Fernando Lugo will kandidieren

Linker Bischof bald Paraguays Präsident?

Lateinamerikas Linkstrend könnte mit Bischof Fernando Lugo weitergehen. Er will bei der Präsidentschaftswahl 2008 antreten. Für Paraguay würde das einen Weg aus der Sackgasse zwischen rivalisierenden Begehrlichkeiten Brasiliens und der USA eröffnen.

Bischof Fernando Lugo

Asunción im Dezember. Ein paraguayisches Gericht hat den Besitzer eines Supermarktes, in dem 400 Menschen verbrannt waren, weil die Notausgänge versperrt waren, zu einer milden Haftstrafe verurteilt. Stunden später werden überall in der Stadt Geschäfte geplündert, Scheiben gehen zu Bruch. Die Polizei kontrolliert die Situation nicht. Jahrzehntelang hat sich Wut aufgestaut.

Fast in keinem anderen Land ist die Schere zwischen Arm und Reich so offen wie in Paraguay, im Herzen Südamerikas. 35 Jahre lang herrschten dort der Diktator Alfredo Stroessner und seine Colorado-Partei. Stroessner wurde 1989 aus dem Amt gejagt und starb vor kurzem in Brasilia friedlich in seinem Bett.

Sozialreformen blieben aus

In Asunción regiert die Colorado-Partei immer noch, und die ersehnten sozialen Reformen sind ausgeblieben. Die landlosen Bauern haben weder Land erhalten noch Anführer hervorgebracht, die ihre Forderungen nachhaltig vertreten können.

Jetzt ist zum ersten Mal in der jungen paraguayischen Demokratie ein Kandidat erschienen, der das gesamte Spektrum in Bewegung bringen könnte: der Bischof Fernando Lugo, auch "der rote Bischof" genannt. Lugo will bei der Präsidentschaftswahl 2008 antreten.

Bischofskonferenz reagiert empört

Die paraguayische Bischofskonferenz hat empört auf die Nachricht reagiert und droht mit Suspension. Lugo solle sich um die Seelsorge kümmern, nicht um die Politik, heißt es. Doch mehrere Parteien haben ihre Unterstützung bereits zugesagt und selbst in der traditionellen Oppositionspartei, der Radikal Liberal Authentischen Partei gärt es. Wenn die notwendigen Reformen weiter ausbleiben, kann die soziale und die politische Situation im Land außer Kontrolle geraten.

Schon heute scheinen ganze Landesteile unter der Kontrolle des organisierten Verbrechens zu sein. Vor allem im Norden, um die Grenzstadt Pedro Juan Caballero, haben sich die mächtigen Gangster-Syndikate aus Brasilien niedergelassen, die dort auch ihr Geld waschen. Die Grenze wird nicht kontrolliert, Waffen, Leopardenfelle und Drogen sind im Angebot.

Hilfe aus den USA

Die Behörden vor Ort sind hilflos. Der liberale Gouverneur Roberto Acevedo kann nur wenig auf Unterstützung der Regierung in Asunción hoffen, er verspricht sich mehr von der Hilfe der USA. Die Polizeikaserne in Pedro Juan Caballero wurde mit US-Geldern jetzt ausgebaut, in der Presse ist sogar von einem "getarnten US-Militärstützpunkt" die Rede. Auch die Regierung in Brasilia sieht die Einmischung der USA vor ihrer Haustür mit Sorge.

Doch die Brasilianer machen sich in Paraguay unbeliebt. "Sie sprechen von regionaler Integration, aber sie wollen die Vorteile nur für sich", meint der Journalist Mario Lesme, "sie wollen Zugang zu unserem Land aber wir bekommen keinen Zugang zu ihrem Markt". Neunzig Prozent der Ländereien des Departments sind in brasilianischer Hand, und die paraguayische Industrie ist viel zu schwach, um gegen die Konkurrenz anzutreten.

Lugos Pläne

Wenn Fernando Lugo die Wahlen gewinnen sollte, will er ein neues Wirtschaftsmodell errichten. Arbeitsplätze für die Landlosen müssen entstehen, sagt er, und die Bauern müssen lernen, in Kooperativen zu arbeiten.

Hör-Tipp
Journal-Panorama, Dienstag, 23. Jänner 2007, 18:25 Uhr