Profunde Ausbildung und Flexibilität

Jolene McCleland, Mezzosopran

Ihre Gesangs-Ambitionen wurden vom Vater unterstützt: Jolene McCleland, gebürtige Südafrikanerin, Jahrgang 1979, die seit 2002 an der Konservatorium Wien Privatuni studiert und nun abschließt. Jüngst wurde sie Zweite beim Wiener Klassik-Mania-Bewerb.

Arie der Nancy aus "Albert Herring" (Ausschnitt)

"Ich bin in Johannesburg geboren, habe aber mit meinen Eltern in Kapstadt gelebt. Ich habe ursprünglich mit Ballett und Chor in der Schule begonnen. Dann kam der Punkt, wo ich mich entscheiden musste - und das tat ich schließlich für das Chorsingen. Mein beiden Brüder und ich durften selbst entscheiden, was wir machen wollen und wurden dann von zuhause auch unterstützt. Da meine Stimme sehr kräftig war, wurde ich im Rahmen des Chors öfters für Soli eingesetzt. Nach einem Chor-Konzert in Budapest kamen dann Besucher zu mir und sagten, ich hätte sie mit meinem Gesang berührt. Da wurde mir bewusst, dass ich mit meiner Stimme Menschen erreichen kann", erzählt Jolene McCleland, gebürtige Südafrikanerin, Jahrgang 1979, die nun seit 2002 bei Colleen Rae Holmes sowie an der Abteilung Gesang und Oper der Konservatorium Wien Privatuniversität studiert und in diesem Semester mit dem Diplom abschließen wird.

Mit dem Gesangstudium begann die junge Mezzosopranistin bereits 1995 bei Dragana Jevtovic. 1997 maturierte sie und errang den 1. Platz beim "Roodepoort International Eisteddfod". Ihren Bachelor of Arts in Musik mit Hauptfach Gesang machte sie 2002 an der Universität von Stellenbosch, wo sie ihr Examen mit Auszeichnung abschloss. An der Universität studierte sie bei André Howard Gesang und Korepetition bei Nina Schumann: "Ich konnte dort bereits viel Bühnenerfahrung sammeln und habe auch in Musicals mitgewirkt. Bei Professor Howard habe ich vor allem im Liedbereich sehr viel gelernt."

Auf der Suche in Europa

Nach Abschluss ihres Studiums empfahl ihr André Howard noch weiter zu studieren. Ich war damals deprimiert, weil ich noch kein Engagement hatte. Und dann meinte meine Klavierlehrerin, ich könnte nach Europa gehen und in ihrem Haus in Portugal leben. Um diesen Europa-Aufenthalt finanzieren zu können, nahm mein Vater damals einen Kredit auf", schildert die Nachwuchssängerin.

In Portugal erhielt sie Privatunterricht bei Jorge Vaz de Cavalho und Liliana Bizinecke, danach nahm sie bei Ileana Cotrubas, die der jungen Sängerin großes Potenzial attestierte und weiter zu lernen empfahl, in Südfrankreich Gesangsstunden.

"Erleuchtung" in Wien

Im Rahmen ihres Europa-Aufenthalts kam Jolene McCleland schließlich nach Wien, wo ihr Colin Rae Holmes empfohlen worden war - und fand, was sie gesucht hatte:

"Es war wie eine Erleuchtung. In einer halben Stunde waren plötzlich Sachen möglich, die ich davor nicht geschafft hatte. Es ist eine wunderbare Zusammenarbeit, vor allem schätze ich die natürliche Technik von Rae Holmes. 2002 habe ich auch für die Opernschule am Konservatorium vorgesungen, flog wegen des Visums nach Südafrika zurück und habe dann im Herbst dort mein Studium aufgenommen."

Gesang und Leben verbinden

"Man kann eine sehr gute Technik entwickeln, wenn man den richtigen Lehrer gefunden hat. Allerdings muss man das nötige Durchhaltevermögen haben - denn es kann sehr lange dauern. Das heißt, diese Zeit finanziell und emotional gut zu meistern. Jetzt, wo ich in den Profibereich komme, muss ich lernen, das Singen mit dem Leben zu verbinden, ein Mensch zu bleiben", beschreibt Jolene McCleland die Probleme des Sängerberufs.

"Und Angelika Kirchschlager hat mir bestätigt, wie wichtig es ist, mit der Seele zu singen und mir die Unterschiede sehr gut gezeigt. Es war ein Erlebnis, mit ihr zusammenarbeiten zu dürfen", erzählt sie über den Meisterkurs, den sie im Vorjahr im Rahmen ihres Studiums bei der prominenten Sängerin absolvierte.

