Die Donau - Ökosystem, Wasserstraße, Arbeitsplatz

Zwischen Hoffnungsgebiet und Lebensraum

Für die einen ist die Donau Transportweg und verkehrstechnisches Hoffnungsgebiet, das kräftig ausgebaut werden soll; für andere ist sie ein unbedingt schützenswerter Lebensraum; für dritte der tägliche Arbeitsplatz. Kompromisse zu finden ist schwierig.

Staatssekretär Helmut Kuckacka zu den künftigen Zielen

Die Donau erreicht in den Transeuropäischen Verkehrsnetzen als einzige Binnenwasserstraße prioritären Projektstatus. Entwickelt sich der Fluss alias Verkehrskorridor VII nun zum verkehrstechnischen Hoffnungsgebiet oder zum gefährdeten Lebensraum?

Verkehrsalternative Schifffahrt

Die Donau fließt durch zehn europäische Länder, 90 Millionen Menschen leben in ihrem Einzugsbereich. Der zweitlängste Fluss Europas ist zwischen Kelheim in Deutschland und den Schwarzmeer-Häfen Sulina bzw. Constanza schiffbar.

In Anbetracht der erwarteten wachsenden Verkehrsströme zwischen Ost und West setzt die Verkehrspolitik zunehmend auf die Transportmöglichkeiten auf dem Wasser. Verminderter Treibhausgas-Ausstoß gegenüber dem LKW, weniger Staus und Unfälle sprechen für den Ausbau der Frachtschifffahrt.

Politische Ankündigungen und die Wirklichkeit

In Österreich setzt die Politik über den mit EUR 450 Millionen dotierten Nationalen Aktionsplan Maßnahmen, um den Güterverkehr auf der Donau bis zum Jahr 2015 von zwölf Millionen Tonnen auf 25 Millionen Tonnen zu erhöhen. Der Ausbau der Häfen steht hier ebenso an, wie der Einsatz von Informationstechnologien und die Modernisierung von Schiffsflotten.

Bei einem Punkt herrscht aber akuter Bedarf: qualifizierte Arbeitskräfte. Das Durchschnittsalter der aktiven Kapitäne beträgt in Österreich 50 plus. Und Nachwuchs ist rar. Es muss - europaweit - wieder mehr Wert auf Ausbildung gelegt werden.

Schifffahrt im Einklang mit der Natur?

Doch nicht nur personelle Engpässe machen die Donauschifffahrt schwierig; auch naturräumliche Phänomene treten auf. Auf den 2.411 schiffbaren Flusskilometern der Donau befinden sich einige Engstellen, die den Verkehr einschränken und die durch wasserbauliche Maßnahmen behoben werden sollten. Dies widerstrebt den Umweltschützern, die gerade in jenen Flaschenhals-Bereichen wertvolle ökologische Zonen orten.

In Österreich werden die Wachau und der Nationalpark Donauauen als Flachwassergebiete ausgewiesen. Während für den Nationalpark als Ausgleichsmaßnahme ein flussbauliches Gesamtprojekt in der Höhe von EUR 200 Millionen erarbeitet wurde, beanstandet der WWF Austria die ausverhandelten Fahrwassertiefen. Die Umweltorganisation befürchtet, dass diese Vorgaben negative Auswirkungen flussab von Österreich haben werden.

Dem europäischen Direktor für See- und Binnenschifffahrt, Fotis Karamitsos, tut sich jedenfalls keine bessere Alternative zur Straße auf: Er lädt die Umweltschützer ein, die Binnenschifffahrt nicht von vornherein abzulehnen.

Hör-Tipp
Journal-Panorama, Mittwoch, 28. Juni 2006, 18:25 Uhr

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Links
Donauschifffahrt
WWF Österreich