Fallende Sterne - Teil 3

Angriff aus dem All

Mit einem gewaltigen Knall drang ein Meteorit im Dezember 2005 über Australien in die Erdatmosphäre ein und verglühte. Immer wieder kreuzen Meteoriten die Erdbahn. Wissenschafter entwickeln Konzepte, um die Erde vor den "Bomben aus dem All" zu schützen.

19. Dezember 2004: Der Asteroid MN4 - ein Asteroid von 400 Metern Durchmessern - der nach seiner Entdeckung sechs Monate zuvor von der Bildfläche verschwunden war - taucht wieder auf. Seine Bahn versetzt die Forscher in Aufregung: Die Gefahr, dass er im Jahr 2029 die Erde rammen wird, ist außergewöhnlich hoch. Er bricht alle Rekorde auf den Einschlagsrisiko-Skalen von Turin und Palermo. Die Wissenschafter finden frühere Beobachtungen und können die Bahn des Apophis genannten Asteroiden genauer berechnen - dann folgt die Entwarnung. Der Himmelskörper wird nicht mit der Erde zusammenstoßen - zumindest nicht im Jahr 2029. Spätere Einschläge können nicht ausgeschlossen werden.

800 gefährliche Asteroiden

Rund 800 Asteroiden, die größer als einen Kilometer sind, kreuzen die Erdbahn und stellen eine potenzielle Gefahr dar. Man kennt die Bahn von 600 dieser gefährlichen Objekte genau, 200 sind noch Kandidaten für einen irdischen Zusammenstoß. Wenn einer dieser erdnahen Asteroiden auf der Erde aufschlägt, wird er Meteorit genannt.

Ablenkungsmanöver im All

Bei der europäischen Weltraumagentur ESA wird an Konzepten zur Abwehr dieser Bomben aus dem All gearbeitet. Wolfgang Baumjohann vom Institut für Weltraumforschung an der Akademie der Wissenschaften ist im höchsten Beratergremium der ESA. Den Asteroiden aus der Bahn zu schießen, ist eine der Ideen.

"Don Quijote" heißt die Mission, die zwei Raumsonden erstmals auf getrennten, interplanetaren Bahnen losschickt: die Sonde Sancho und das Geschoß Hidalgo. Für die Mission wurden vorerst zwei harmlose Asteroiden ausgewählt. Auf welchen der beiden das Geschoß Hidalgo dann auftreffen wird, wird erst im Jahr 2007 entschieden.

Die Sonde Sancho soll das Objekt jedenfalls schon einige Monate vorher umkreisen und nach dem Aufprall dann die Bahnveränderung genau messen.

"Deep Impact" auf Kometen

Die Amerikaner sind bereits dabei, mehr über die Zusammensetzung von bedrohlichen Objekten im All zu erfahren. Die "Deep-Impact"- Mission zielte jedoch auf einen Kometen - ein Gebilde aus Eis und Staub -, das auch für die Erde gefährlich werden kann.

4. Juli 2005: Zum ersten Mal in der Geschichte wird ein Komet beschossen. Rund 134 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, feuert die US-Raumsonde "Deep Impact" ein Geschoß in der Größe eines Kühlschranks auf den Kometen Temple 1. Die Kollision mit dem Kupfer-Projektil entfacht eine riesige Wolke aus Staub und Gas im All.

Katastrophenfall Jupiter

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Komet - und nicht ein Asteroid - auf die Erde stürzt, ist gering. Ein Komet würde jedoch größeres Unheil anrichten, weil er mit viel größerer Geschwindigkeit auf die Erde prallen könnte.

Was er anrichten kann, davon haben die Astronomen seit 1994 eine konkrete Vorstellung: Als der Komet Shoemaker-Levy 9 in den Jupiter stürzte hinterließ er noch heute sichtbare Narben.

26. November 2005: Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist eine Gesteinsprobe von einem Asteroiden entnommen worden. Die japanische Sonde Hayabusa setzte nach einem ersten Fehlschlag zum zweiten Mal auf dem Asteroiden Itokawa auf und schoss mit einer Metallkugel eine Probe aus dem Hunderte Meter messenden Himmelskörper heraus. Forscher versprechen sich von dem Gestein neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung von Asteroiden und hoffen, die Erde dadurch besser vor möglichen künftigen Kollisionen mit den Himmelskörpern schützen zu können.

Die Amerikaner landeten schon vor Jahren einen ähnlichen Coup, als sie die Sonde "Near" auf dem Asteroiden Eros landen ließen. Ein reiner PR-Gag, da die geeigneten Instrumente nicht an Bord waren.

Mehr zu "fallenden Sternen" in oe1.ORF.at:
Faszination Meteorit
Impakt-Krater
Einstürzende Eingebung

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 27. Februar bis Donnerstag, 2. März 2006, 9:30 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendereihe "Radiokolleg" gesammelt jeweils am Donnerstag nach Ende der Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.

Buch-Tipps
Nives Widauer, "Meteoriten. Was von außen auf uns einstürzt", Niggli Verlag, ISBN 3721205340

John S. Lewis, "Bomben aus dem All. Die kosmische Bedrohung", Birkhäuser Verlag, ISBN 3764354518

Links
Wappswelt.de - Meteore, Meteoriten und Einschläge
Universität Wien - Impaktkrater
Solarviews.com -Meteoroiden und Meteoriten
Meteoritical Society
meteoriten.org