Die Star-Sopranistin in der Opernwerkstatt
Deborah Voigt in Ö1
Zum Gesang kam sie durch Zufall, heute zählt sie zu den Opern-Stars: Deborah Voigt. In Wien debütierte die US-Sopranistin, die kürzlich ihr Äußeres stark verändert hat, 1996. Nur hier hat sie bisher Isolde und jüngst nun auch die Tosca gesungen.
8. April 2017, 21:58
Deborah Voigt wurde in der Nähe von Chicago geboren und kam eigentlich durch Zufall zum Singen: "Ich stamme aus dem Mittelwesten, diese Gegend wird der 'Bible-belt' genannt, da es dort so viele Kirchen gibt, und als Kind habe ich in der Kirche mitgesungen. An der High School hatte ich dann einen Chorleiter, dessen Frau Opernsängerin war. Diese hat mir dann Gesangsunterricht gegeben. Einmal machte sie mir den Vorschlag, auch Opernarien zu lernen. Ich hatte aber von Oper keine Ahnung. Ich kaufte also Noten einer Arie und brachte diese meiner Lehrerin. Es war 'Nessun dorma' aus 'Turandot'. Sie meinte, dies sei eine Arie für einen Tenor, vielleicht wäre für den Anfang doch der Cherubino aus dem 'Figaro' für mich besser geeignet", erzählt die Star-Sopranistin.
"Einige Zeit habe ich dann am College Gesang studiert und wollte eigentlich Lehrerin werden. Durch eine familiäre Tragödie gab ich aber das Studium auf und arbeitete als Computerspezialistin. Gesangsstunden nahm ich nur noch am Abend in meiner Freizeit. Dadurch fand ich wieder Gefallen am Singen und beteiligte mich auch an Gesangswettbewerben, von denen ich viele gewonnen habe."
1991 Met-Debüt, 1996 in Wien
Nach Auftritten an der Boston Opera und an der San Francisco Opera, an der sie kleinere Rollen sang, debütierte sie 1991 an der New Yorker Metropolitan Opera als Amelia in Verdis "Maskenball". Von diesem Zeitpunkt an wurde sie an die großen Opernhäuser in aller Welt verpflichtet.
Seit ihrem Debüt 1996 an der Wiener Staatsoper war Deborah Voigt hier als Senta im "Fliegenden Holländer", in den Titelpartien von "Ariadne auf Naxos" und "Aida" sowie als Isolde, als Kaiserin in der "Frau ohne Schatten" und als Sieglinde in der "Walküre" zu hören. Anfang April dieses Jahres sang sie nunmehr erstmals die Titelpartie in Puccinis "Tosca" im Haus am Ring.
Isolde bisher nur in Wien
"Mir wäre es nicht im Traum eingefallen, in meiner Jugend an die Isolde zu denken, aber als sich die Gelegenheit ergab, noch dazu in Wien unter Thielemann mit Thomas Moser als Tristan - da wusste ich, dies ist eine Gelegenheit, die sich so bald nicht wieder ergeben wird. Ich habe die Isolde seit Wien auch an keinem anderen Haus mehr gesungen und werde dies auch in den nächsten zwei Jahren nicht machen. Aber in der Zwischenzeit singe ich viel italienisches Repertoire und das ist eine gute Sache", so die Sopranistin.
Aussehen stark verändert
In den letzten Jahren hat Deborah Voigt ihr Äußeres sehr verändert, da sie ernsthaft an einer Gewichtsreduktion arbeitete:
"Jetzt kann ich auch andere Rollen wie Salome oder Tosca singen. Im Allgemeinen habe ich immer das Problem, dass es sich bei meinem Repertoire stets um Damen handelt, die entweder ins Gebet versunken oder verzweifelt sind oder sich von der Engelsburg stürzen. Dabei ist es doch auch wichtig, die andere Seite meiner Persönlichkeit zeigen zu können. Deshalb gestalte ich auch sehr gerne heitere Gesangsprogramme z. B. mit amerikanischen Liedern."
Leben mit "Steinway"
Da Deborah Voigt auf Grund ihrer vielen Engagements in aller Welt sehr ausgelastet ist, bleibt ihr wenig Zeit für die Pflege privater Beziehungen, wie sie erzählt:
"Ich lebe mit meinem kleinen Hund, den ich 'Steinway' genannt habe. In Wien hätte ich ihn sicherlich 'Bösendorfer' getauft. Stellen Sie sich vor, ich gehe auf der Kärntnerstrasse und rufe 'Bösendorfer, komm her!'"
Ein normales Leben
"In meiner Freizeit höre ich kaum Oper, ich gehe auch selten in Vorstellungen. Zur Entspannung höre ich viel lieber Orchesterstücke oder Country Music. Ich treffe mich gerne mit Freunden und lebe ganz normal. Dabei muss ich feststellen, dass viele Leute eine völlig falsche Vorstellung vom Leben eines Sängers haben. Viele glauben, wir Sänger leben nur von Kaviar und Champagner. Dabei habe ich genau so gerne faschierten Braten", so Deborah Voigt.
Hör-Tipp
Opernwerkstatt, Sonntag, 4. Juni 2006, 15:06 Uhr
Links
Deborah Voigt
Freunde der Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper