Spitzenlöhne - eine Frage der Ethik?
Managergehälter im Visier
Wenn Topmanager zur Kasse bitten, scheint der typische Neidreflex fröhliche Urständ zu feiern. Sind Wirtschaftsspitzenkräfte ihr Geld wert oder sind sie überbezahlt? Ist die Lohnschere zwischen ihnen und ihren Angestellten überhaupt noch moralisch vertretbar?
8. April 2017, 21:58
Wie kommt das Gehalt eines Managers zustande?
Ist es nur die Maßlosigkeit einiger weniger, die nicht genug kriegen können, oder verdienen Wirtschaftsspitzenkräfte allgemein zu viel? Immer öfter werden zu hohe Managergehälter kritisiert, und zwar nicht nur von linken Gruppen, sondern auch von Aktionären und ihren Vertretern. So werden die exorbitanten Gagen von Topmanagern zu Ethik-Fragen hochstilisiert.
Was ist noch vertretbar? Die Durchschnittsverdiener mit ihrem typisch auftretenden Neidreflex fordern jedenfalls klare Regeln. Man spricht von Offenlegung und mehr Transparenz. Eine Forderung, die angesichts der immer größer werdenden Lohnschere zwischen Angestellten und Topmanagern nur allzu verständlich ist.
Willkommen im Club der Millionäre
Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, bekommt im Jahr über acht Millionen Euro aufs Privatkonto überwiesen. Unvorstellbar für normale Angestellte. In Österreich wiederum hat jener Fall für Aufsehen gesorgt, als Erste-Bank-Chef Andreas Treichl eine Zusatzvergütung von zwei Millionen Euro erhalten hat, damit er sich nicht abwerben lässt. Für das Geschäftsjahr 2004 hat Treichl so 4,5 Millionen Euro bekommen.
Zwei von vielen Beispielen, die die Diskussion um Spitzengehälter von Topmanagern wieder aufflammen ließ. "Gibt es überhaupt gerechte Managerlöhne?" lautete eine der Fragen bei der Gewinn-Messe in Wien an den Gehaltsexperten beim Personalberater Neumann International AG, Conrad Pramböck, und an Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger.
Abgehoben und empörend
Wilhelm Rasinger protestierte schon bei der letzten Hauptversammlung der AUA gegen die Höhe der Managergehälter. Obwohl es dem Unternehmen nicht gut geht, wurden bei der AUA die Gehälter insofern verbessert, als die fixen Gehaltsbestandteile erhöht, die variablen - also erfolgsabhängigen - hingegen gesenkt wurden.
"Für Anleger und Mitarbeiter gleichermaßen empörend", sagt Rasinger. "Der Aufsichtsrat hat da die nötige kritische Distanz vermissen lassen. Denn Aufsichtsräte sind ihrerseits meist ehemalige oder aktive Vorstände in anderen Unternehmen; sie zeigen daher viel Verständnis." Rasinger kritisiert das als abgehoben gegenüber den täglichen Problemen der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, besonders dann, wenn argumentiert wird, im Verhältnis zum Unternehmensgewinn oder zum Umsatz seien das ohnehin nur Promille. Vorstandsgehälter seien - so Rasinger - auch wichtige Signale für den sozialen Frieden im Unternehmen.
Offenlegung - ja oder nein?
Ein Vorstand sollte intellektuell in der Lage sein, zwischen Millionenumsätzen und seinen privaten Bedürfnissen zu unterscheiden, meint Conrad Pramböck. Die Frage, ob die Gehälter der einzelnen Vorstandsmitglieder im Geschäftsbericht offen gelegt werden sollten, wie das in Deutschland bereits Gesetz ist - verneint er mit der Begründung, die Gehälter der übrigen Angestellten würden ja auch nicht bekannt gegeben.
Rasinger wiederum würde sich das wünschen, schon allein im Sinne der Transparenz. Auch die Politikerbezüge würden ja offen gelegt, und das habe zu einer deutlichen Entkrampfung beigetragen.
Pramböck entgegnet demgegenüber: "Viele Vorstände sehen in der Höhe ihres Gehaltes in erster Linie eine Wertschätzung ihrer Arbeit, wenn nicht gar eine Befriedigung ihrer Eitelkeit. Wenn die Gehälter publiziert werden, würde das daher nicht zu einer Reduktion führen, eher im Gegenteil."
Managergehälter - so Pramböck - folgen nicht einem festen Schema, sondern werden verhandelt. Die Höhe hänge in erster Linie an der Größe des Unternehmens, dann an der Branche, wobei die Ölindustrie, Versicherungen oder Banken besonders gut zahlen, dann am wirtschaftlichen Erfolg und an den Aufgaben: Es kann durchaus sein, dass ein Manager, der als Sanierer geholt wird, trotz der schlechten Lage des Unternehmens besonders gut verdient, weil auch sein Risiko besonders hoch ist.
Die exorbitanten Durchschnittsgagen
Im Durchschnitt beträgt das Grundgehalt eines Vorstandes in Österreich 250.000 Euro im Jahr. Dazu kommen variable Bestandteile zwischen 130.000 und 135.000 Euro. Außerdem bekommen Vorstände oft so genannte "Stock-Options", also Aktien des eigenen Unternehmens, wenn der Aktienkurs eine bestimmte Höhe erreicht hat. Diese Durchschnittsgehälter werden natürlich auch überschritten. So bekommt etwa der Chef der OMV rund eine Million Euro Jahresgehalt, und je nach Erfolg eines Unternehmens kann es auch mehr sein.
Grundsätzlich ist zu den Managergehältern zu sagen: Einen gerechten Lohn gibt es nicht. Da sind sich auch Conrad Pramböck und Wilhelm Rasinger einig, aber die öffentliche Diskussion könnte doch dazu führen, dass der eine oder der andere Gehaltsexzess vermieden wird.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 27. Oktober 2006, 9:45 Uhr
Download-Tipp
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Links
IVA - Interessenverband für Anleger
Neumann International AG