Gedanken von Hellmuth Karasek

Das Leben - ein Fall-Beispiel

Hellmuth Karasek, bekannt durch seinen Wortwitz im "Literarischen Quartett" und in seinen Büchern, macht sich Gedanken. Über das Älterwerden zum Beispiel. "Alt werden lohnte sich nur, wenn man dabei jung bliebe", meint er.

Ein Mann fällt von einem Wolkenkratzer, er fällt und fällt, und während er so durch die Luft fliegt, im freien Fall, denkt der Mann ganz optimistisch: Bisher ist ja alles gut gegangen! Dieses witzige Fallbeispiel zitiert Hellmuth Karasek in seinem aktuellen literarischen Oeuvre, in dem er sich mit einem Thema anlegt, das uns alle betrifft. Früher oder später: das Alter.

Die Geschichte vom abstürzenden Mann sei ein gelungenes Gleichnis für das blinde Vertrauen, das wir ins Leben setzen, von dem wir doch wissen, dass es mit dem Tod enden wird. Es wäre nicht Hellmuth Karasek, jener wortgewandte und amüsante Autor und Journalist, wenn er nicht auch dem Umstand des eigenen, unaufhaltsamen Verfalls humorvolle Seiten abgewinnen könnte.

Fluch und Segen

Hellmuth Karasek, der "publizistische Turbokarpfen im Teich der grauen Hechte" (Gerhard Stadelmaier), leitete über zwei Jahrzehnte lang das Kulturressort des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Durch seine im "Literarischen Quartett" ausgetragenen Wortgefechte mit Marcel Reich-Ranicki und Sigrid Löffler verhalf er dem Lesen und oft auch einzelnen Autorinnen und Autoren zu enormer Popularität.

Das Alter, so Karaseks Erkenntnis, ist ein Fluch, den man zum Segen erklären muss. Zum Trost zitiert er Nestroy: "Ja, ja, lang leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch."

Aber Karasek blickt hoffnungsfroh auf die kommenden Zeiten, denn wer weiß, während wir Stockwerk für Stockwerk abwärts fallen, steht unten vielleicht doch schon jemand mit einem aufgespannten Sprungtuch.

Hör-Tipp
Gedanken, 4. Jänner 2009, 13:10 Uhr

Buch-Tipp
Hellmuth Karasek, "Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten", Verlag Hoffmann und Campe