Eine Einwanderergeschichte
Die Wahrheit über "Sound of Music"
Im Ausland ist das Musical "The Sound of Music" Synonym für österreichische Lebenswirklichkeit, "Edelweis" gilt als Hymne. In der Tat sind die Eckpfeiler des Inhalts von "The Sound of Music" nicht erfunden, sondern tatsächlich passiert.
8. April 2017, 21:58
Originalaufnahme der Familie Trapp
Immer wieder werden im Ausland lebende Österreicher mit dem Phänomen konfrontiert, dass "Edelweis" für die österreichische Bundeshymne gehalten wird und nicht die Musik zu Paula von Preradovics "Land der Berge".
"Edelweis", das Lied von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein (Text) ist einer der sentimentalen Höhepunkte des Musicals "The Sound of Music".
Junge Nonne verliebt sich
"Im Wesentlichen ist das die Geschichte einer jungen Nonne, die vom Kloster geschickt wird, um die Kinder eines Witwers zu betreuen, die sich in diesen Baron verliebt - er sich in sie zuerst - und die ihn dann heiratet und diese Familie in eine glückliche neue Zukunft führt", erzählt Ulrike Kammerhofer, Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde und Mitherausgeberin des Bandes "The Sound of Music - Zwischen Mythos und Marketing".
Dann kommt der Umbruch, beginnend mit der NS-Zeit: "Die Familie muss fliehen, beginnt in Amerika einen neue Karriere, macht ihr Hobby, das Singen im Chor, zur neuen Lebensgrundlage.
Eine Übermutter
"Maria von Trapp, die ehemalige 'Nonne' ist eine Übermutter", erläutert Kammerhofer. "Sie ist alles das, was in der Nachkriegszeit bedeutsam war. Sie ist die ideale Mutter. Sie ist die gute Gefährtin und Ehefrau. Sie ist gleichzeitig die Managerin des Chores, tritt aber als solche nicht unbedingt in Erscheinung - sie gibt die Ziellinien für die Familie vor. Sie entspricht dem österreichischen Frauenbild, sie entspricht einem religiösen bis katholischen Frauenbild und sie entspricht der modernen amerikanischen Frau, die Partnerin des Mannes ist."
Jede erdenkbare Frauenrolle sei damit in der Rolle enthalten, so Kammerhofer: "Zudem ist in dieser Geschichte schon eine sehr amerikanische Vorstellung von einem Emigrantenschicksal drinnen. Es ist auch eine Einwanderergeschichte."
Die echte Familie Trapp
Die Eckpfeiler des Inhalts von "The Sound of Music" sind nicht erfunden, sondern tatsächlich passiert. Maria Augusta Kutschera wurde 1905 in einfachen Verhältnissen in Wien geboren. Sie wurde zur Lehrerin ausgebildet und trat nach einem Bekehrungserlebnis der römisch-katholischen Neulandbewegung bei. Sie arbeitete als Erzieherin an der Klosterschule der Abtei Nonnberg in Salzburg und wollte als Postulantin später in den Orden eintreten.
Die Abtissin schickte sie 1925 als Hauslehrerin für die sieben Kinder des im ersten Weltkrieg hoch dekorierten verwitweten Kapitäns Baron Georg Ludwig von Trapp. 1927 wurde sie seine zweite Ehefrau.
Preise für Familienchor
Da die Familie 1935 ihr gesamtes Vermögen verlor, gründete Maria mit den Kindern ihres Mannes einen Familienchor. Die musikalische Leitung übernahm der musikbegeisterte Hauskaplan der Familie. Bereits 1937 gewann der Chor den ersten Preis des Volkssängerwettbewerbs der Salzburger Festspiele.
Als kaisertreuer Offizier war Trapp nach dem Anschluss Österreichs nicht mehr tragbar gewesen. Noch im selben Jahr, also 1938, emigrierte die Familie in die USA und ließ sich in Vermont nieder.
Trapp Family Singers
Die Familie unternahm auch in den USA Konzertreisen und trat meist unter dem Namen Trapp Family Singers auf. Die Familie organisierte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Hilfsaktion unter dem Namen Trapp-Family Austrian Relief und sammelte Kleidungsstücke und Nahrungsmittel für Österreich. Der Baron starb 1947.
Der Chor unternahm mehrere Tourneen unter anderem durch Südamerika und Australien und wurde 1956, nach rund 2000 Konzerten aufgelöst.
Buch, Film und Musical
Maria Augusta von Trapp schrieb 1952 ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel "Vom Kloster zum Welterfolg" nieder. Das Buch wurde 1956 von Wolfgang Liebeneiner unter dem Titel "Die Trapp-Familie" und 1958 "Die Trapp-Familie in Amerika" mit großem Erfolg verfilmt. "Die Trapp Familie" gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Filme überhaupt.
1959 wurde die Geschichte im Musical "The Sound of Music" auf die Bühne gebracht und im gesamten angloamerikanischen Sprachraum ein riesiger Erfolg. Die Verfilmung des Musicals im Jahr 1965 unter der Regie von Robert Wise mit Julie Andrews als Maria wurde mit Oscars überhäuft und ist letztlich wohl der Grund für die weltweite Popularität der Geschichte. Baronin Maria Augusta von Trapp starb 82-jährig am 28. März 1987 in Morrisville.
Mehr dazu in science.ORF.at
Hör-Tipp
Radiokolleg, Donnerstag, 28. Dezember 2006, 9:45 Uhr
Buch-Tipp
Ulrike Kammerhofer-Aggermann und Alexander G. Keul (Hrsg.), "'The Sound of Music' zwischen Mythos und Marketing", Salzburg 2000, Eigenverlag, ISBN: 3901681035