Orientierungshilfen

RFID-System für Sehbehinderte

RFIDs sind winzige Funkchips, die ohne eigene Batterie Informationen bis zu mehreren Metern senden können. Die neueste Anwendungs-Idee: als elektronische Markierungen in Gehsteigen oder Straßen, um Sehbehinderten Wege zu erleichtern.

Eines der neuen Zauberwörter der Digitalen Welt lautet RFID - Radio Frequency Identification. Dabei handelt es sich um winzig kleine Funkchips, die ohne eigene Batterie Informationen von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern senden können. Sie werden nicht nur in die neuen elektronischen Pässe eingebaut, sondern in Zukunft auch zur Identifikation von Schafen oder Ziegen genutzt, um deren Lebensweg vom Bauernhof bis zum Teller eindeutig nachvollziehen zu können.

Nach der Schlachtung der Tiere werden Unmengen dieser Chips quasi nutzlos - aber nicht wertlos werden. Die Gemeinsame Forschungsstelle der EU in Ispra hat deshalb überlegt, wie man die Funkchips wieder verwenden könnte. Die Idee: als elektronische Markierungen in Gehsteigen oder Straßen, um Sehbehinderten Wege zu erleichtern.

Sesamonet - elektronische Orientierung für Sehbehinderte

Ein Prototyp wird im Italienischen Ispra getestet. Im Asphalt vor dem Instituts-Gebäude sind Funkchips versenkt. Jeder Funkchip lässt sich anhand seiner Nummer eindeutig identifizieren und dient damit als elektronische Wegmarkierung. Eine Antenne im Blindenstock liest die Markierungen und gibt sie an eine Datenbank in einem Mini-Computer weiter. Der wiederum setzt die Position des Sehbehinderten in Worte um. Die Idee ist, damit einen virtuellen Weg zu schaffen, den Sehbehinderte entlang gehen können.

Die Funkchips senden rund siebzig Zentimeter weit, müssen also entsprechend dicht hintereinander im Boden versenkt werden. Wichtig ist die dazugehörige elektronische Landkarte, die mit dem Empfangsgerät im Blindenstock verbunden sein muss.

"Wir stellen uns das so vor, dass es in Zukunft möglich sein wird, die entsprechenden Informationen von einer Webseite herunterzuladen und sie dann zum Beispiel auf einem normalen Mini-Computer, einem PDA zu speichern. Diesen Computer trägt der Sehbehinderte mit. Sobald man Kontakt mit dem ersten Transponder im Boden, mit dem ersten Funkchip hat, kann man mithilfe der elektronischen Landkarte jeden gewünschten Punkt ohne Hilfe erreichen", erklärt der Leiter des Projektes Marco Sironi.

Ohne Umweg über das Internet

Aber natürlich nur dort, wo die elektronischen Markierungen im Boden versenkt sind. Marco Sironi denkt schon in die Zukunft. Das Herunterladen von Informationen aus dem Internet ist auf Dauer etwas zu aufwändig. Er möchte diesen Prozess automatisieren: "Wenn man global denkt, wäre es gut, einen Dienstleister für das Herunterladen der Informationen zu haben. Das soll so funktionieren. Wenn der Sehbehinderte den ersten Funkchip erreicht, sollen die Daten automatisch heruntergeladen werden, ohne dass man dafür den Computer daheim braucht. Das heißt, der PDA verbindet sich automatisch mit dem Server des Providers und speichert die elektronische Landkarte".

Andere Anwendungsmöglichkeiten

Die Technologie könnte, wie Sironi meint, darüber hinaus auch zu einer Orientierungshilfe für Sehende werden. "Wir denken auch daran, mit dieser Technik Besuchern von großen Gebäuden die Orientierung zu erleichtern. Denken Sie nur an die großen Gebäude der EU-Kommission in Brüssel. Wenn man da hineinkommt, ist man verloren. Die neue Generation von Mobiltelefonen wird mit einem RFID-Empfänger ausgestattet sein, um damit Transponder lesen zu können. Es gibt bereits ein Modell, das dazu in der Lage ist. Wenn also jemand mit so einem Mobiltelefon in ein großes Gebäude geht und zu einem Transponder kommt, könnte er mit unserem System alle Informationen über das Gebäude erhalten, ohne jemanden fragen zu müssen".

Zuerst einmal wird sich das Blinden-Leitsystem außerhalb des Labors bewähren müssen. Um Weihnachten startet am Lago Maggiore ein großer Feldversuch mit dem elektronischen Orientierungssystem auf Basis von Funkchips.

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Gemeinsame Forschungsstelle der EU