Raue Schönheit Kárpathos
Meltémi, Meer und Mantinaden
Kárpathos gilt Kennern als eine der schönsten Inseln der südlichen Ägäis. Massentourismus gibt es in seinen wilden Bergen und seinen einsamen Buchten so gut wie keinen. Dafür aber herzliche Menschen und lebendige Traditionen.
8. April 2017, 21:58
"Kárpathos, du schöne Insel, mit deinem guten Wind,
bist immer kühl im Sommer und im Winter.
Kárpathos mit deinen zwölf schönen Dörfern,
bist immer stolz auf deine schönen Kinder,
Pigádia, Arkássa, Menetés, Voláda und Apéri,
Óthos, Pilés und Ólympos, Spóa und Messochóri,
Diafáni und Finíki und deine schönen Küsten,
deine Quellen mit kühlem Wasser, die kristallklar fließen."
In zahlreichen Volksliedern wird die raue Schönheit der Insel besungen - bei einem der zahlreichen Feste rund ums Jahr oder abends in der Taverne, wenn die Lýra, die Tsambouna und das Laúto ausgepackt werden, die traditionellen Instrumente auf Kárpathos. Die Lýra, das ist die dreisaitige Kniegeige, die Tsambouna der Dudelsack und das Laúto schließlich ist eine bauchige, langhalsige Laute.
Nicht selten wird bei solchen Gelegenheiten auch getanzt. Ein Zirmatikos zum Beispiel. Der wird am Beginn eines Festes gesungen, und in den alten Liedern werden die alten Geschichten erzählt. Geschichten wie die vom Hirten und vom Tod:
Ein Hirte steigt vom Berggipfel herab. Seine Mütze trägt er schräg, sein Haar ist frisch gewaschen, und den Hirtenstock hat er lässig über seine Schulter geworfen. Auf seinem Weg begegnet er dem Tod. Der Tod fragt ihn: "Von wo kommst Du her und wohin gehst Du?" - "Von den Stallungen, und jetzt geh' ich heimwärts, um mir Kleider und Brot zu holen", antwortet der Hirte. "Aber ich komme von weit her, um deine Seele zu holen", sagt der Tod. "Lass' mir doch noch fünf Jahre, um mich meines Lebens zu erfreuen", bittet ihn der Hirte. "Meine Frau ist noch so jung und schwarze Kleider stehen ihr nicht."
Brauchtum und Traditionen
Kárpathos liegt etwa auf halbem Weg zwischen Kreta und Rhodos. Die schmale Insel streckt sich fast 50 Kilometer lang in nord-südlicher Richtung. Mit seiner Fläche von rund 300 Quadratkilometern ist Kárpathos immerhin die zweitgrößte Insel der zwölf Hauptinseln der Dodekanes.
Das traditionelle Brauchtum ist auf Kárpathos noch lebendiger als anderswo. Und der Tourismus auf der Insel bewegt sich - von wenigen Ausnahmen abgesehen - immer noch in vergleichsweise bescheidenen Dimensionen. Die Hotelkapazitäten sind niedrig, Betonburgen gibt es keine.
Paradies für Windsurfer
Der Süden der Insel ist wegen seiner beständigen Starkwinde ein Paradies für (gute) Windsurfer. Das gebirgige Inselinnere wiederum kann ambitionierte Wanderer begeistern. Die Ausblicke von den Gipfeln sind grandios. Vom Kali Limni zum Beispiel, mit 1.215 Metern der höchste Berg der Insel. Im Frühling und Frühsommer verwandelt sich die ansonsten eher karge Insel in ein wahres Blumenparadies voller leuchtender Farben und intensiver Düfte.
Bei den Wanderern sind die alten Wege, die Monopáti, sehr beliebt. Unter anderem werden sie von französischen Trekkinggruppen begangen. Der Niederösterreicher Heinz Svehla dagegen verbessert laufend die vorhandenen Landkarten. Svehla möchte sein eigenes Mountainbike-Buch für Kárpathos schreiben. Empfehlen kann er die Touren allerdings nur wirklich ausdauernden, technisch versierten Bikern. Die dürfen sich dafür auf Rad-Gustostückerln freuen: auf atemberaubendes Terrain und grandiose Ausblicke.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 13. Juli 2008, 10:06 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Buch-Tipps
Antje und Gunther Schwab, "Reisehandbuch Karpathos", Michael Müller Verlag
Bildband "Karpathos und Kassos - ein volkskundliches Paradies", Verlag Michalis Toubis
Links
Karpathos.com
InKarpathos.com
Chris Schill - Surfen auf Kárpathos
Sondermann - Kárpathos