Im Zweifel gegen das Politische
Unbequeme Wahrheiten
Umweltschutz als politisches Thema nahm bei der 79. Oscar-Verleihung durchaus einen prominenten Platz ein. Dennoch scheint man sich in Hollywood im Zweifelsfall gegen politische Themen und fürs Geschäft zu entscheiden.
8. April 2017, 21:58
Es war die Nacht des Martin Scorsese: Nach sieben Nominierungen gewann der 64-jährige Starregisseur endlich seinen ersten Regie-Oscar. Das Mafia-Drama "The Departed" wurde auch als "Bester Film," prämiert. Ende gut, alles gut? Nicht ganz!
Zum einen ist "The Departed", das Remake des japanischen Yakuza-Films "Infernal Affairs", sicher nicht Scorseses stärkster Streifen, zum anderen zeigt auch diese Oscar-Nacht, dass Hollywood im Zweifel gegen die Politik und fürs Geschäft entscheidet. Die zweifache Auszeichnung von Al Gores Umweltschutz-Doku "Eine unbequeme Wahrheit" widerspricht dem Befund nur scheinbar.
Im weitesten Sinn politische Filme wie das Multi-Kulti-Drama "Babel" oder Clint Eastwoods USA-kritischer Kriegsfilm "Letters From Iwo Jima" gingen fast oder ganz leer aus, Guillermo del Toros Horror-Fantasy "Pan's Labyrinth" über den spanischen Bürgerkrieg gewann nur in Randkategorien. Nicht einmal dort reüssieren konnte das achtfach nominierte Musical "Dreamgirls" - schon bald wird dieser überschätzte Film ganz vergessen sein.
Nicht vergessen sollte man einen (neben Scorsese) weiteren Veteranen dieser Filmnacht: Der Ehrenpreis für den 78-jährigen Ennio Morricone macht ein jahrzehntelanges Versäumnis gut. Und der Auslands-Oscar für Florian Henckel von Donnersmarcks Filmdebüt "Das Leben der Anderen" ist so verdient wie sensationell.
Dass mit Helen Mirren und Forest Whitacker die Darstellung von zwei Herrscherrollen ausgezeichnet wurde, zeigt dass Hollywood nach wie vor gern auf Größe setzt.
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