Dramatisierte Fassung des Feuchtwanger-Romans

"Jud Süß" als Hörbuch

Lion Feuchtwangers Roman "Jud Süß" über Aufstieg und Fall eines jüdischen Bankiers im Württemberg des 18. Jahrhunderts ist als hochkarätiges, fast siebenstündiges Hörspiel im Audio Verlag herausgekommen. Mit dabei: Die Stimme von Axel Corti.

Im Februar 1738 wurde in Stuttgart ein Mann hingerichtet, der über Jahre hinweg die Geschicke des Herzogtums Württemberg entscheidend mitbestimmt hatte. Vor den Toren der Stadt hatten Handwerker einen zehn Meter hohen Galgen aufgebaut. Bestimmt war er für den jüdischen Bankier Josef Ben Issachar Süßkind Oppenheimer, allgemein "Jud Süß" genannt.

Ein Schauprozess
10.000 Menschen wohnten dem makabren Schauspiel der Exekution bei. Für keinen einzigen der zahlreichen Anklagepunkte wie Hochverrat, Beraubung der Staatskassen oder Bestechlichkeit hatten die Richter schlüssige Beweise gefunden. Eine Begnadigung wurde an die Bedingung des Übertritts zum christlichen Glauben geknüpft, was Süß ablehnte. Damit war sein Schicksal besiegelt.

Der "Hofjude" Oppenheimer musste als Sündenbock für die Politik des württembergischen Herzogs Karl Alexander sterben, dessen aufwendigen Lebensstil er finanziert hatte. Der Fürst war zum Ärger seiner mehrheitlich protestantischen Untertanen zum Katholizismus übergetreten. Sein Programm: militärische Aufrüstung, Krieg gegen Frankreich, Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und Beschneidung des Parlamentarismus.

Sein ehrgeiziger jüdischer Geldgeber wurde immer mächtiger und dem Volk immer vehasster. Als ruchbar wurde, dass Karl Alexander einen Staatsstreich plante, um eine Militärautokratie einzuführen, herrschte im Volk Revolutionsstimmung. Der Fürst starb an einem Schlaganfall. Ein Schuldiger musste her: "Der Jud".

Zwei literarische Vorlagen
Wilhelm Hauff schrieb 1827 eine Novelle, in der er den unfairen Prozess und das Todesurteil anprangerte. Lion Feuchtwanger arbeitete den Stoff zu einem Roman mit einem ganzen Universum an Figuren um. 1925 erschien das Buch in einer kleinen Auflage. Der Erfolg in Deutschland stellte sich erst auf dem Umweg über die Publikation in den USA und England ein. Von den Nationalsozialisten wurde der Roman - wie alle Bücher des jüdischen Autors Feuchtwanger - verboten.

Der NS-Propagandafilm
Veit Harlans Film "Jud Süß" aus dem Jahr 1940 griff die antisemitischen Inhalte der NS- Propaganda auf und setzte sie technisch perfekt in Bilder um. Grundlage für diesen Hetzfilm dürfte dem neuesten Stand der Forschung nach aber nicht Feuchtwangers Roman, sondern Wilhelm Hauffs Novelle gewesen sein - nach mehrfacher, starker Überarbeitung.

Feuchtwanger sah die Figur des Bankiers Oppenheimer als Metapher für den modernen Menschen zwischen West und Ost. Der Roman ist frei von antisemitischen Zügen. Der Autor, selbst Jude, porträtierte die Hauptfigur allerdings keineswegs idealisierend, sondern als machtversessenen, opportunistischen Karrieristen.

Das Hörbuch
"Jud Süß" wurde in einer Produktion des Südwestfunks aus dem Jahre 1981 mit Axel Corti als einem der beiden Erzähler zu einem Hörspiel der Extraklasse verarbeitet, das kürzlich im Audio Verlag erschienen ist und ein faszinierendes Hörerlebnis bildet.

Hör-Tipp
Hörbücher, Montag, 25. Dezember und Dienstag 26. Dezember 2006, 16:05 Uhr

Mehr dazu in Ö1 Programm

CD-Tipp
Lion Feuchtwanger: "Jud Süß", Hörspielbearbeitung: Walter Andreas Schwarz, mit: Axel Corti, Hans Korte u v. .a., Audio Verlag, 6 CDs, Gesamtspieldauer 409 min., ISBN 3899135721

Link
Der Audio Verlag - Jud Süß