Über Umwege zum Traumberuf
Thomas Frank, Schauspieler
Über Umwege kam er zur Kunst: Thomas Frank, Jahrgang 1980, der seit 2003 am Reinhardt Seminar Wien Schauspiel studiert. Als ihn der Beruf nicht mehr reizte, realisierte er seinen Traum. Heuer debütierte er im Lustspielhaus Wien und war auch in Ö1 zu hören.
27. April 2017, 15:40
"In Heidenreichstein gibt es eine Laientheatergruppe, die 1981 gegründet wurde. Durch meine Mutter, die von Beginn an dabei war, kam ich mit dem Theater in Kontakt und stand bereits mit acht Jahren in einem Weihnachtsstück erstmals auf der Bühne, wo ich dann bis 2004 zunächst kleinere und dann größere Rollen spielte. Damals wurde mein Interesse für das Schauspielen geweckt. Natürlich wollten meine Eltern, dass ich zuerst etwas 'Ordentliches' lerne und so habe ich meine Ausbildung als Anlagenmonteur gemacht. Als mich mein Beruf immer weniger zu interessieren begann, kam die Überlegung, nun ernsthaft mit der Schauspielerei zu beginnen. Und dann war der Zeitpunkt, wo ich sagte: ich probiere es jetzt", erzählt Thomas Frank, in Gmünd geboren und in Heidenreichstein aufgewachsen, Jahrgang 1980, der nun seit Herbst 2003 am Reinhardt Seminar Wien Schauspiel studiert.
Nach der abgeschlossenen Ausbildung und dem Präsenzdienst ging Frank nach Wien, um hier die "große Welt" kennen zu lernen. Zunächst arbeitete er als Botendienstfahrer, später fand er eine Anstellung bei einer oberösterreichischen Leasing-Firma als Anlagenmonteur, für die er in Österreich und Deutschland tätig war. "Als ich in Linz Dario Fos 'Johann vom Po entdeckt Amerika', war ich so fasziniert von der Aufführung, dass mir klar wurde: Schauspieler ist mein Traumberuf", schildert der junge Nachwuchskünstler, der nun ins achte Semester kommt und im Juni 2007 das Studium abschließen wird, seinen Werdegang.
Starker Bezug zum Komödiantischen
"Vor allem das Komödiantische liegt mir, da habe ich einen sehr guten Zugang. Es sind die eher gefühlvollen, emotionalen Charaktere, die auf meiner Linie liegen - wie z. B. der Franz Moor in den 'Räubern' oder der Moriz im 'Frühlingserwachen'", erklärt Frank, der bisher Rollen-Unterricht bei Karlheinz Hackl und Nikolaus Windisch-Spoerk hatte und nun zu Bernd Birkhahn kommt.
"Zum Glück wird man heute nicht mehr auf ein Fach festgelegt. Das funktioniert am Reinhardt Seminar sehr gut, weil die Lehrer sehr offen sind. Da ich im komödiantischen Bereich zu Hause bin, versuche in nun, das Gegenteil für mich zu erarbeiten."
Disziplin als oberstes Gebot
"Die Disziplin aufzubringen, bei der Probe den Alltag auszuschalten, sich völlig auf die Rolle zu konzentrieren und sich in den jeweiligen Charakter hineinzuversetzen", beschreibt Frank die Problematik des Schauspielers.
Von Kleist bis Gustav Ernst, ...
Erarbeitet hat er bisher u.a. den Liliom im gleichnamigen Stück von Franz Molnar, den Franz Moor in Schillers "Räubern", den Ruprecht in Kleists "Zerbrochenem Krug", den Lorenz in Raimunds "Der Bauer als Millionär", den Alvaro in Tennessee Williams' "Die tätowierte Rose", den Richard in der "Trilogie des Wiedersehens" sowie den Franz Kramer in Gustav Ernsts "Ein irrer Hass".
... von "Clockwork Orange" bis zu "Galgenliedern"
Und auch in Bühnen-Produktionen konnte der Nachwuchs-Schauspieler im Rahmen seines Studiums am Reinhardt Seminar bereits Erfahrungen sammeln:
So spielte er den Dim in Anthony Burgess' "Clockwork Orange", den Hans Lohmeier in Roland Schimmelpfennigs "Arabischer Nacht", verschiedene Rollen in Jean Genets "Die Wände" im Vorjahr, sowie heuer den Padron Toni in Goldonis "Krach in Chiozza" sowie den Koch in der musikalischen Produktion "Galgenlieder".
Debüt mit Lysander im Wiener Lustspielhaus
Und heuer hatte der Nachwuchsschauspieler sein Debüt am Wiener Lustspielhaus als Lysander in Susanne F. Wolfs Komödie "Ein Wiener Sommernachtstraum" nach Shakespeare. Der Ursprung dafür lag in einer Lesung von Seminaristen in Adi Hirschalls Theater im Vorjahr, wo Frank für einen Kollegen eingesprungen war. "Im vergangenen Jänner erhielt ich einen Anruf von Wolf, die anfragte, ob ich den Lysander in der Wiederaufnahme des 'Sommernachtstraums' von einem verhinderten Kollegen übernehmen würde. Nach einem persönlichen Gespräch mit Adi Hirschall war es dann entschieden."
"Durch die Umstände hatte ich nur eine Woche Zeit, die Rolle zu lernen. Natürlich war ich sehr nervös, zum ersten Mal mit Profis wie Kurt Sobotka, Brigitte Neumeister und Albert Rueprecht auf der Bühne zu stehen. Aber zu meiner Überraschung waren alle sehr nett und hilfsbereit - es war eine sehr positive Erfahrung", erzählt Thomas Frank über sein Debüt.
In Ö1 Hörspiel "Stilübungen"
Noch eine weitere Erfahrung konnte Thomas Frank heuer sammeln: im Hörspiel "Stilübungen" von Raymond Queneau in der Regie von Harald Krever war er im vergangenen August in Ö1 zu hören.
"Diese Produktion fand im Rahmen eines Hörspiel-Workshops als Zusammenarbeit zwischen Ö1 und dem Reinhardt Seminar statt, an der 14 Nachwuchsschauspielerinnen und Schauspieler teilnahmen. Wir haben aus diesen insgesamt 99 Stil-Varianten 34 ausgesucht und gelesen. Es war eine sehr interessante Arbeit."
Menschen mit Theater nachdenklich machen
Derzeit bereitet sich der junge Schauspieler auf die Vorsprech-Termine vor, die im November in Wien sowie in München, Berlin, Hamburg, Darmstadt und Neuss stattfinden. Und im nächsten Jahr wird er in Alfred Jarrys "König Ubu", einer Kooperation des Schauspielhauses Wien mit dem Reinhardt Seminar, zu sehen sein.
Und welche Wünsche hat der Nachwuchsschauspieler? "Ich möchte dazu beitragen, dass sich Menschen wieder mehr für das Theater interessieren - dass man ihnen wieder etwas mitgibt und sie berührt. Also weg von den oberflächlichen Geschichten, wie sie das Fernsehen oft präsentiert. Die Menschen sollten nicht alles hinnehmen und wieder zum Nachdenken animiert werden", so Thomas Frank.
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