Fortschritte in der medikamentösen Behandlung

Krebs II

Rund 20 Prozent aller Todesfälle in Österreich werden durch eine bösartige Tumorerkrankung verursacht. Krebs liegt in der Statistik der Todesfälle auf Platz 2 hinter Herz-Kreislauferkrankungen. Die Angst vor Krebs ist verständlicherweise nach wie vor groß.

Weder sind alle Geheimnisse über die Entstehung der vielen verschiedenen Krebsarten enträtselt, noch ist die Wunderpille in Sicht. Dennoch herrscht in den letzten Jahren ziemliche Euphorie in der Krebsforschung.

Zwar sind allen therapeutischen Fortschritten zum Trotz noch viele Krebserkrankungen nicht heilbar. Bei manchen gibt es allerdings recht spektakuläre Erfolge. Bei anderen Krebsarten wiederum ist das Ziel, dass sie wie eine "chronischen Erkrankung" bei weitgehend normaler Lebenserwartung verlaufen. Gegen bestimmte Brustkrebsformen z. B. stehen mittlerweile so viele wirksame Strategien zur Verfügung, dass dieses Ziel in erreichbare Nähe zu rücken scheint.

Achillesferse finden
Der Grundlagenforschung gelingt es in zunehmendem Maße, die Krebserkrankungen zugrunde liegenden molekular-genetischen Veränderungen zu entschlüsseln und damit deren Auswirkungen auf Entstehung und Fortschreiten von Krebserkrankungen zu verstehen.

Je besser die Entstehung von Krebs und der Lebenszyklus der Krebszellen verstanden werden, desto genauer können zielgerichtete Therapien entwickelt und eingesetzt werden. Es geht darum, Schwachstellen der Krebszellen zu entdecken und diese auszunutzen.
Dazu einige Beispiele.

Blutversorgung stören
Bereits 1971 wurde das Wirkprinzip der so genannten Angiogenese-Hemmung entwickelt. Die Idee dabei: Die Bildung neuer Gefäße zum Tumor zu unterbinden und ihn somit auszuhungern bzw. zumindest sein Wachstum zu hemmen.

Seit 2005 ist Bevacizumab zur Behandlung von Dickdarmkrebs zugelassen. Es handelt sich um einen Antikörper, der gegen den Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth factor) gerichtet ist. VEGF spielt für die Blutgefäßversorgung des Tumors eine Schlüsselrolle. Bevacizumab blockiert VEGF und stört somit die Blutzufuhr des Tumors und damit dessen Wachstum.

Ebenfalls routinemäßig eingesetzt wird die Substanz Cetuximab - ein gegen den epidermalen Wachstumsfaktor (EGFR) gerichteter Antikörper. Cetuximab wird unter anderem ebenfalls gegen Dickdarmkrebs verwendet.

Wachstumsfaktoren blockieren
Bei diesem Ansatz geht es darum, die Signale innerhalb der Krebszellen entscheidend zu stören. So genannte Signaltransduktionshemmer zielen spezifisch auf die Unterbrechung von Informationswegen, die für das Wachstum von Tumorzellen entscheidend sind.

Ein Beispiel ist Imatinib. Diese Substanz ist gegen eine bestimmte Tyrosinkinase (jenes Enzym, das bei der Signaltransduktion, also der Übermittlung von Wachstumsnachrichten im Innern der Zelle, eine wesentliche Rolle spielt) gerichtet. Der Wirkstoff blockiert das Enzym und somit die unkontrollierte Vermehrung der Zellen. Imatinib wird gegen die chronische myeloische Leukämie und gegen GIST-Tumore eingesetzt. Dies sind seltene Tumore des Gastrointestinaltraktes.

Erste Erfolge bei Lungenkrebs
Ein weiteres Beispiel ist die Substanz Erlotinib, ebenfalls ein Tyrosinkinase-Hemmer, der den Wachstumsfaktor HER1 blockt. Damit wird das Tumorzellwachstum gestört. Erlotinib wird zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs eingesetzt.

Es gibt auch bereits erste Erfahrungen beim Einsatz gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Diese Liste ließe sich noch fortsetzen. Vor allem das Medikament Trastuzumab hat für jenes Drittel der Brustkrebspatientinnen, deren Brustkrebs viele HER2-Rezeptoren aufweist, also HER2-positiv ist, eine deutliche Verbesserung der Prognose gebracht.

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Wenn Sie Fragen haben oder während der Live-Sendung von Ihren Erfahrungen berichten möchten, so können Sie uns während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 erreichen. Ihr Anruf ist kostenlos.

Sie haben auch die Möglichkeit, hier zu posten. Nach der Sendung wird ein Sendungsgast bis etwa 15:15 Uhr Fragen aus dem Forum beantworten.

  • Welchen Stellenwert haben die neuen Medikamente nun tatsächlich?
  • Welche Kombinationen dieser neuen Therapieansätze sind sinnvoll?
  • Bei welchen Krebsarten sind weitere Fortschritte zu erwarten?
  • Welche Kosten verursachen die neuen Behandlungsstrategien
  • Sollen Krebserkrankte für die Therapie selbst aufkommen?

Mehr dazu in der Online-Infomappe

Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 15. Jänner 2007, 14:20 Uhr

Gäste sind: Gabriela Kornek, internistische Onkologin an der 1. medizinischen Abteilung AKH Wien und Michael Gnant, Chirurg am Wiener AKH und Präsident der Austrian Breast and Colon Cancer Study Group.

Nach der Sendung beantwortet Gabriela Kornek bis ca. 15.20 Uhr Ihre Fragen hier im anschließenden Forum.