Einer der bedeutendsten deutschen Bassisten

Gottlob Frick wäre 100

Er zählte zu den bedeutendsten Sängern der Nachkriegszeit: Gottlob Frick, der "König der Bässe". Seine lange Karriere führte ihn an alle internationalen Opernhäuser. Selbst noch mit 68 sang er in Wien einen beeindruckenden Gurnemanz im "Parsifal".

Er war eine der bedeutendsten deutschen Sängerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit: der Bassist Gottlob Frick, der am 28. Juli seinen 100 Geburtstag hätte.

Gleichgültig, ob in den großen Wagner-Partien oder im Buffo-Repertoire, in italienischen, französischen oder slawischen Rollen (zumindest so lange diese hierzulande noch auf deutsch gesungen wurden): Frick wusste mit seiner pastosen, tiefschwarzen Stimme immer zu überzeugen, so dass auch kein Mensch auf den Gedanken gekommen wäre, etwa seinen stets beibehaltenen, typisch schwäbischen Tonfall zu beanstanden.

1951 Staatsopern-Debüt

Ganz im Gegenteil: wahrscheinlich war es gerade diese spontane Natürlichkeit, die dem "Lobl", wie ihn seine Freunde und Verehrer stets ebenso respekt- wie liebevoll genannt haben, so große Popularität beschert hat, auch abseits der Opernbühne.

1951 sang Frick zum ersten Mal im Verband der Wiener Staatsoper bewies dabei gleich seine Vielseitigkeit: am 3. März 1951 trat er als arastro, am 4. als Rocco, am 7. als Gremin in "Eugen Onegin", am 11. März als Komtur und am 12. März als Ramphis in "Aida" auf. Eine fast unglaubliche Geschichte!

Aufnahmen für Österreichischen Rundfunk

Und parallel zu seinen Staatsoper-Abenden kam bald auch schon eine Reihe von Aufgaben beim Österreichischen Rundfunk. Hier im Wiener Funkhaus hat Gottlob Frick in den 1950er Jahren sowohl einzelne Arien und Szenen aufgenommen, wie auch bei Gesamtaufnahmen mitgewirkt:

So u. a. als Titelheld im "Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius oder als Falstaff in den "Lustigen Weibern" von Otto Nikolai.

Fricks Talent bei Treibjagd entdeckt

Geboren wurde der "Parade-Schwabe" Gottlob Frick am 28. Juli 1906 in dem kleinen Ort Ölbronn als 13. Kind des Gemeindeförsters. Beim Singen nach einer Treibjagd wurde man auf seine Stimme aufmerksam. Und der junge Mann, der eigentlich Techniker werden sollte, folgte dem Rat eines Stuttgarter Regierungsrates, doch einmal an der dortigen Oper vorzusingen - und tatsächlich engagierte man ihn vom Fleck weg als Eleve.

Am Stuttgarter Konservatorium wurde dann Fritz Windgassen, der Vater des später so berühmten Heldentenors, sein Lehrer und trug viel zu seiner grundsätzlichen Ausbildung bei.

Beginn in Coburg

Von 1927 bis 1934 war Frick Mitglied des Stuttgarter Opernchores, sang 1930 auch schon im Bayreuther Festspiel-Chor und ging schließlich 1934 nach Coburg ins erste Solo-Engagement.

Nächste Stationen waren Freiburg, Königsberg und ab 1938 schließlich Dresden, wo Karl Böhm damals Generalmusikdirektor war.

Internationale Karriere nach dem Krieg

Die große internationale Karriere aber konnte naturgemäß erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Gang kommen. Nun aber rissen sich die großen Opernhäuser und Festivals förmlich um Gottlob Frick.

Und es gab kaum eine wichtige Musikmetropole, in der er nicht gastiert hätte. Trotzdem hat er rückblickend den Zerfall der einstigen Ensembles sehr bedauert, bildeten sie doch immer den Grundstock für geschlossene, einheitliche Leistungen im Sinne der Oper als Gesamtkunstwerk.

Ungewöhnlich lange Karriere

Gottlob Fricks Karriere hat ungewöhnlich lange gedauert und, obwohl er sich bereits 1971 nach einer "Götterdämmerung" in München von der Bühne zurückziehen wollte, kam es erfreulicherweise doch immer wieder zu Rückfällen. So konnte man ihn z. B. 1974 in der Wiener Staatsoper als Gurnemanz im "Parsifal" erleben, 1980 als Rocco in "Fidelio".

1975 sang er an der Stuttgarter Staatsoper nochmals den Falstaff in Nicolais "Lustigen Weibern von Windsor" und ebenfalls in Stuttgart war er 1976 neben Martti Talvela in der Titelrolle der Pimen in "Boris Godunow", umjubelt wie eh und je. Und noch 1985 konnte man ihn in seinem Heimatort Ölbronn in einem allerletzten Konzert hören.

Beeindruckender Gurnemanz mit 68

Für mich persönlich bleibt die eindrucksvollste Erinnerung an Gottlob Frick sein Gurnemanz im "Parsifal" 1974 an der Wiener Staatsoper. Da war ein Künstler zu erleben, der ohne jede Mätzchen, mit dem reinen Wohlklang seiner Stimme zu überzeugen wusste, ohne dass man auch nur im geringsten Rücksicht nehmen musste auf sein damals doch schon sehr fortgeschrittenes Alter.

Es war eine Leistung, mit der er nahtlos anschließen konnte an die kurz davor entstandene "Parsifal"-Gesamteinspielung mit den Wiener Philharmonikern unter Sir Georg Solti.

Bis 80 hohe Agilität

Bis zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 1986 erfreute sich Gottlob Frick bester Gesundheit und Vitalität, danach allerdings begannen seine Kräfte langsam zu schwinden. "Weisch", meinte der stets bescheiden und bodenständig gebliebene Künstler einmal in seiner so typisch schwäbischen Mundart: "im Alter isch a bissle deppet eine Gnade. Sonst merksch halt alles, was kommt, viel zu arg ... "

Gottlob-Frick-Gesellschaft

In seiner Heimat ist Gottlob Frick bis heute unvergessen geblieben. 1995, ein Jahr nach seinem Tod, wurde in Ölbronn-Dürrn im Enzkreis die Gottlob-Frick-Gesellschaft gegründet.

Mit größtem Engagement ist sie nicht nur bemüht, das Andenken an Gottlob Frick zu bewahren, sondern setzt sich darüber hinaus auch für den Nachwuchs ein, gibt CDs heraus und veranstaltet Künstlertreffen, die die kleine Gemeinde zumindest einmal jährlich in ein "Operndörfle" verwandeln.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 25. Juli 2006, 15:06 Uhr

Link
Gottlob-Frick-Gesellschaft e.V.