Sakralbauten und Ikonenmalerei

Lebendiges Byzanz

Byzantinische Kunst und Architektur sind vor allem in Form von Sakralbauten und als Ikonenmalerei erhalten geblieben. Der Kultureinfluss von Byzanz hat aber auch die westliche Kunst befruchtet und heute noch gut wahrnehmbare Spuren hinterlassen.

Unter Byzanz verstand man zunächst die Stadt - später Konstantinopel, heute Istanbul - und dann das ganze Oströmische Reich bis zur osmanischen Eroberung (1453 nach Christus).

Die Byzantiner hielten sich für die einzig legitimen Nachfahren der Römer und nannten sich auch "Romaei". Sie übernahmen die antike römische Kultur - was neu dazu kam, war das Christentum

Byzantinischer Kirchenbau

Als Typen byzantinisch-christlicher Kirchen wurden zunächst Basilika und Zentralbau aus vorchristlichen Bautraditionen übernommen und in weiterer Folge auch miteinander kombiniert.

Mit der Entwicklung des christlichen Kirchenbaus in Byzanz entsteht aus dem Bautypus auch weltanschauliche und kosmische Symbolik: Die häufigste Variante ist die der Kreuzkuppelkirche, die eine klare hierarchische Gliederung aufweist, wobei die Kuppel, als höchste Zone, das Himmelsgewölbe symbolisiert.

Als erstes Beispiel dieser Kuppelarchitektur gilt die Hagia Sophia in Konstantinopel, die Krönungskirche der byzantinischen Kaiser.

Meister der Mosaikkunst

So wie die Architektur ist auch die bildliche Ausstattung der Kirchen programmatisch angelegt. Daraus resultierte unter anderem die Ikonenmalerei. Berühmt sind byzantinische Kunsthandwerker aber vor allem durch die einzigartigen Mosaiken geworden, die die Kircheninnenräume schmückten.

Die Mosaiktechnik wurde von den Böden auf die Wände übertragen und dort raffiniert verfeinert - etwa durch die Verwendung von gold- und silberfarbenen Steinchen. Im flackernden Licht der Kerzen und Öllampen erschienen die dargestellten Figuren in Bewegung - die Kirche wird damit zu einem "belebten" Raum. In Ravenna, ehemals Vorposten des Oströmischen Reiches im heutigen Italien, sind bedeutende Bauwerke erhalten, die noch den originalen byzantinischen Mosaikschmuck des 5. bis 7. Jahrhunderts tragen.

In den byzantinischen Kernländern gibt es ebenfalls noch einige besonders eindrucksvolle originäre Bauwerke wie zum Beispiel die großen mit Mosaiken ausgestatteten Klosterkirchen im griechischen Bereich, etwa Daphni - bei Athen - oder Hosius Lukas, in der Nähe von Delphi.

Ursprünglich christliche byzantinische Kirchenbauten ist zum Teil auch deshalb erhalten geblieben, weil sie nach der osmanischen Eroberung in Moscheen umfunktioniert worden sind. Bis heute besonders deutlich ist der byzantinische Kultureinfluss in der Balkanregion, vor allem in Serbien, in Makedonien und in Teilen Russlands.

Byzantinisches Erbe

Im Westen hat Byzanz zunächst der Romanik und dann der Renaissance kräftige Impulse gegeben, und im 19. Jahrhundert kam es sogar zu einer formalen Wiedergeburt dieser Bautradition im so genannten "Neo-Byzantinismus". Besonderes Interesse an der Nachahmung byzantinischer Prachtentfaltung zeigten dabei die deutschen Königshäuser der Hohenzollern und Wittelsbacher - in Ermangelung eigener Prunk-Vergangenheit.

Aber auch in Wien trifft man auf byzantinische Spuren. Zum Beispiel bei den Bauten des Architekten Theophil Hansen, der den für Byzanz typischen kunstvollen Umgang mit Ziegeln in etlichen seiner Ringstraßen- und Innenstadt-Bauten, unübersehbar aber für den ehemals militärisch repräsentativen Arsenal-Komplex übernommen hat. Die byzantinische Mosaiktechnik mit Goldgrund verwendete er unter anderem zur Gestaltung der Außenfassade des Parlamentsgebäudes.

Auch der Jugendstil mit seiner Vorliebe für Gold und Ornamentik hat aus dem reichen Fundus byzantinischer Kunst geschöpft: Einzelne Elemente können sogar bis zum Original zurückverfolgt werden.

Man hat es hier also keineswegs mit lebloser Materie zu tun. Die Kunsthistorikerin Lioba Theis ist gerade dabei, am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien ein Bildarchiv über Byzanz aufzubauen. Dabei sollen hunderttausende Fotos byzantinischer Kunst und Architektur digitalisiert, international vernetzt und als Datenbank für Wissenschafter zugänglich gemacht werden.

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendung "Dimensionen" vom Freitag, 22. Juli 2006, 9:05 Uhr zum Thema Byzanz nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Link
Universität Wien - Faszination Byzanz