Die streitbare Star-Sopranistin Angela Gheorghiu

"Ich bin geboren um zu singen"

Sie zählt heute zu den Star-Sopranistinnen: die aus Rumänien stammende Angela Gheorghiu. Im vergangenen Herbst war sie nach längerer Zeit wieder in Wien zu hören. Im Gespräch mit den Staatsopern-Freunden sprach die streitbare Künstlerin über ihre Karriere.

Nach langer Abwesenheit von Wien war die aus Adjud in Rumänien stammende Angela Gheorghiu im vergangenen November als Mimi in Puccinis "La Bohème" wieder in einigen Vorstellungen an der Wiener Staatsoper zu hören. Diese Gelegenheit nutzten die Freunde der Wiener Staatsoper, den Opernstar mit österreichischer Staatsbürgerschaft zu einem Gespräch zu bitten.

"Obwohl ich aus Rumänien stamme und inzwischen Österreicherin bin, wie Staatsopern-Direktor Holender, hat mir das hier nicht geholfen. Ich bin einen anderen Weg gegangen, um meine Karriere aufzubauen", stellt Gheorghiu fest.

Belvedere-Preisträgerin

Angela Gheorghiu gewann in Wien einen der ersten Preise beim Belvedere-Wettbewerb: "Das war für mich insofern wichtig, als dieser Wettbewerb es mir ermöglichte, aus Rumänien, wo es keine Wettbewerbe gab, herauszukommen. Ich gewann damals insgesamt sieben Preise. Aber noch wichtiger war mir das Wiener Publikum."

"Aber generell sollten die jungen Sänger ihre Energie eher dafür verwenden, an Opernhäusern vorzusingen, als an Wettbewerben teilzunehmen. Es gibt Sänger, die zwar viele Preise bekommen, aber dann keine Karriere gemacht haben. Und Karriere zu machen ist etwas ganz anderes."

Durchbruch mit Mimi in "La Bohème"

Bereits im Kindergarten sang Angela Gheorghiu Lieder von Brahms wie z.B. "Guten Abend, gut Nacht". Sie hatte schon immer den Wunsch, Sängerin zu werden.

Ihr Debüt an der Londoner Covent Garden hatte sie 1992 als Zerlina in Mozarts "Don Giovanni", ihren internationalen Durchbruch erzielte sie aber als Mimi in Puccinis "La Bohème" - und seither haben sich für sie die Türen aller Opernhäuser geöffnet.

Opern-Traumpaar Gheorghiu-Alagna

Während der Proben zu "La Bohème" lernte sie 1992 auch Tenor Roberto Alagna kennen, die beiden verliebten sich ineinander und heirateten. In der Folge traten beide Sänger häufig als Traumpaar der Oper auf. In letzter Zeit singen sie aber auch wieder vermehrt mit anderen Partnern.

"Es war das erste Mal, dass zwei junge Sänger - ein Tenor und ein Sopran - mit ähnlicher Karriere wirklich ineinander verliebt waren und geheiratet haben. Wir sind aber keine siamesischen Zwillinge, sondern haben auch früher immer wieder mit anderen Kollegen gesungen. Aber ich muss sagen, dass dieser Zauber und diese Magie, die entsteht, wenn wir gemeinsam singen, unwiederholbar ist!"

Absage für Wiener "Roméo et Juliette"

In Wien hätten Gehorghiu und Alagna in "Roméo et Juliette" singen sollen, sagten aber diese Produktion ab.

"Wir haben diese Oper überall gesungen, aber wir waren gezwungen, in Wien abzusagen. Ich bin wirklich traurig, dass die Regie hier komplett gegen die Musik und gegen die Geschichte geht und wir uns, wenn sich der Vorhang hebt, alles nur hätten vorstellen müssen. Ich habe einmal zu einem Regisseur gesagt, der auch nichts auf die Bühne stellte: Dann stellen Sie sich auch vor, dass ich singe - und habe abgesagt."

Streitbar in künstlerischen Fragen

Angela Gheorghiu ist durchaus streitbar, wenn es um die Umsetzung ihrer Vorstellung von Kunst geht.

"Man muss nicht nur Nein sagen können, sondern ich tue es auch tatsächlich, wenn ich einen Mangel an Respekt an Dingen bemerke, die wir als Sänger als Motivation empfinden, für das, was der Komponist und der Librettist uns Dank ihrer Genialität vorgegeben haben."

Eine skandalisierte Opernwelt

"Wir leben seit 20 Jahren in einer Zeit, in der die Opernwelt immer mehr an Skandalen interessiert ist, wo sie Persönlichkeiten hat, die an sich selbst interessiert sind, wie die Regisseure", stellt Gheorghiu fest.

"Aber dass diese Regisseure Arbeiten abliefern, die gefallen - oder meistens nicht gefallen - daran sind die Direktoren und die Dirigenten schuld, die das akzeptieren. Aber ebenso die Sänger, die Angst haben, dann nicht mehr engagiert zu werden."

Karriere aus eigener Kraft

Angela Gheorghiu wird gerne als die neue Callas oder Cebotari bezeichnet.

"Ich bin weder die neue Callas, noch die neue Cebotari. Warum nicht? Ich habe keinen Milliardär, der mich promotet und eine neue Figur zahlt. Ich habe eine Technik, die ziemlich gut ist, und eine gute Ausbildung. Alle Dinge, die ich je gemacht habe, meine Stimme, mein Name und meine Person sowie meine Karriere und mein Repertoire - dafür bin nur ich alleine verantwortlich", resümiert die Star-Sopranistin.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Sonntag, 11. März 2007, 15:06 Uhr

Links
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Wiener Kammeroper - 26. Int. Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb