Der einstige Inbegriff des lyrischen Tenors

Luigi Alva zu Gast

In seiner Glanzzeit galt der gebürtige Peruaner als Innbegriff des lyrischen Tenors: Luigi Alva. An die Wiener Staatsoper, wo er 1982 letztmals sang, kam er unter Karajan. Heute blickt der fast 80-jährige Künstler auf ein erfülltes Sängerleben zurück.

Luigi Alva ist für Opernliebhaber der Innbegriff des lyrischen Tenors und des feschen Liebhabers. Er stammt aus Peru, lebt aber seit den 1950er Jahren in Italien und ist mit einer Italienerin verheiratet. Seine beiden Söhne schenkten ihm eine große Familie, so dass der im kommenden April seinen 80. Geburtstag feiernde Großvater auf ein glückliches und zufriedenes Leben zurückblicken kann.

Ursprünglich wollte Luigi Alva aber etwas ganz anderes werden - nämlich Matrose, wie er erzählt: "Als ich die Schule abgeschlossen hatte, trat ich in die peruanische Marineakademie ein, daneben hatte ich aber schon als Junge zu singen begonnen. Mein Vater brachte mich zur Gattin eines Kollegen, der ich unter anderem 'Granada' vorsang. Am Ende sagte sie: Deine Zukunft liegt nicht in der Marine, Deine Zukunft liegt in Deiner Stimme! Ab diesem Zeitpunkt nahm ich das Singen ernst und verließ die Marine."

1953 nach Europa

Der angehende Sänger nahm nun ernsthaften Gesangsunterricht, wurde in eine Zarzuela-Truppe aufgenommen, hatte aber zu dieser Zeit immer wieder Probleme mit den hohen Tönen, die ihm so manche Schwierigkeiten auf der Bühne bereiteten. Einige Zeit später, Luigi Alva erhielt einige erfolgreiche kleinere Engagements in Peru, fand ein Gesangswettbewerb für den Film "Der große Caruso" mit Mario Lanza statt, und jedes südamerikanische Land sollte in einer Ausscheidung einen Kandidaten dafür stellen, die dann in Rio das Finale bestreiten sollten. Der Preis war ein Stipendium an die Gesangsschule der Mailänder Scala.

"Ich nahm an diesem Gesangswettbewerb teil, leider gewann ich nicht, ich kam nicht einmal bis ins Finale. Zwar war ich nicht direkt enttäuscht, aber ich hatte nicht das erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. 1953 schiffte ich mich nach Europa ein, denn ich wollte versuchen, in Italien als Sänger Fuß zu fassen", erinnert sich Alva.

Scala-Debüt 1954 mit Alfredo

Luigi Alva kam nach Mailand, ging in die Scala, sah "La Favorita" mit Giulietta Simionato und Gianni Poggi, zu dem er am nächsten Tag ging und der ihn zu seinem eigenen Gesangslehrer Emilio Ghirardini vermittelte.

"Am 4. Juli 1954 debütierte ich als Alfred in 'La Traviata' und wurde in der Folge in die 'Kadettenschule' der Scala aufgenommen. Ich habe also zwar nicht den Wettbewerb in Rio gewonnen, bin aber über eine andere Tür an die Scala gekommen." Alva besuchte diese Schule zwei Jahre lang, und wurde am 26. Dezember 1955 für die Eröffnung der neu gegründeten Piccola Scala mit "Il matrimonio segreto" engagiert. Neben Alva sangen u. a. Simionato, Sciutti und Calabrese. Giorgio Strehler inszenierte diese wunderbare Produktion, die dann auch nach Wien ins Akademietheater kam.

Almaviva mit der Callas

Als Folge kam dann am 16. Februar 1956 das Engagement von Luigi Alva als Almaviva in Rossinis "Barbier" am großen Haus der Scala mit Maria Callas.

"Man sagte der Callas immer nach, dass sie eine Diva gewesen sei. Ich, der ich mit ihr gearbeitet habe, kann dies aber nicht bestätigen. Sie war ein ernsthafter Profi. Sie kam zu jeder Probe eine halbe Stunde früher, um die Stimme aufzuwärmen, sie sang auch bei den Proben immer voll aus. Wenn die Kollegen nur markierten, mochte sie das gar nicht. Und wenn ein Kollege, der bei einer Vorstellung vielleicht nicht so gut gesungen hatte, aber trotzdem mehr Applaus erhielt als sie, das mochte sie schon gar nicht!"

Unter Karajan nach Wien

Luigi Alvas Weltkarriere war nicht mehr aufzuhalten. Er kam unter Karajan nach Wien und wurde bei den Salzburger Festspielen für "Cosi" und "Entführung" engagiert. Er sang aber nie über seine stimmlichen Möglichkeiten hinaus, obwohl ihm häufig auch schwerere Tenorpartien angeboten wurden.

In seiner Glanzzeit verkörperte er an der Wiener Staatsoper 31 Mal den Almaviva im "Barbier", daneben u. a. auch Ferrando, Ottavio und Tamino. Sein letzter Auftritt in Wien fand am 25. Oktober als Ernesto in Donizettis "Don Pasquale" statt.

Ein erfülltes Sängerleben

Heute blickt Luigi Alva voll Zufriedenheit auf ein erfülltes Sängerleben zurück. Er arbeitet als Gesangslehrer an der Scala und veranstaltet auch jährlich Opern-Aufführungen in Lima, bei denen er für Regie und Bühnenbild verantwortlich zeichnet.