Oratorium nach John Drydens Ode

Händels "Alexanderfest"

Mit diesem Oratorium versuchte Händel dem schwindenden Interesse an seinen italienischen Opern zu begegnen: "Das Alexanderfest". Es fand bei der Uraufführung 1736 ungeteilten Zuspruch und zählte mit dem "Messiah" bald zu seinen beliebtesten Werken.

"Alexander’s Feast or The Power of Musick, an Ode, wrote in Honour of St. Cecilia by Mr. Dryden, set to musick by Mr Handel" - zu Deutsch: "Alexanders Fest oder Die Macht der Musik, eine Ode zu Ehren der Heiligen Caecilia, gedichtet von Mr. Dryden, vertont von Mr. Händel", so lautet der genaue Titel der Erstausgabe von Georg Friedrich Händels großer Cäcilien-Ode.

Das Werk entstand 1736, in einer Zeit, da Händel dem schwindenden Interesse an seinen italienischen Opern mit Oratorien in englischer Sprache entgegen zu wirken versuchte. Tatsächlich gelang ihm mit dieser Ode, die einem Oratorium nahe steht, eine Komposition, die auf Anhieb ungeteilten Zuspruch fand und alsbald zusammen mit dem "Messiah" zu seinen beliebtesten Schöpfungen zählte.

John Drydens Ode nach Plutarch

Die zugrunde liegende Ode von John Dryden, die von Newburgh Hamilton für Händel orientorien-gerecht, das heißt für den Wechsel von Rezitativen, Arien und Chören eingerichtet wurde, fußt auf der folgenden, vom griechischen Historiker Plutarch überlieferten Episode:

Bei der Siegesfeier, die Alexander der Große im Jahre 330 v. Chr. zum Abschluss seines Feldzuges gegen die Perser für seine Getreuen ausrichtete, stiftete ihn die Hetäre Thais mit einer flammenden Rede dazu an, die 150 Jahre zuvor erfolgte Zerstörung ihrer griechischen Heimatstadt Athen durch die Perser mit einer Feuersbrunst in Persepolis zu sühnen.

Mit der Macht der Musik

Dryden wandelte in seiner Ode die Begebenheit insofern ab, als sich Alexander nicht von den Sinnesreizen und Redekünsten der Hetäre hinreißen lässt, sondern von dem das Fest musikalisch bereichernden Timotheus, einem legendären Kitharöden, der es laut Drydens Dichtung schon zuvor verstanden hatte, den siegreichen Feldherrn mit der Macht der Musik zu besiegen.

Jubelchor und Mitleid für Darius

Nach einer festlichen Ouvertüre und einer Jubelchor-Szene erleben wir, wie Timotheus den Stolz des Siegers Alexander durch die Darstellung von dessen göttlicher Abstammung erhöht und anschließend die allgemeine Hochstimmung mit einem Loblied auf den Gott der Reben steigert.

Doch auch respektvolles Mitleid für den auf dem Schlachtfeld gebliebenen Perserkönig Darius weiß Timotheus dem Makedonierkönig Alexander abzuzwingen, um ihm vor diesem Hintergrund mit besonderem Nachdruck die Liebe mit Thais als das eigentliche Lebensglück anpreisen zu können. Und Alexander? " ... with wine and love at once oppressed, the vanquished victor sunk upon her breast" (im Wonnerausche trunk'ner Lust der Sieger sinkt besiegt an Thais' Brust).

Erweiterung der Musik um Spirituelles

Alexander der Große, man mag es kaum glauben, war beim Siegesfest eingeschlafen. Und der daran nicht ganz unschuldige Kitharöde Timotheus? Er rettet die Situation und damit das Fest, indem er den Gastgeber nicht aus seiner Kriegsherrenpflicht entlässt, sondern zusammen mit den sich zunehmend vereinenden Kräften von Chor und Orchester aus dem Liebesschlaf reißt und die Vision der nach Rache rufenden gefallenen Griechen heraufbeschwört.

Alexander hört es und stellt sich mit Thais an die Spitze eines Zuges, der Persepolis in Flammen aufgehen lassen soll. Dass der historische Alexander das Feuer alsbald zu löschen befahl, erwähnt Dryden nicht. Er thematisiert vielmehr als letzte Szene, dass die von Timotheus ausgelösten Haltungen und Handlungen nur einen Teil des Wirkungsbereichs der Musik spiegeln, dass die ganze Macht der Musik erst durch das Erscheinen der Heiligen Caecilia, das heißt durch die Erweiterung um das Spirituelle, sichtbar bzw. hörbar gemacht worden ist: "He raised a mortal to the skies, she drew an Angel down" - "Er zog den Menschen himmelan, den Himmel sie herab."

Hör-Tipp
Georg Friedrich Händel, "Das Alexanderfest", HWV 75, Donnerstag, 15. Juni 2006, 19:30 Uhr

Links
George Frideric Handel
Internationale Händel-Festspiele Göttingen
Wiener Mozartjahr 2006