Zweite bei Klassik-Mania-Wettbewerb

Jüngst gewann die Nachwuchssängerin den zweiten Preis beim Wiener Klassik-Mania-Wettbewerb, bei dem sie im Finale die Dorabella-Arie "Smanie implacabili" aus Mozarts "Cosi fan tutte" vortrug.

Einen Bericht über den Wettbewerb, der heuer bereits zum dritten Mal stattfand, sowie über Jolene McCleland sendet Ö1 am Montag in der Sendung Intrada - Festivalmagazin um 10:05 Uhr.

Nancy in "Albert Herring"

Davor sang die junge Mezzosopranistin im vergangenen Mai im Rahmen einer Aufführung der Privat-Uni im Theater Akzent in Benjamin Brittens Oper "Albert Herring" die Nancy.

"Ich habe eine große Affinität zu Britten und es ist eine wunderbare Rolle - ich spiele eine junge, umschwärmte Frau, die von zwei Männern geliebt wird. Die Partie liegt mir stimmlich ausgezeichnet. Und die Atmosphäre, denn Michael Pinkerton ist ein exzellenter Regisseur. Außerdem singe ich mit zwei wunderbaren Kollegen: Daniel Serafin und Bryan Rothfuss", so McCleland vor der Premiere.

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Dorabella in Kirchstetten, mit Cherubino auf Tournee

"Im Moment singe ich vor allem Mozart, der mir sehr liegt. Diesen Sommer werde ich die Dorabella in 'Cosi fan tutte' beim Festival in Schloss Kirchstetten in der Regie von Philipp Harnoncourt und unter der musikalischen Leitung von Hooman Khalatbari, worauf ich mich schon sehr freue", erzählt die junge Sängerin.

Und danach wird sie bei einer Japan-Tournee, für die sie von einer Konzertagentur verpflichtet wurde, den Cherubino in Mozarts "Figaro" singen, wie sie erzählt: "Mit dieser Partie habe ich auch den Wettbewerb in Südafrika gewonnen. Ich mag diese Rolle sehr und finde, man muss sie auch etwas sexy spielen." Und mit dieser Mozart-Partie coverte sie heuer übrigens auch Adrineh Simonean an der Volksoper.

Von Mozart bis Fleischer

Inzwischen verfügt Jolene McCleland über vielfältige Bühnenerfahrung: So wirkte sie im Vorjahr bei der Europäischen Uraufführung von Tsippi Fleischers "Kane and Abel" unter Hugh James im Wiener Semperdepot mit und sang im Rahmen einer Japan-Tournee die Zweite Dame in Mozarts "Zauberflöte".

Ihr Repertoire umfasst weiters u.a. die Zerlina in "Don Giovanni", die Dido in Purcells "Dido und Aeneas", die Dritte Dame in der "Zauberflöte", die Rosina in Rossinis "Barbier", Ludmilla in Smetanas "Verkaufter Braut", Hänsel und Sandmännchen in Humperdincks "Hänsel und Gretel" sowie das Kind in Ravels "Das Zauberwort" (L' Enfant et les Sortilèges).

Auch Lied und Oratorium

Ebenso wichtig sind der jungen Nachwuchssängerin aber auch Lied und Oratorium, wie sie mit Nachdruck feststellt: "Ich bin in Südafrika ja vor allem mit Liedern aufgewachsen. Besonders liegen mir die Strauss-Lieder und ich möchte nächstes Jahr auch einige Konzerte geben."

Und mittlerweile hat sie sich auch auf dem Gebiet der Sakralmusik und des Oratoriums ein Repertoire erarbeitet: dazu zählen u.a. das Mozart-Requiem, die "Krönungsmesse" von Mozart, Rossinis "Petite Messe Solennelle" sowie die "Markus Passion" und das "Magnificat" von Bach.

Hoffnung, entdeckt zu werden

Neben den Vorstellungen und ihrer Probenarbeit bereitet sich die junge Sängerin, die mittlerweile perfekt Deutsch spricht, derzeit auch auf Wettbewerbe und Vorsingen für ein fixes Engagement vor.

"Für eine junge Sängerin ist es heute schwer, weil die Konkurrenz so groß ist. Aber ich hoffe, von jemandem entdeckt zu werden, der meine Qualitäten erkennt - dass ich eine gute Stimme und eine gute Technik habe, spielen kann und über Bühnenpräsenz verfüge", nennt Jolene McCleland ihren Zukunftswunsch.