Klaus Johannis, Bürgermeister von Sibiu, Hermannstadt
Der Kulturhauptstadtbürgermeister
Klaus Johannis ist als Quereinsteiger Bürgermeister des rumänischen Sibiu, Hermannstadt geworden. Der ehemalige Physikprofessor stellt seither die Stadt auf den Kopf. Sibiu/Hermannstadt wird 2007 - gemeinsam mit Luxemburg - Kulturhauptstadt Europas sein
8. April 2017, 21:58
Klaus Johannis im Gespräch mit Michael Kerbler
Bei den Wahlen im Jahr 2000 siegte - überraschend - das "Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien mit ihrem Spitzenkandidaten Johannis. Aufgrund der Enttäuschung, die sich bei der Wählerschaft über die etablierten Parteien breit gemacht hatte, setzten die Menschen ihr Vertrauen in einen Außenseiter.
Michael Kerbler: Herr Johannis, erinnern Sie sich noch an den 25. Dezember 1989, den letzten Tag des Regimes Ceausescu? Wo sind Sie denn damals gewesen?
Klaus Johannis: Das war ein Tag, an den man sich sicher immer erinnern wird. Ein solcher Umbruch ist ein Ereignis, das einem sehr genau in Erinnerung bleibt. Am 25. Dezember, da waren wir zu Hause. In Hermannstadt wurde auf der Straße noch geschossen, und es war etwas sicherer zu Hause, zwischen den eigenen vier Wänden zu bleiben.
Hermannstadt war die zweite Stadt, die sich dem Aufstand angeschlossen hat. Wie war die Stimmung damals?
Anfangs war es eine Mischung zwischen Hoffnung und Angst. Es wurde in Hermannstadt auf der Straße marschiert. Man hat offen gegen Ceausescu und die Kommunisten manifestiert. Das hat sich in beide Richtungen vertieft. Die Hoffnung, aber auch die Angst wurde immer größer. Die Hoffnung war so stark geworden, dass sie durchgeschlagen hat.
Wann hat man geglaubt, dass Ceausescu gestürzt wurde?
Ich denke am 25. Dezember waren fast alle überzeugt, dass wir es geschafft haben.
Sie waren damals 30 Jahre alt. Ab dem Jahr 1990 haben eine ganze Reihe von Deutschen in Rumänien, obwohl es Hoffnung auf Veränderung gab, die Koffer gepackt. Warum sind Sie geblieben?
Ich war nie ein Adept der Auswanderung. Es hat immer Leute gegeben, die Auswanderung für den einzigen Weg hielten, und solche, die meinten, dass man auch hier noch eine Zukunft hat. Ich war in den 80er Jahren und bin auch jetzt noch der Meinung, dass es auch hier eine Zukunft gibt.
Sie waren damals Physik-Professor. Wie haben die Schüler die damaligen Ereignisse erlebt?
Der Umschwung fiel genau in die Zeit der Winterferien. Die Schüler hatten ihre Hoffnungen und Befürchtungen von zu Hause mitgebracht und man hat darüber diskutiert. Man hat sich gefragt, wie es mit unseren Schulen weitergehen würde. Für unsere Schule war es eine schwierige Zeit. Wir haben innerhalb eines Schuljahres fast die Hälfte der Schüler und einige Lehrer durch Auswanderung verloren.
Es war nicht so sicher, dass es uns gelingen würde, die Schule in einer guten Qualität weiterzuführen.
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