Seit 2002 Ensemble-Mitglied der Wiener Staatsoper

"Singen ist mein Schicksal"

Schon mit sechs wollte sie Sängerin werden: Mezzosopranistin Nadia Krasteva. An der Wiener Staatsoper, deren Ensemble sie angehört, debütierte die gebürtige Bulgarin 2002 in "Nabucco". Im neuen "Boris", der im Mai Premiere hat, singt sie die Marina.

"Wir haben mit dem Chor viele Tourneen in die ganze Welt unternommen, allein in Japan waren wir 15 Mal. Das war schon eine gute, aber strenge Schule, alles ging sehr strikt und diszipliniert zu, wir waren wie kleine Soldaten. Dort habe ich unter anderem die Ernsthaftigkeit des Sängerberufes mitbekommen. Ich wollte schon mit sechs Jahren unbedingt später Sängerin werden", erzählt die bulgarische Mezzosopranistin Nadia Krasteva.

Die Sängerin stammt aus Sofia, wo sie 1994 mit ihrer Gesangsausbildung begann, nachdem sie schon als Kind in einem berühmten bulgarischen Kinderchor gesungen hatte.

Bühnen-Debüt mit Sally in "Cabaret"

Noch vor ihrem Abschluss des Gesangstudiums im Jahre 2000 debütierte Nadia Krasteva als Sally Bowles im Musical "Cabaret" von John Kander 1999 in Sofia. Ihr erstes Opern-Engagement nach Abschluss des Studiums erhielt sie in Sofia, wo auch Vesselina Kasarova ihr Debüt gegeben hatte.

"Ich habe als erste Rolle die Fenena in 'Nabucco' gesungen - und sie hat mir Glück gebracht. Denn mit dieser Partie habe ich auch 2002 in Wien debütiert. Obwohl das nicht meine Lieblingsrolle ist, es gibt reizvollere Partien. Aber irgendwie ist sie meine Schicksalsrolle geworden."

Bereits 20 Partien an der Staatsoper

Seit Nadia Krasteva dem Wiener Ensemble angehört, hat sie bereits etwa 20 verschiedene Rollen verkörpert, darunter Maddalena in "Rigoletto", Ulrica in "Maskenball" und die Carmen.

"Am Beginn hatte ich in Wien natürlich Schwierigkeiten, mich zurecht zu finden. Besonders mit der Sprache, aber dieses Land hat mich so begeistert, auch die positive Atmosphäre in der Oper. Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal im September 2002 im Zuschauerraum saß und 'Don Carlos' hörte, war ich von der Vorstellung so berührt, und ich träumte davon, auch einmal so schön zu singen", so Krasteva.

Marina im neuen "Boris"

"Ich habe aber hier bisher nicht nur große Rollen gesungen, auch die kleinen Partien sind sehr wichtig für mich. Da ist man zwar nicht so gefordert, doch man kann dabei lernen, wie sich die berühmten Kollegen bewegen, wie sie atmen und wie sie singen, und dabei lernt man viel. Das ist mir auch sehr wichtig", stellt die Sängerin fest.

Zuletzt hat Nadia Krasteva im letzten Oktober mit großem Erfolg die Emilia in Verdis "Otello" in einer Neuinszenierung von Christine Mielitz verkörpert. In der laufenden Saison wird sie im neuen "Boris Godunow" die Marina singen und in der nächsten Saison in der "Macht des Schicksals".

Kein Beruf - ein Schicksal

"Singen ist für mich kein Beruf, es ist ein Schicksal, und es ist etwas, das vom Herzen kommt. Es ist für einen Künstler nicht einfach, den Weg vom Herzen, von der Seele, nach außen zum Publikum zu finden. Ich tue es einfach, so wie man atmet, so wie man lebt. Ich spüre, dass ich den richtigen Weg einschlage, wenn ich das Publikum mit meinem Singen berühren kann - dann bin ich der glücklichste Mensch", schildert Krasteva.

Nicht die Seele verkaufen

Nadia Krasteva versucht, ihre Karriere langsam aber stetig aufzubauen und sich nicht vom Musikbetrieb vereinnahmen zu lassen. Dabei steht sie mit beiden Beinen fest im Leben.

"Ein großer Star zu sein, dass ist nicht mein Ziel im Leben. Denn wenn man etwas zu rasch erreicht und alles auf einmal haben will, dann verliert man normalerweise. Man muss darauf achten, dass, wenn man seine Kunst verkauft, nicht seine Seele verkauft. Man muss sich immer selbst treu bleiben und auf seine innere Stimme hören."

Hör-Tipp
Apropos Oper, Sonntag, 14. Jänner 2007, 15:06 Uhr

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