KlangBogen 2006

8. April 2017, 21:58

Intendant Roland Geyer über Schulhoffs "Flammen"

Der Verführer Don Juan tritt gleich drei Mal in verschiedensten Gestalten beim Festival KlangBogen auf. Drei Opernwerke aus verschiedenen Jahrhunderten beschäftigen sich mit diesem Thema. Der Don Giovanni in der gleichnamigen Oper Mozarts ist Kavalier, erotischer Verführer und Gotteslästerer in einem.

Dem gegenüber gestellt wird ein gereifter Don Juan in der surrealistischen Oper "Flammen" von Erwin Schulhoff. Er wird als Getriebener dargestellt, der keine Hoffnung auf Erlösung hat und dessen Don-Juanismus ein Phänomen der Angst vor dem eigenen Tod ist. So tritt in Schulhoffs Oper, die 1932 uraufgeführt worden ist, der Tod in Gestalt der Frauenfigur La Morte in jeder Szene auf.

Ein Regieteam für zwei Opern

Bei "Flammen" und "Don Giovanni" spielt das Radio Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Bertrand de Billy, außerdem gibt es dasselbe Regieteam - und Elemente des Bühnenbildes kehren in beiden Inszenierungen wieder, um die inhaltliche Klammer zu betonen. Das Publikum kann jeweils an aufeinander folgenden Tagen die beiden Opern erleben und so die unterschiedlichen Perspektiven und Positionen des Don Juan kennen lernen.

Die dritte Produktion, die sich dem Don-Juan-Mythos widmet, ist eine Uraufführung auf Basis des Stückes "Don Juan kommt aus dem Krieg" von Ödön von Horvath. In der Oper des dänischen Komponisten Erik Hojsgaard stehen die Frauen nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens, Don Juan wird vielmehr mit einer neuen Realität konfrontiert: der großen Inflation Anfang der zwanziger Jahre. Die Aufführung im Semper Depot entsteht in Zusammenarbeit mit der Neuen Oper Wien.

Mozart konzertant

Wer Mozart an lauen Sommerabenden Open Air genießen möchte, sei der Zyklus des Artis Quartett ans Herz gelegt: Im barocken Innenhof des Palais Lobkowitz wird das Quartett an sechs Abenden - beginnend mit 21. Juli - alle Streichquartette Mozarts aufführen.

Dem musikalischen Jahresregenten huldigen auch der Geiger Julian Rachlin und der Pianist Rudolf Buchbinder, sowie die deutsche Sopranistin Daniela Damrau. Neben Mozart-Liedern präsentiert sie mit ihrem Begleiter am Klavier Ivan Paley Werke von Schumann und Mahler.

Der letzte KlangBogen

Mit diesem Sommer ist das Festival KlangBogen Geschichte, denn Intendant Roland Geyer wird das Festival nicht mehr in dieser Form fortführen. "Der KlangBogen war sehr wichtig im Hinblick auf die Entwicklung des Theater an der Wien als Opernhaus, doch jetzt sollte man den Schritt in die Zukunft gehen und eine neue Ära beginnen."

Dazu gehöre es auch, sich von einem Erfolgsnamen zu trennen: "Das Theater an der Wien wird - so wie es bisher war - zwei große Opernproduktionen im Sommer präsentieren, aber darüber hinaus wird es großartige neue Projekte geben, die den kleinen Verlust des Namens hoffentlich vergessen machen."