ich mir etwas Frisches kochen?
Hör-Tipp
Ganz ich, Dienstag, 13. März 2007, 14:45 Uhr