"La Boheme" und "Figaro" an der Staatsoper

Philippe Jordan im Gespräch

Er zählt zu den Shooting-Stars der jungen Maestri: Philippe Jordan, Jahrgang 1974. Seinen ersten Wien-Auftritt hatte er 1999 mit der "Lustigen Witwe". In der nächsten Saison wird "La Bohème und "Figaro" an der Wiener Staatsoper dirigieren.

Der 1974 in Zürich geborene Philippe Jordan kann schon auf eine sechsjährige erfolgreiche Dirigentenkarriere zurück blicken. Seinen ersten Auftritt in Wien hatte er im Sommer 1999 als Dirigent der "Lustigen Witwe" im Rahmen des Klangbogens an der Wiener Staatsoper.

"Das war für mich die ideale Form einer Art Generalprobe, ich hatte genügend Proben mit dem RSO Wien, konnte mich mit der Akustik des Hauses vertraut machen und auch das Ensemble und das Publikum kennen lernen", so Jordan.

Von Ulm nach Berlin zu Barenboim

Zu dieser Zeit hatte Philippe Jordan gerade Ulm verlassen, wo er sich als Korrepetitor und später als erster Kapellmeister das Opern-Repertoire erarbeitet hatte und war Assistent von Daniel Barenboim in Berlin geworden.

"Mein Vater hat mir zugeredet, diesen soliden Kapellmeisterweg über den Korrepetitor zu gehen. Dirigieren lernt man nur mit einem Orchester. Und diese Chance ergibt sich in der deutschen Theaterlandschaft am besten."

"Werther" erste Staatsopern-Premiere

Dieses Gastspiel an der Staatsoper war aber nicht Philippe Jordans erste Begegnung mit Wien. Seine Mutter stammt aus Mödling, der Vater ist der Dirigent Armin Jordan, der mit der Familie später nach Irland auswanderte.

Seine Ausbildung erhielt er in Zürich, wo sich die Familie in der Folge niedergelassen hatte. Seine erste Premiere an der Wiener Staatsoper war Jules Massenets "Werther" in der Saison 2004/05 mit Elina Garanca und Marcelo Alvarez.

Beruf des Konzert-Dirigenten erarbeiten

"Ich bin hauptsächlich Operndirigent, nur zu etwa einem Drittel dirigiere ich Konzerte. Diesen doch etwas anderen Beruf des Konzert-Dirigenten möchte ich mir in Ruhe weiter erarbeiten. Aber natürlich hat man Gedanken, wenn man mit 30 Jahren schon so weit ist. Was ist dann mit 45?", so Jordan.

Studium am Zürcher Konservatorium

Als Kind war Philippe Jordan bei den Zürcher Sängerknaben und erhielt ersten Klavier- und Geigenunterricht. Sein Studium am Züricher Konservatorium schloss er 1994 mit Auszeichnung ab und wurde Assistent von Jeffrey Tate in Paris.

"Mein Wunsch zu dirigieren hat sich so mit acht Jahren herausgebildet, das kann man nicht erklären, das war einfach da. Aber auch Architekt oder Bühnenbildner hat mich einmal interessiert. Auch Sänger wollte ich einmal werden. Ich bin aber froh, dass ich das nicht geworden bin!"

Schweizer und irischer Staatsbürger

Seinen Hauptwohnsitz hat Philippe Jordan heute in Berlin. Er ist Schweizer- und irischer Staatsbürger. "Die irische Staatsbürgerschaft ist für die EU doch deutlich günstiger als der Schweizer Pass."

Bis 2004 Chef der Grazer Philharmoniker

2001 wurde Philippe Jordan Chefdirigent des Grazer Philharmonischen Orchesters sowie des Grazer Opernhauses und dirigierte mit großem persönlichen Erfolg u.a. "Parsifal". Im Jahr 2004 verließ er Graz nach Unstimmigkeiten mit den politisch Verantwortlichen.

"Ich hätte meinen Vertrag gerne verlängert, das war aber nicht möglich, da Budgetkürzungen bevorstanden und mir die Politik Zusagen gemacht hatte, die letztlich nicht eingehalten wurden. Ich stand ein dreiviertel Jahr vor der Saison ohne Intendanten und ohne die nötigen Mittel da, um das Orchester aufzustocken. Einen Misserfolg hätte man mir angekreidet, So eine Entscheidung fällt absolut nicht leicht", erklärt Jordan.

"Boheme" und "Figaro" an der Staatsoper

Heute ist Philippe Jordan an allen großen Opernhäusern der Welt zu Hause. An der Wiener Staatsoper wird er in der kommenden Saison "La Bohème und "Figaros Hochzeit" dirigieren.

Mehr zum Wiener Musiktheater-Herbst in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Opernwerkstatt, Sonntag, 3. September 2006, 15:06 Uhr

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