Der Islam und der Westen - Teil 5

Streitfrage Scharia

In der großen Anzahl von Vorurteilen des Westens gegenüber dem Islam spielt auch die Scharia, die religiöse Pflichtenlehre, eine Rolle. Nach abendländischem Verständnis umfasst sie sowohl moralische als auch juristische Komponenten.

Zu der großen Anzahl von Vorurteilen des Westens gegenüber dem Islam zählt auch die Scharia, die religiöse Pflichtenlehre. Sie strebt die Regelung aller Bereiche des menschlichen Daseins an. Nach abendländischem Verständnis umfasst sie sowohl moralische als auch juristische Komponenten.

Islamische Staaten, die eine Form der Scharia als Staatsrecht haben, ahnden oft auch Ehebruch, Homosexualität oder die Abkehr vom islamischen Glauben mit dem Tode: "Menschen werden getötet, nur weil sie Sex haben. Das hat nichts mit dem Islam zu tun!“, protestiert Mina Ahadi, die Gründerin des Internationalen Netzwerkes gegen Steinigung.

Jährlich 5.000 Frauen weltweit

Steinigung gilt als eine mögliche Tötungsart bei Gotteslästerung und Ehebruch. Die Frauen werden bis zur Brust eingegraben und mit einem Tuch bedeckt. Die Männer werfen die Steine. Das geltende iranische Strafgesetzbuch schreibt die Größe der Steine, die für eine Steinigung benutzt werden sollen, genau vor.

In einer Studie der Vereinten Nationen wird von jährlich 5.000 Mädchen und Frauen weltweit ausgegangen, die Opfer von Ehrenmorden werden.

Steinigungen neu eingeführt

Mina Ahadi stammt aus Persien, dem heutigen Iran. Sie wurde 1956 in der Provinz Teheran geboren. In ihrer Jugend trug sie Miniröcke und ging in die Disco. Gleichzeitig diskutierte sie mit linksorientierten Studenten Wege, den Schah zu stürzen.

Steinigungen habe es damals in ihrem Land nicht gegeben, sagt Mina Ahadi: "Ich denke der Iran ist kein islamisches Land. Viele sind Muslime, andere nicht. Das islamische Regime ist nicht das Ergebnis der Kultur oder Mentalität oder Religion der Menschen, sondern eine politische Sache. Die islamischen Gesetze sind mit sehr viel Gewalt im Iran durchgesetzt worden.“

Internationales Netzwerk

Im Jahr 2.000 hat die 45-Jährige mit österreichischem Pass das internationale Netzwerk gegen Steinigung gegründet. Es besteht derzeit aus mehr als 200 Einzelorganisationen in vielen Ländern der Welt.

Ziel des Netzwerkes ist die Ächtung und Abschaffung der Steinigung. Mina Ahadi klagt an: "Steinigungen sind barbarisch und unmenschlich. Es ist unglaublich, dass es sie im 21. Jahrhundert noch gibt!“

Mehr zum Thema "Der Islam und der Westen" in oe1.ORF.at
Wie Österreich mit den Muslimen umgeht
Vorurteile gegenüber Muslimen in Europa
Die Vorurteile der anderen
Facettenreicher Islam

Hör-Tipp
Imago, Samstag, 6. Jänner 2007, 0:08 Uhr

Buch-Tipp
Samuel Phillips Huntington, "Clash of Civilizations", Verlag Simon & Schuster, ISBN 074323149X

Links
IGGIÖ - Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich
Institut für Iranistik
Deutsches Orient-Institut