Über die Lust etwas bewegen zu wollen - Teil 2
Motivation zum Lernen
Die Neugier der Kinder, ihr Wille zu lernen, sind Teile ihrer Entwicklung. Die Lust, neue Fertigkeiten zu erwerben, ist Motor der Persönlichkeitsentwicklung. Studien zeigen jedoch, dass die Motivation bei Schülern immer mehr sinkt.
8. April 2017, 21:58
In der Auswertung der PISA Studie 2003 geben die Verantwortlichen des PISA-Zentrums an, dass das schlechte Abschneiden der österreichischen Schüler auch auf mangelnde Motivation zurück zu führen sei.
Eine Studie, die vom Institut für Wirtschaftspsychologie, Bildungspsychologie und Evaluation der Universität Wien durchgeführt wurde, zeigt, dass die Lernmotivation der Schüler im Laufe ihrer Schulkarriere abnimmt.
Praxisbezogenes Lernen
Die so genannte intrinsische Motivation: das Lernen, um des Lernen Willens, braucht Freiraum - und gezielte Förderung. Die Selektion der Kinder ab der fünften Schulstufe aber schafft Leistungsdruck.
Gelernt wird, um sich in der Schule behaupten zu können. Diese extrinsische Motivation schwächt die Freude am Lernen. Welche Kompetenzen aber müssen im Unterricht vermittelt werden, damit Kinder und Jugendliche lernen wollen?
"Die zentralen Forderungen, die wir in der Zukunftskommission für den Unterricht formuliert haben ist die Ergebnisorientierung. Die Schüler müssen ihr Können auf Alltagssituationen übertragen lernen", sagt Christiane Spiel vom Institut für Wirtschaftspsychologie, Bildungspsychologie und Evaluation war Mitglied der Zukunftskommission für Bildungsfragen, "Es ist die Aufgabe eines guten Unterrichts diesen Umsetzungsprozess zu leisten. Das motiviert bereits."
Lehrer als Richter
Die Fachdidaktik ist aber nicht das einzige Schlüsselwort für einen geglückten Unterricht. Wichtig ist auch die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Und hier steht ein Lehrer oder eine Lehrerin vor einem schier unlösbaren Dilemma.
Denn einerseits will er oder sie dem Jugendlichen Neues vermitteln und ihn zum Lernen motivieren, andererseits erfüllt er oder sie auch eine Richterfunktion. Der Lehrer oder die Lehrerin muss entscheiden, ob der Jugendliche den Ansprüchen genügt - oder ob er gescheitert ist, ob der Jugendliche weiter zur Schule gehen darf, oder ob er ausscheidet.
Diesem Konflikt können die Lehrer begegnen, indem sie den Schülern ein klares Feedback geben. Es ist wichtig in den Schulen eine Kultur zu entwickeln, die einer sachlichen und konstruktiven Rückmeldung Raum gibt.
Lehrer sollen Schüler zu einem Lernziel hinführen. Doch was motiviert die Lehrer, lebenslang weiter zu lernen? Gerade in den vergangenen Wochen ist das mangelnde Interesse der Lehrer an Fortbildungen in das Kreuzfeuer der Kritik geraten. Ein Grund dafür ist, dass Lehrer sich im Laufe ihrer Berufskarriere nicht verändern könnten.
"Wenn ich mir das Schulsystem ansehe, dann machen Lehrer vom ersten bis zum letzten Tag das selbe. Wir haben in der Zukunftskommission vorgeschlagen, Lehrern die Möglichkeit zu geben, sich zu qualifizieren und die Fertigkeiten in Schulnahen Berufen anzuwenden. Sei es, in der Schulung der Junglehrer oder im Managementbereich der Schule", sagt Christiane Spiel.
Prozessorientiertes Lernen
Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung hat die EU die Bildungsministerien ihrer Mitgliedstaaten aufgefordert, lebenslanges Lernen durch Initiativen zu fördern.
Und hier ist auch die Wissenschaft gefragt. Denn in der Motivationspsychologie hat man den Alterskontext der Menschen zu wenig berücksichtigt, erklärt die Psychologin Alexandra Freund von der Universität Zürich. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, wie unterschiedlich junge und ältere Menschen ihre Ziele erreichen.
Während Junge Menschen sich an der Erreichung des Ziels orientieren, konzentrieren sich ältere Arbeitnehmer auf den Prozess, der zum Ziel führt. Dieses prozessorientierte Denken muss im Arbeitsprozess und in der Fortbildung stärker berücksichtigt werden.
Ältere Arbeitnehmer werden in Zukunft immer stärker gefragt sein. Das zeigt die aktuelle Diskussion um die verlängerten Lebensarbeitszeiten. Lebenslanges Lernen ist eine Voraussetzung dafür, dass die Arbeitnehmer für den Arbeitsmarkt fit bleiben. Im Arbeitsprozess selbst wird man lernen müssen, die Qualitäten der älteren Arbeitnehmer auch richtig einzusetzen.
Altersgemischte Teams sind aus Sicht der Motivationspsychologie eine Strategie der Zukunft.
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