Ein Freund der Frauen
Kalle Pohl ist "Bettmän"
Zum ersten Mal anlässlich seines 30-jährigen Bühnenjubiläums kam er Ende Februar nach Wien: Kalle Pohl, der Komödiant aus dem Rheinland, von 1997 bis 2005 Teamspieler im deutschen Fernseh-Comedy-Format "7 Tage 7 Köpfe".
8. April 2017, 21:58
Meine kleine Fleischfachverkäuferin
Karl Heinz Pohl, wie er mit bürgerlichen Namen heißt, ist zwischen Aachen und Köln herangewachsen, richtiges Gardemaß erreichte er dabei allerdings nicht. Diesen Umstand macht er auf der Bühne immer wieder gerne zum Ziel seiner Pointen.
Cicero im Kabarett
"Wenn Cicero Kabarett gemacht hätte, dann hätte er das Thema Frauen und Männer sicher auch behandelt. Und wenn ich sage, dass ich ein Frauentyp bin, habe ich immer einen Lacher, was ich wichtig finde. Man muss über sich selber lachen können - das macht den Kopf frei", sagt Kalle Pohl. Seinen Geschlechtsgenossen rät er, bevor sie Unsinn plappern, lieber einmal nichts zu sagen.
Das, nämlich nichts zu sagen, wenn es um Frauen geht, gelingt Kalle Pohl in seinem Programm "Bettmän" allerdings nicht. Ganz im Gegenteil: Wenn er eine Bühne betritt, dann will er ein paar Dinge sofort an die Frauen und Männer im Publikum gebracht wissen. Erstens: ja, er ist nicht wirklich groß gewachsen. Zweitens: Männer von kleiner Statur fallen beim weiblichen Geschlecht nicht zwingend unter die Kategorie Traummann.
Berufliche Umwege
Seit Kalle Pohl Ende der 1970er Jahre den Entschluss fasste, Kabarettist und Komiker zu werden, arbeitet er auf der Bühne unermüdlich an seinen Sympathiewerten beim weiblichen Publikum. Seinen Weg zum Komödianten fand er über berufliche Umwege. Beispielsweise absolvierte Herr Pohl eine Kochlehre und die Ausbildung zum Industriekaufmann, als Polizist ging er in Köln auf Streife, er war Briefträger und Gitarrenlehrer. Gemeinsam mit einigen Freunden gründete er 1975 das Kölner "Atelier-Theater" und ging schließlich seine eigenen humoristischen Pfade.
"Als ich anfing, war ich Kabarettist, dann nannte man mich Komiker, jetzt soll ich ein Comedian sein. Also persönlich finde ich Komödiant passend und es ist auch ein schönes Wort. Auch der geniale Werner Fink war ein Komödiant", so Pohl.
Humoristischer Wochenrückblicker
Zu Kalle Pohls wesentlichen Anliegen auf der Bühne zählt es, seinem Kollegen Mike Krüger hin und wieder aus der Ferne ein kleines, nicht immer freundliches Bonmot zuzurufen. "Mike Krüger fährt mich auf dieser Tour. Jetzt steht er in der Garderobe rum - ich brauche ja etwas, an dem ich mein Gewand aufhängen kann." Dieser innere Auftrag - und selbiger ist dem Entertainer einige Kalauer wert - stammt vermutlich aus den gemeinsamen Tagen bei dem Comedy-Format "7 Tage - 7 Köpfe". Für diesen humoristischen Wochenrückblick im deutschen Privatfernsehen stellte Kalle Pohl Ende der 1990er Jahre seine kabarettistischen Aktivitäten auf der Bühne für längere Zeit ruhend.
Erst seit Herbst 2004 ist er wieder als Kleinkünstler auf den deutschsprachigen Bühnen unterwegs. Noch im Ohr hat er offenkundig Mike Krügers spitze Bemerkungen und mit im Gepäck führt der Komödiant seinen wichtigsten Begleiter: das Akkordeon.
La Bett
Kalle Pohls Bühnenbild ist bescheiden. Er kommt mit seinem Akkordeon und einem Bett samt darunter verborgener Kiste aus. "La Bett", wie Kalle sein Hauptrequisit gerne nennt, hat gleich mehrere Funktionen: Es ist nicht nur namengebend für den "Bettmän"-Abend, La Bett, eine simple Holzkonstruktion für Heimwerker, bietet auch die Möglichkeit, sich in eine Parallelwelt zu phantasieren, in der das Bett die willkommene Alternative des fahrenden Unterhalters zum Leben im Hotel ist. Es stellt weiters auch das Vehikel zu so mancher Gedankenreise dar.
Und da steht es nun auf der Bühne, la Bett, und ist Teil eines Abends, der sich etwas unentschieden zwischen amüsanten Geschichten und leicht abgestaubten Lachern seinen Weg bahnt. Das Spiel mit dem raschen Witz, mit der schnellen Abfolge von Pointen beherrscht Kalle Pohl außerordentlich gut. Er beleuchtet im Laufe seines Programms das Verhältnis zwischen Frauen und Männern recht ausgiebig.
Dazwischen geht es auch um das rheinländische Matriarchat, um Frauentypen und Großmutters brutale Gute-Nacht-Geschichten, und es wird auch in Reimen besprochen, was in der Kunstfehlerklinik so vor sich geht. Das alles vermischt Kalle Pohl mit seinen Liedern, Chansons, für deren Instrumentierung er zu seinem Akkordeon greift. Dann steht nicht mehr der Komiker im Mittelpunkt, dem die Lacher im Publikum Bestätigung seiner Arbeit sind, die Chansons von Kalle Pohl erinnern an den ausgebildeten Musiker und l'accordeón wird zum angenehmen Begleiter in Bettmäns Welt.
Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 11. März 2007, 22:05 Uhr
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