Exzessiver Klaus Kinski
Star der Extreme
Klaus Kinski verkörperte in über 140 Filmen oft Schurken und psychopathische Charaktere. Auch in der Öffentlichkeit trat er meistens exzentrisch und öfters auch aggressiv auf. Am 18. Oktober 2006 wäre Kinski 80 Jahre alt geworden.
8. April 2017, 21:58
Kinskis Verhältnis zu Zeitungen war ziemlich getrübt.
Wer Klaus Kinski, den "wilden Mann des deutschen Films", verehrt, kann sein Geburtshaus im polnischen Zoppot besuchen. Als Klaus Günther Nakszynski kam der exzentrische Leinwandstar vor 80 Jahren am 18. Oktober 1926 in dem damals zur Freien Stadt Danzig gehörenden Ostseebad zur Welt. In dem kleinen nordkalifornischen Ort Lagunitas, wo Kinski die letzten Jahre abgeschieden lebte, war er 65-jährig und völlig unerwartet am 23. November 1991 einem Herzinfarkt erlegen.
Hass-Liebe zu Werner Herzog
Kinski war ein Star der Extreme. Von den einen als Genie und "größter Schauspieler aller Zeiten" verehrt, sahen andere einen Wahnsinnigen und rücksichtlosen Egomanen in ihm. Mal randalierte er auf der Bühne, mal ging der Bürgerschreck auf Talkshow-Moderatoren los. In einem römischen Restaurant zertrümmerte er Geschirr und prügelte sich mit Polizisten. Er verfluchte Co-Stars und beschimpfte Regisseure. Seine spannungsgeladene Hass-Liebe zu Filmemacher Werner Herzog entlud sich in üblen Schimpftiraden.
Werner Herzog brachte den Widerspruch auf einen Nenner: "Er war einfach die ultimative Pest. Leute wie Marlon Brando waren Vorzugsschüler im Vergleich zu ihm." Doch Herzog, der seine Kinski-Erlebnisse 1999 in dem Film "Mein liebster Feind" dokumentierte, erinnerte sich neben "monströsen Kämpfen" auch an eine "tiefe, tiefe Freundschaft".
Fünf Filme drehten sie zusammen, darunter "Aguirre - der Zorn Gottes", "Nosferatu - Phantom der Nacht" und "Fitzcarraldo". Immer ging es um Außenseiter und Einzelgänger - Rollen, die ein besessen arbeitender Kinski mit höchster Intensität spielte.
Beginn mit Villon und Rimbaud
Erste Bühnenerfahrung sammelte Kinski nach dem Krieg in einem britischen Gefangenenlager. Mit Versen von François Villon oder Arthur Rimbaud zog der junge Künstler dann in den 1950er Jahren durch die Lande. Vor allem in Studentenkreisen waren die "Kinski-Happenings" gefragt. Ersten Fernsehruhm erspielte sich der Mann mit dem unnachahmlich irren Blick und der metallischen Stimme als wilder Bösewicht in Edgar-Wallace-Verfilmungen.
Kinski drehte mehr als 140 Filme, von denen er nach eigener Aussage viele "zum Kotzen" fand. Er trat in Italo-Western ( wie "Für ein paar Dollar mehr" und in Hollywood-Komödien - zum Beispiel "Buddy, Buddy" - auf.
"Wenn man - wie ich - ständig Geld braucht, dann kann man nicht wählerisch sein. Filme sind ein großer Haufen Blödsinn", schimpfte Kinski im letzten Interview vor seinem Tod in der US-Zeitschrift "Frisko". Auf der anderen Seite wies er Top-Angebote zurück, etwa Steven Spielbergs Einladung für eine Bösewicht-Rolle in dem Indiana-Jones-Abenteuer "Jäger des verlorenen Schatzes".
Freizügige Ausdrucksweise
Mit seinem letzten großen Projekt, einem Porträt des "Teufelsgeigers" Niccolo Paganini, machte Kinski 1988 nochmals Schlagzeilen. Kinski spielte die Hauptrolle und führte erstmals auch Regie. Doch der Film wurde vom Wettbewerb bei den Filmfestspielen in Cannes ausgeschlossen, weil er der Auswahl-Jury zu pornografisch erschien.
Freizügig war er allerdings auch bei der Schilderung seines Lebens. Kinskis Memoiren "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund" und "Ich brauche Liebe" wurden Verkaufsrenner.
Friedlicher Tod
Das Ende eines dramatischen Lebens war überraschend leise. Nach Angaben der Behörden in Lagunitas starb Kinski am 23. November 1991 "eines völlig natürlichen, friedlichen Todes im Bett". Die Autopsie ergab Herzinfarkt als Todesursache. Seinem Wunsch zufolge wurde sein Leichnam verbrannt und die Asche bei San Francisco in den Pazifik gestreut.
Veranstaltungs-Tipp
Jacky Surowitz, Kinski-Leseabend "Jacky zitiert Hyde", Mittwoch, 18. Oktober 2006, Schikaneder Kino,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (15 Prozent).
Link
Schikaneder Kino - Jacky zitiert Hyde