Konsumieren und kommunizieren
Hercules Film-Network
Mit einem Mobiltelefon der dritten Generation kann man nicht nur telefonieren, sondern auch Fotografieren, Videos anschauen, im Internet surfen oder Multimedia-Nachrichten verschicken. Was noch fehlt, sind interessante neue Inhalte für die mobilen User.
8. April 2017, 21:58
Die Filmwirtschaft steckt in der finanziellen Krise, die Telekommunikationsbetreiber suchen nach interessanten Inhalten und die User nach neuen spannenden Freizeitangeboten. Warum nicht alle zusammenbringen, dachte sich der Filmproduzent Roman Tolic aus Wien und entwickelte das Hercules Film-Network - sozusagen ein interaktives Hollywood.
Wenn Filmproduzenten und Filmfans zusammenkommen
Hercules Film-Network ist eine Plattform für Mobiltelefone der dritten Generation, die Film-Produzenten und Film-Fans zu einer Community zusammenschweißen soll. Einerseits sollen die Fans die Entstehung eines Films miterleben und mitgestalten, andererseits mit ihren kleinen Beiträgen auch finanziell unterstützen können.
Die Idee ist, dass sich ein Filmfan über bestehende Clubs und Communities via Handy beim Hercules Filmnetwork registriert. Er kann dann von neuesten Filmprojekten erfahren, bei der Suche nach Drehorten helfen, sich für eine Rolle bewerben, Entwürfe für Kostüme einsenden oder darüber abstimmen, wer die Hauptrolle bekommen soll. Vorbestellungen für Premierenkarten sollen zur Finanzierung des Films dienen.
Neue Form der Filmproduktion
Wenn jeder Österreicher nur einen Euro beisteuern würde, so rechnet Roman Tolic vor, der seit seiner Jugend Filme macht und Fernsehbeiträge gestaltet hat, könnten damit acht Spielfilme finanziert werden. Gleichzeitig könnten neue Talente entdeckt und neue Jobs kreiert werden.
Die bestehenden Communities würden attraktiver und die Mobiltelefonbetreiber könnten mit interessanten Inhalten mehr Traffic generieren. Ein Film würde damit zu einem Produkt, das die Fans und Mitglieder des Networks aktiv mitgestaltet haben.
Die interaktive Filmproduktion, wie Roman Tolic sie sich mit dem Hercules Filmnetwork vorstellt, könnte aber auch die Art und Weise, wie Filme produziert werden, verändern, weil die Produzenten schon vor der Fertigstellung Feedback vom Publikum bekommen, meint er.
Mobile Plattform für Migranten
Ein anderes interaktives und mobiles Medium für Communities ist "Mobile Diaspora" - eine interkulturelle Kommunikationsplattform für Minderheiten, die von Dusan Uzelac von der Firma Diamond Age entwickelt wurde. Via Handy und 3G-Technologie sollen dabei mehrsprachige audio-visuelle Inhalte abgerufen werden können, die für ethnische Minderheiten relevant sind.
Pflaster gegen das Heimweh
Die Plattform Mobile Diaspora ist dafür gedacht, das Heimweh von Migranten durch Musik, Kulturelles oder Nachrichten aus ihrem Herkunftsland zu lindern. Dusan Uzelac ist selbst im Alter von 16 Jahren aus dem damaligen Jugoslawien nach Österreich gekommen und kennt daher die Bedürfnisse von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben.
Dieses Bedürfnis nach den kulturellen Wurzeln hätten aber oft auch noch Menschen der so genannten zweiten oder dritten Generation, also der Kinder und Enkel der Zuwanderer. Sie wollen einfach auf dem Laufenden bleiben, welche Popstars gerade aktuell sind oder wie es um den Fußballklub steht. Zusätzlich soll es Informationen über Behördenwege, Gesetzesänderungen und andere Unterstützungen geben.
Besseres Verständnis durch Kommunikation
In Österreich leben eine Million Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Die größten Gruppen kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus der Türkei. Diese Gruppen sollen zuerst mit Informationen aus ihrem Heimatland in ihrer Muttersprache und in Deutsch beliefert werden, andere Zielgruppen sollen folgen.
Durch die Mehrsprachigkeit, so hofft Dusan Uzelac, könnte sich auch ein besseres Verständnis untereinander ergeben. Die Inhalte sollen teilweise selbst produziert werden, teilweise werden sie zugekauft oder übernommen.
Mobile Diaspora ist aber nicht nur zum Konsumieren, sondern auch zum Kommunizieren gedacht. Das heißt, die Mitglieder können über die Plattform auch SMS oder Multimedia-Nachrichten verschicken und eventuell selbst Inhalte herstellen. Jetzt müssen nur noch die Applikation entwickelt und ein Investor gefunden werden. Wenn alles glatt geht, könnte die Plattform in einem halben Jahr marktreif sein.
Innovationen aus Österreich fördern
Mobile Diaspora und das Hercules Film-Network sind zwei Beispiele für neue Anwendungen für mobile User. Um derartige Entwicklungen in Österreich zu forcieren, haben Roman Tolic und Dusen Uzelac gemeinsam mit Filmproduzenten, Software-Entwicklern, Online-Agenturen und Forschungseinrichtungen vor kurzem die Plattform "Content Industries" gegründet.
Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 30. April 2006, 22:30 Uhr
Download-Tipp
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Links
Tolikas Media Company
Diamond Age
futurezone.ORF.at