Internet-Plattform Gay Cops Austria

Schwule und Lesben im Exekutivdienst

Homosexualität ist in unserer Gesellschaft weitgehend enttabuisiert, trotzdem haben Schwule und Lesben innerhalb des Exekutivdienstes mit Diskriminierung zu rechnen. Die Internet-Plattform Gay Cops Austria dient zum Gedankenaustausch.

Thomas B. über seine Erfahrungen als Polizist

Thomas B. (Name von der Redaktion geändert), dreißig Jahre alt, ist Polizist und schwul - eine Kombination, die im Arbeitsalltag einige Probleme mit sich bringt.

Obwohl Homosexualität heute in der Gesellschaft weitgehend enttabuisiert ist, haben Schwule und Lesben innerhalb des Exekutivdienstes mit Diskriminierung zu rechnen.

Homosexualität - ein Problem der unteren Ränge?

Etwa 27.000 Polizisten und Polizistinnen gehen in Österreichs Wachstuben ihrem Dienst nach, wie viele davon schwul oder lesbisch sind, ist nicht bekannt. Sich gegenüber den Arbeitskollegen als homosexuell zu bekennen, fällt schwer - aus Angst vor negativen Reaktionen und Mobbing wird die sexuelle Orientierung oft verheimlicht.

Klischees in den Köpfen
"Schwule werden für tuntig, fraulich und unmännlich gehalten, während der Exekutivdienst nach wie vor eine Bastion der Männlichkeit zu sein glaubt", erzählt Thomas B. Es haben sich bestimmte Klischees in den Köpfen festgesetzt, Stereotype, die mit der Realität nur wenig zu tun haben, aber dennoch die Vorstellung vieler Menschen von Schwulen und Lesben prägen - auch bei der Polizei.

Homosexualität innerhalb der Exekutive sei vor allem ein Problem der Basis, auf Offiziers- und Ministeriumsebene sei es weniger ein Problem, das Thema zu behandeln, meint Thomas B.: "Man kann das natürlich nicht verallgemeinern, aber manche Kollegen haben sehr wenig Niveau - dadurch ist manches Gespräch sehr schwierig, beziehungsweise manche Themen erledigen sich von selbst."

Gay Cops Austria

Um sich mit anderen homosexuellen Kollegen und Kolleginnen auszutauschen, hat Thomas B. vor eineinhalb Jahren die Internet-Plattform Gay Cops Austria ins Leben gerufen. Inzwischen beteiligen sich Österreichweit etwa zwanzig schwule beziehungsweise lesbische Polizisten. Neben dem persönlichen Kennenlernen ist es vor allem Ziel, Lobbying zu betreiben und Bewusstsein für Homosexuelle im Exekutivdienst zu schaffen.

Im Innenministerium steht man den Gay Cops Austria offiziell neutral gegenüber - Rudolf Gollia, Sprecher des Innenministeriums: "Die sexuelle Ausrichtung eines Beamten ist ein vertrauliches Recht, darauf soll und hat der Dienstgeber auch keinen Einfluss und das wird auch nicht hinterfragt." Persönlich befürwortet Gollia die Initiative, "schon allein um zu zeigen, dass Polizisten eben auch Menschen mit verschiedenen Neigungen sind und die Sicherheitsbehörde mit diesen Neigungen umgehen kann."

Gleichberechtigung rechtlich abgesichert

Allerdings kann die wohlwollende Einstellung des Innenministeriums nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch viele Exekutivbeamte Probleme mit Homosexualität in den eigenen Reihen haben. Helmut Graupner ist Rechtsanwalt und Vorsitzender des Rechtskomitees Lambda, eines Vereins, der sich für die Gleichberechtigung homosexueller Menschen einsetzt und auch die Gay Cops Austria unterstützt: Im Fall von Mobbing gebe es rechtliche Möglichkeiten, seit 2004 existiere in Österreich ein Gleichbehandlungsgesetz, dass unter anderem Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verbiete.

Damit es aber erst gar nicht so weit kommt, hält Graupner Öffentlichkeitsarbeit für wesentlich: "Es geht darum zu zeigen, dass es keinen Grund gibt uns zu benachteiligen - wir sind Leute mit den gleichen positiven und negativen Eigenschaften wie andere auch, das Einzige, was uns unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir Personen gleichen Geschlechts lieben."

Hör-Tipp
Moment, Mittwoch, 23. August 2006, 17:09 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonenntInnen können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Links
Gay Cops Austria - Schwule und Lesben in der österreichischen Polizei
Rechtskomitee Lambda