Zum 450. Todestag des Gründer des Jesuitenordens

Gott in allen Dingen finden

Von Heiligen meint man, dass sie weltentrückt und vergeistigt leben würden. Doch das Leben von Heiligen ist aus anderem Stoff. Ein Beispiel dafür ist die Lebensgeschichte von Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens.

Ignatius lebte von 1491 bis 1556, in einer Epoche großer Veränderungen.1492 landet Christoph Columbus in San Salvador und nimmt den neuen Kontinent für die spanische Krone in Besitz.

Einige Jahre später entdeckt Vasco da Gama den Seeweg nach Indien. Die Konquistadoren erobern Lateinamerika und Spanien wird das erste Kolonialreich.

Ignatius, der Kämpfer

Geboren wurde Iñigo López Oñaz de Recalde y Loyola vermutlich am 24. Dezember des Jahres 1491 als zwölftes Kind einer baskischen Adelsfamilie, die im Dienste der spanischen Könige kämpften.

Ignatius trat in den Dienst des Vizekönigs von Navarra. Bei der Belagerung von Pamplona durch die Franzosen wurde Ignatius durch eine Kanonenkugel an beiden Beinen verletzt.

Da das Bein schlecht verheilt war, befanden die Ärzte, man müsse den Knochen noch einmal brechen. Ignatius stirbt fast an den Folgen der Operation, erholt sich aber dann doch wieder.

Doch weil die Knochen nicht gut eingerichtet worden sind, und nun ein Bein kürzer als das andere ist, beschließt Ignatius, die Prozedur noch einmal auf sich zu nehmen - inklusive der darauf folgenden sehr schmerzhaften Beinstreckungen.

Die Zeit der Genesung

Die Zeit der Genesung verbringt er im Haus seiner Schwägerin, doch statt seiner geliebten Ritter- und Liebesromane gibt es nur zwei fromme Bücher im Haus, ein Leben Jesu und eine Sammlung von Heiligenlegenden.

So verbringt er die Tage im Bett mit Tagträumereien von ritterlichen Taten. Dann wieder liest er in den frommen Büchern und stellt sich vor, dass er wie die Heiligen Großtaten für Gott vollbringen könnte.

Visionäre Erfahrungen

Ignatius beschließt, zum heiligen Berg Spaniens, zum Marienheiligtum am Montserrat in der Nähe von Barcelona zu pilgern. Dort legt er eine dreitägige Generalbeichte ab.

Das bringt Ignatius an den Rand des Selbstmordes. Doch allmählich lernt er, die Stimmungen der Verzweiflung und des Trostes zu unterscheiden und er findet auch heraus, wie er zu einer inneren Gelassenheit finden kann.

In visionären Erfahrungen erfasste er die Glaubenswahrheiten, und schließlich veränderte sich seine Wahrnehmung der Welt grundlegend.

Eine neue Lebensaufgabe

Ignatius beschließt, nach Jerusalem zu reisen. Doch sein Aufenthalt ist nicht von langer Dauer. Schon im Manresa hat er bemerkt, dass er Menschen auf ihrem Inneren Weg zu Gott helfen kann.

Er sieht nun seine Lebensaufgabe darin, den Seelen zu helfen, wie er sagt - um Menschen auf ihrem persönlichen Weg zu Gott zu begleiten. Das ist für die damalige Zeit ein völlig neues Konzept von Spiritualität.

Flucht vor der Inquisition

1526 übersiedelt er an die Universität von Alcalá, heute ein Vorort von Madrid. Er wird zum gesuchten Seelenführer, heute würde man sagen, zum geistlichen Begleiter, und unterrichtet auch Frauen im persönlichen Gebet. Das erweckt den Argwohn der Inquisition, da Ignatius ja noch kein Theologe ist.

Um der Inquisition auszuweichen, beschließt Ignatius, nach Paris zu gehen und dort Theologie zu studieren. Mit geistlichen Gesprächen hält er sich zurück, doch mit den Kollegen, mit denen er zusammen wohnt, entwickelt sich eine tiefe Beziehung.

Die Gesellschaft Jesu

Mit der Zeit bildet sich eine internationale Gruppe von zehn Freunden heraus, die beschließen, miteinander ein geistliches Leben in der Nachfolge Jesu zu führen.

Ignatius und seine Freunde treffen die Entscheidung, einen Orden zu gründen. 1540 wird die Gesellschaft Jesu, wie sie sich nennen, vom Papst anerkannt. Die Ordensregeln, also die Konstitutionen gelten bis heute ein Meisterwerk der Kombination von detaillierten Vorschriften und Großzügigkeit.

Überall in Europa sind Jesuiten in führender Position für die katholische Kirche tätig. Peter Faber etwa arbeitet in Deutschland, dem Kernland der Reformation; und sein Jahrgangskollege Francisco Javier schifft sich 1540 nach Indien ein, geht von dort aus nach Japan und stirbt an der Küste Chinas. Andere Jesuiten werden nach Brasilien oder nach Äthiopien geschickt.

Ignatius stirbt am 31. Juli 1556 in Rom. Heilig gesprochen wird er 1622.

Hör-Tipp
Logos, Samstag, 1. April 2006, 19:05 Uhr

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