Ethische Geldanlage

Gutes Geld mit gutem Gewissen

Meist gelten Börsen als Institutionen skrupelloser Geldgier. Dass Ethik und gute Geldanlage aber kein Widerspruch sein müssen, beweisen die Ethik-Fonds einiger Banken. Deren Marktanteil ist derzeit zwar noch gering, man hofft aber auf eine Steigerung.

Franz Gschiegl (Erste Sparinvest) über Ethik-Fonds

Börsen stehen im zweifelhaften Ruf, Orte skrupelloser Geldgier zu sein. Die Kurse steigen, wenn Menschen auf die Strasse gesetzt werden, soziale Standards gelten vielen als Hindernis zu noch mehr Gewinn. Aber Ethik und erfolgreiche Geldanlage, das ist nicht zwangsläufig ein Widerspruch.

Einige Banken bieten seit geraumer Zeit Ethik-Fonds an, mit Aktien von Firmen, deren Wohlverhalten geprüft wird und mit Anleihen von Ländern, in denen die Menschenrechte geachtet werden.

Welche Branchen ausgeschlossen werden

Dabei werden von den Banken und von den Fondsmanagern ganze Branchen von der Veranlagung ausgeschlossen. Zum Beispiel Rüstungsbetriebe wie Raytheon, oder Unternehmen, die einen großen Teil ihres Geschäftes mit Rüstung machen, wie der Flugzeughersteller Boeing.

Auch Alkohol- und Tabakkonzerne sind von Ethik-Fonds ausgeschlossen, vielfach auch Unternehmen, die mit Atomkraft zu tun haben.

Internationale Agenturen

Mit dem Ausschluss ganzer Branchen ist es aber nicht getan. International tätige Agenturen untersuchen tausende Aktien nach ethischen Kriterien, sammeln Daten und Informationen, ob ein börsenotiertes Unternehmen die Rechte der Arbeitnehmer achtet, ob es Kinderarbeit duldet, ob es die Umwelt verschmutzt, und so weiter.

Die Aktivitäten dieser Ethik-Agenturen beschränken sich nicht auf einzelne Branchen, sondern gehen quer über die ganze Palette der Unternehmen. Und da gibt es dann Abstufungen: Es gibt Anleger, die wollen zwar keine Schnapsproduktion finanzieren, sie stört es aber nicht, wenn Hotelketten Alkohol ausschenken. Ähnlich ist es beim Glücksspiel. Oder es geht bei großen Textil- oder Sportartikelkonzernen um Kinderarbeit. Laufschuhe sind ethisch sicherlich unbedenklich, werden aber abgelehnt, wenn Kinderarbeit im Spiel ist. Beliebt in Ehtik-Fonds sind z. B. Finanzwerte oder Pharmawerte.

Banken mit Ethik-Beiräten

Von Tausenden Aktien bleiben dann ein paar hundert übrig, die ethisch empfehlenswert sind.

Einige Banken, wie etwa Raiffeisen oder die kleine kircheneigene Privatbank Schelhammer und Schattera, leisten sich eigene Ethik-Beiräte, deren Empfehlungen dann an die Agenturen weitergereicht werden.

Zufrieden stellende Wert-Entwicklung

Die Wert-Entwicklung dieser Ethik-Fonds ist durchaus zufrieden stellend, sagen die Banken. Sie liegt knapp über Fonds, die nicht nach ethischen Grundsätzen zusammengestellt sind. Beim derzeitigen knappen Angebot handelt es sich um Investmentfonds, die weltweit in Aktien investieren, gezielte regionale oder Branchenschwerpunkte fehlen.

Auch auf besonders wachstumsträchtige Investments verzichten Ethik-Fonds: Denn in Ostasien - ausgenommen vielleicht Japan - steht es mit den Arbeitnehmerrechten nicht zum Besten, und in Osteuropa mangelt es oft noch an Umweltstandards.

Österreicher bevorzugen gemischte Fonds

Die Österreicherinnen und Österreicher bevorzugen aber nicht reine Aktienfonds, sondern gemischte, also mit einem hohen Anteil an Anleihen.

Auch da kommen ethische Grundsätze zum Tragen. Anleihen von Ländern, in denen es die Todesstrafe gibt, sind ausgeschlossen, ebenso Anleihen von Ländern, in denen die Menschenrechte auf andere Weise missachtet werden.

Noch bescheidener Markt-Anteil

Der Marktanteil der Ethik-Fonds ist noch bescheiden, er wird mit ein bis zwei Prozent angegeben. Viele Anleger wissen noch nichts von diesen Fonds, vielen ist auch der Ertrag wichtiger als die Ethik.

Aber die Banken hoffen, dass durch strenge Anlagegrundsätze der Pensionskassen und auch durch eigene Beratung der Privatkunden das Interesse an Ethik-Fonds steigen wird.

Mikrokredite für Dritte Welt

Eine besondere Spielart ethischer Geldanlage ist die Beteiligung an Organisationen, die in der Dritten Welt Mikrokredite anbieten. Also vielleicht hundert Dollar oder mehr für einen Gemüsestand, für eine Nähmaschine oder eine kleine Garküche auf der Strasse.

Eine besonders wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe, sagt Manfred Kastner vom Anlageberater Vienna Portfolio Management. Er will mit einem solchen Fonds demnächst auf den Markt kommen. Die Rendite dürfte zwischen zwei und vier Prozent liegen. Oder die Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit. Da kann man schon mit 200 Euro dabei sein, zwei Prozent gibt dort meistens. Eine große Hilfe, eine bescheidene Rendite, aber eine sichere Anlage. Denn die Rückzahlungsmoral jener Menschen in der Dritten Welt, die einen Mikrokredit nehmen, ist exzellent.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 14. April 2006, 9:45 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Links
Bankhaus Schelhammer & Schattera
Capital Invest
Erste Sparinvest
Oikocredit Austria - Kreditgenossenschaft für die Dritte Welt
Raiffeisen Capital Management
Vienna Portfolio Management AG