Bahman Ghobadis zweiter Streich

"Halbmond" siegt in San Sebastian

Der iranische Regisseur Bahman Ghobadi hat ex aequo mit seinem französischen Kollegen Martial Fougeron beim Filmfestival im nordspanischen San Sebastian die "Goldene Muschel" gewonnen. Ghobadis "Halbmond" ist ein Film aus der "New Crowned Hope"-Reihe.

Der mit österreichischer Beteiligung produzierte iranische Streifen "Halbmond" ("Niwemang") von Regisseur Bahman Ghobadi, ein Film aus der "New Crowned Hope"-Reihe, ist beim 54. Internationalen Filmfestival in San Sebastian ex aequo mit dem Film "Mon fils à moi" des Franzosen Martial Fougeron als bester Beitrag mit der "Goldenen Muschel" ausgezeichnet worden.

"Ich bin glücklich über die Auszeichnung, aber traurig, dass mein Film noch immer im Iran verboten ist", sagte Ghobadi bewegt im Rahmen der Preisverleihung, "Ich habe den Film dem ganzen kurdischen Volk gewidmet". "Halbmond" wurde ausgewählt, beim kommenden Rennen um den Auslands-Oscar den Irak zu vertreten.

Der iranische Filmemacher Ghobadi gewann mit "Turtles can fly" bereits vor zwei Jahren die Goldene Muschel. Das Filmfestival von San Sebastian in Nordspanien gehört neben Cannes, Venedig und Berlin zu den vier großen Filmwettbewerben Europas.

Internationale Koproduktion

"Halbmond" wurde mit Geldern aus Iran, Irak, Österreich und Frankreich koproduziert. In Österreich wird der Streifen gemeinsam mit den weiteren sechs Filmen der Reihe erstmals bei Peter Sellars "New Crowned Hope"-Festival präsentiert, das die Wiener Festwochen im Rahmen des Wiener Mozartjahres durchführen. Das gesamte Festival steht von 14. November bis 13. Dezember im Zeichen einer interdisziplinären und internationalen Beschäftigung mit Mozart.

"Halbmond" erzählt die ergreifende, tragische und gleichzeitig witzige Geschichte von Mamo, einem kurdischen Sänger, der mit seinen Söhnen während des Irak-Kriegs die gefährliche Reise ins kurdische Irak unternimmt, um dort sein Volk zu unterstützen.

Immigration im Mittelpunkt
Wie bereits der Eröffnungsfilm "Ghosts" zeigte, steht beim Festival in diesem Jahr besonders die Immigration im Mittelpunkt. Dem Thema wurde eine thematische Retrospektive als eigenständige Nebenreihe mit dem Namen "Emigrantes" gewidmet.

"Die Immigration ist gerade in Spanien dieser Tage ein sehr gravierendes und aktuelles Problem. Täglich kommen Hunderte von Flüchtlingen auf den Kanarischen Inseln an. Wir wollten zeigen, wie das Kino im Laufe der Jahre die Geschichte der Immigration erzählt und verarbeitet hat", erklärte Festival-Direktor Mikel Olaciregui.

"Silberne Muschel" an Tom DiCillo
Die "Silberne Muschel" für die beste Regie ging an Star-Regisseur Tom DiCillo, der in seiner aberwitzigen Drama-Komödie "Delirious" Steve Buscemi als erfolglosen Promi-Fotographen in eine Welt aus Lügen, Rache und Eifersucht eintauchen lässt.

Die Auszeichnung als bester Schauspieler erhielt der spanische Veteran Juan Diego für seine einfühlsame Interpretation in "Vete de mi". Während die französische Darstellerin Nathalie Baye die "Silberne Muschel" für ihre Rolle als herzlos liebende Mutter in "Mon fils à moi" bekam.

Weitere Auszeichnungen
Der Spezialpreis der Jury, in der unter anderen die französische Schauspiellegende Jeanne Moreau, der portugiesische Literaturnobelpreisträger José Saramago und der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz saßen, wurde an den argentinischen Regisseur Carlos Sorin für "El Camino de San Diego" vergeben, der vom Maradona-Kult in Argentinien erzählt.

Der Altadis Preis für den besten Nachwuchsfilm konnte sich überraschender Weise der Franzose Lionel Bailliu für seinen Streifen "Fair Play" sichern, obwohl der Deutsche Sven Taddicken für "Emma's Glück" und die US-Amerikaner Jonathan Dayton und Valerie Faris mit ihrer Komödie "Little Miss Sunshine" das ganze Festival über als klare Favoriten für diesen Preis galten. Immerhin erhielt "Little Miss Sunshine" den Publikumspreis als beliebtester Film. Der diesjährige "Preis der Jugend" ging an den Dänen Peter Schonau Fog für "The art of crying".

Venedig-Erfolg für "Daratt"
Bereits Anfang September gab es für "New Crowned Hope" Grund zur Freude: Bei den 63. Internationalen Filmfestspielen in Venedig erhielt "Daratt" des in Tschad geborenen Mahamat-Saleh Haroun den Jury-Preis. Das faszinierende Kammerspiel um Schuld und Sühne zwischen einem jungen Mann und dem Mörder seines Vaters kreist um die Folgen von Bürgerkriegsgewalt.

Filmpräsentation in Wien
Der Gewinnerfilm "Halbmond" wird in Österreich erstmals auf dem "New Crowned Hope"-Festival präsentiert, das die Wiener Festwochen im Rahmen des Mozartjahres durchführen. Das gesamte Festival steht vom 14. November bis 13. Dezember im Zeichen einer interdisziplinären und internationalen Beschäftigung mit Mozart.

Die sieben international hoch beachteten Filme der "New Crowned Hope"-Reihe werden gemeinsam mit der Viennale von 17. bis 22. November im Wiener Gartenbaukino zu sehen sein.

Mehr dazu in oe1.ORF.at
Die Künstlerinnen und Künstlern von "New Crowned Hope"
Das Immigrantendrama auf den Kanaren
Großer Preis der Jury für "Daratt"
Vorschau Viennale '06

Veranstaltungs-Tipp
New Crowned Hope, Dienstag, 14. November bis Mittwoch, 13. Dezember 2006,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (15 Prozent).

Links
IMDb.com - Bahman Ghobadi
Calling Mozart - Station 44: Neugekrönte Hoffnung
Wiener Mozartjahr 2006 - New Crowned Hope
New Crowned Hope
Mozart 2006
Mozart 2006 Salzburg
San Sebastian
Viennale