Cesare Paveses Trilogie
Dichter der Einsamkeit
Cesare Paveses Roman "Tra donne sole" erschien 1949. Der italienische Schriftsteller nahm darin sein eigenes Ende vorweg: Er verarbeitete seine Gedanken über den Selbstmord. Bernhard Hüttengger hat aus dem Roman ein faszinierendes Hörspiel gestaltet.
8. April 2017, 21:58
Clelia und Rosetta, zwei junge Frauen
Am 27. August 1950 wird der italienische Schriftsteller Cesare Pavese in einem Turiner Hotelzimmer tot aufgefunden. Im Alter von 41 Jahren hat er mit einer Überdosis Schlaftabletten seinem Leben ein Ende gesetzt. Presse und Öffentlichkeit nehmen die Nachricht von Paveses Selbstmord mit Bestürzung auf, denn erst kurz zuvor war ihm der "Premio Strega", einer der bedeutendsten italienischen Literaturpreise, für die im Jahr zuvor erschienene Roman-Trilogie "Der schöne Sommer", "Der Teufel auf den Hügeln" und "Die einsamen Frauen" verliehen worden.
Das Befremden war auch deshalb so groß, weil die Fotos der Preisverleihung eine strahlende, elegante Erscheinung in mondäner Festgesellschaft zeigen, einen Schriftsteller auf dem Gipfel seines literarischen Erfolgs und nicht einen Menschen, der in einer tiefen Seelen- und Schaffenskrise steckt und zum Selbstmord entschlossen ist. Nur seinem Tagebuch hatte Pavese anvertraut: "Nicht Worte. Eine Geste. Ich werde nicht mehr schreiben".
Schreiben ist ein "entkräftendes Handwerk"
Schon in Briefen aus der Schulzeit bezeichnet Pavese das Schreiben seiner ersten literarischen Experimente als "entkräftendes Handwerk". "Ich habe nicht die Dichterseele, die ich gern hätte", hatte der 18-jährige Pavese an einen Schulfreund geschrieben, "... mich kostet ein Gedicht, bevor ich es zu schreiben beginne, ganze Lebensmonate voller Leiden".
Äußerlich betrachtet verlief das Leben des 1908 in Santo Stefano Belbo im Piemont geborenen Dichters unspektakulär. Dem gegenüber stand ein konfliktreiches Innenleben, geprägt von Phasen tiefer Depression aus dem ein Werk facetten- und kontrastreicher Vielschichtigkeit entstand, das sich mit der Entwurzelung und Vereinsamung des Menschen auseinander setzt. Das Fazit seiner Werke, die zu den bedeutendsten der italienischen Literatur im 20. Jahrhundert zählen: Die Welt lässt den Menschen resignieren.
Als Hörspiel adaptiert
Der österreichische Schriftsteller Bernhard Hüttenegger hat den Roman "Tra donne sole", den letzten Teil der Turiner Trilogie, als Hörspiel adaptiert. Schauplatz ist Turin in den 1940er Jahren. Nach langer Zeit kehrt Clelia aus Rom in das winterliche, vom Karneval erfüllte Turin zurück. In der Modebranche zu Ansehen und Geld gelangt, will sie in ihrer Heimatstadt ein Geschäft eröffnen. Doch kaum ist sie angekommen, wird sie im Hotel Zeugin eines Selbstmordversuchs: Rosetta, eine Tochter aus reichem Haus, meint an ihrer inneren Leere zu zerbrechen. Inmitten der dekadenten Welt der Turiner Gesellschaft versucht Clelia, den Grund für den Lebensüberdruss der jungen Frau herauszufinden.
Hör-Tipp
Die Hörspiel-Galerie, Samstag, 30. Dezember 2006, 14:00 Uhr
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Wikipedia - Cesare Pavese