"Sang sattawat" - "Syndromes and a century"

Apichatpong Weerasethakul

Der Regisseur Apichatpong Weerasethakul wurde von Petar Sellars ausgewählt, einen Film für New Crowned Hope fertig zu stellen. Der thailändische Filmemacher hat vor zwei Jahren beim Filmfestival in Cannes Aufsehen erregt.

Peter Sellars über den Filmregisseur

Film ist ein wesentlicher Bestandteil des Festivals New Crowned Hope. Die Stadt Wien und Peter Sellars' Mozartfestival werden damit gewissermaßen zu Produzenten und Koproduzenten. Denn Film ist für Peter Sellars heute das, was zu Lebzeiten Mozarts die Oper war, das, worüber man sprach und diskutierte.

Für Peter Sellars ist ganz klar: Wenn Mozart heute leben würde, wäre er gewiss ein Filmemacher.

Projekt in Japan eingefädelt

Ein Filmemacher, den Peter Sellars und sein Filmkurator Simon Field ausgewählt haben, ist der 36-jährige thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul. Simon Field hatte das Projekt zuvor schon in Japan eingefädelt, ein Projekt, das der junge Filmemacher schon begonnen hatte und das sich nun auf harmonische Weise mit den Ideen des Festivals und Mozarts verbinden ließ.

"Syndromes and a century" heißt Weerasethakuls Filmprojekt mit New Crowned Hope. Es ist autobiographisch fundiert und handelt von der Magie der kleinen Dinge, von seiner Familie, vom alltäglichen Leben.

Spiritualität und Magie

Simon Field, Peter Sellars' Filmkurator, schätzt Apichatpongs erfrischenden Zugang zu Themen wie Spiritualität und Magie im täglichen Leben. Apichatpong mixt und kombiniert das Geschichtenerzählen, wie er es aus westlichen, aber auch aus seinen fernöstlichen Traditionen her kennt. Seine Eltern waren Ärzte und lebten in einem Krankenhaus, fünf Stunden von Thailands Hauptstadt Bangkok entfernt, wo er aufgewachsen ist.

Diese Kindheitserinnerungen sind der Ausgangspunkt des Films gewesen. Im Art Institute in Chicago, wo Apichatpong studierte, lernte er mit Filmmaterial umzugehen, und diese sinnliche Erfahrung von Filmmaterial und der tradierten Weise, Kino zu machen, waren für ihn überaus wichtig.

Aufsehen in Cannes

In gewisser Weise altmodisch war auch Apichatpongs Film "Sud pralad" (englischer Titel: "Tropical Malady"), mit dem er vor zwei Jahren beim Filmfestival in Cannes Aufsehen erregte und für den er den Preis der Jury erhielt. Eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Männern, die sich im zweiten Teil in ein grausames Dschungelmärchen verwandelt. Aber der Film sei überhaupt nicht pornographisch und habe in seiner Heimat Thailand deswegen auch keine großen Kontroversen ausgelöst, betont Apichatpong Weerasethakul.

Die natürliche Behandlung des Themas Homosexualität beeindruckt Peter Sellars ebenfalls. In einem Land, in dem es immer noch riskant und strafbar ist, über dieses Thema öffentlich zu reden, ist Apichatpong auch eine Art Hoffnungsträger der Befreiung von tradierten Vorurteilen.

Kurzfilm über Unruhen

Apichatpong Weerasethakul ist auch auf die Straße gegangen und hat einen Kurzfilm gedreht, als das thailändische Volk seinen Premierminister, den Industriellen Thaksin Shinawatra, dem man Korruption und Misswirtschaft vorwirft, zum Teufel jagen wollte.

Aber Apichatpong ist sehr vorsichtig mit politischen Bewertungen, und er müsste tiefer in die Problematik einsteigen, um sich ein Urteil zu erlauben. Er bleibt sehr genau und sorgfältig wie in seinem Filmen.

Persönlich und politisch

Zutiefst persönlich und höchst politisch: Dass dies keine Gegensätze sind, hat Mozart bewiesen und das beweist auch Apichatpong Weerasethakul mit seinen Filmprojekten.

Mehr zu Mozart 06 in oe1.ORF.at und zu "Syndromes and a century" bei den 63. Filmfestspielen in Venedig in Ö1 Inforadio und ORF.at

Veranstaltungs-TIpp
New Crowned Hope, 14. November bis 13. Dezember 2006,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (15 Prozent).

Links
Calling Mozart - Station 44: Neugekrönte Hoffnung
Wiener Mozartjahr 2006 - New Crowned Hope
IMDb - Apichatpong Weerasethakul
Wikipedia - Thaksin Shinawatra
New Crowned Hope