Leben in Symbiose

Ameisen und Pflanzen im Regenwald

Im tropischen Tieflandregenwald von Costa Rica halten sich einige Pflanzen "stehende Armeen": Es sind Ameisen, die in oder auf den Gewächsen hausen und sie vor Feinden schützen. Im Austausch dafür bekommen sie von der Pflanze Wohnraum und Futter.

140 Säugetierarten gibt es im Esquinas-Regenwald an der südlichen Pazifikküste Costa Ricas: Jaguare, Ozelots, Affen und Nasenbären tummeln sich in einem der letzten Tieflandregenwälder Mittelamerikas. Aber in Wahrheit sind es die Insekten, die über den "Regenwald der Österreicher" herrschen: mehr als 6.000 Arten beleben das dichte Grün.

Im Jahr 1991 gründete Michael Schnitzler den Verein "Regenwald der Österreicher", um ein Gebiet von 146 Quadratkilometern vor der Zerstörung zu retten und in einen Nationalpark einzugliedern. In der Forschungsstation "La Gamba" können österreichische Wissenschafter hautnah das Leben von Tieren und Pflanzen erforschen. Eine von ihnen ist die Botanikerin Veronika Mayer. Sie widmet sich einem Thema, das bislang wenig behandelt wurde: im Regenwald gibt es Pflanzen, die mit Ameisen in einer Art "Symbiose" leben.

Die Ameisen wohnen zum Beispiel in den Nebenblättern von Akazien, in büffelhornartigen Dornen. Die Tiere unterhalten mit der Pflanze eine Beziehung, die für beide Seiten vorteilhaft ist: "Die Pflanze hat eine 'stehende Armee', die sie vor Angriffen verteidigt und sauber hält, andererseits haben die Ameisen eine Art Pizzaservice rund um die Uhr", sagt Veronika Mayer. An den Enden ihrer Fiederblätter produziert die Akazie nämlich Futterkörperchen, die als "Babynahrung" dienen. Auch die erwachsenen Tiere gehen nicht leer aus: Sie ernähren sich von einem speziellen Zuckersaft.

Auch andere Pflanzen haben ihr Leben ganz auf die "gebetenen Gäste" abgestimmt: Die Piper, ein Pfeffergewächs, vergrößert sogar ihren Blattstiel, um Ameisen der Gattung Pheidole zu beherbergen. Sobald die Ameisen ein Eingangsloch herausgebissen haben und eingezogen sind, bildet die Pflanze im Inneren der Blattstiele nahrhafte Futterkörperchen.

"Ameisen im tropischen Regenwald tun eigentlich das, was unsere heimischen Ameisen auch tun", sagt Veronika Mayer. "Sie widmen sich der Brutpflege oder schaffen Nahrung herbei." Doch die Tiere spüren sofort, wenn ihre Behausung in Gefahr gerät: Wenn die Wissenschaftlerin die Pflanze verletzt oder auch nur darauf bläst, stürmt sofort ein großer Teil der "Armee" herbei und vertreibt den Eindringling.

Hör-Tipp
Vom Leben der Natur, Dienstag, 2. Mai 2006, bis Freitag, 5. Mai 2006, 8:55 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonenntInnen können die Sendungen der Woche gesammelt am Freitag nach Ende der Live-Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.