Eine Medien-übergreifende Kunst

Caroline Heider, bildende Künstlerin

Begonnen hat sie mit Kunstgeschichte: Caroline Heider, Jahrgang 1978, die an der Akademie Fotografie/Bildende Kunst studiert. Neue Arbeiten zeigt sie in der Schau "Portrait", die am 2. März 2009 in der Fotogalerie Wien eröffnet wird.

"Nachdem ich eine klassische weiterführende Erziehung an einem bayrischen Gymnasium erfahren hatte, musste ich mein damaliges Bild der genialen Künstlerin bzw. des Künstlers erst einmal verarbeiten und kam durch Videos, die ich für Bühnenbilder drehte, zur Wiener Filmakademie.

Durch die Überschneidung der Medien in der Bildenden Kunst, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat, entschloss ich mich schließlich für die Akademie der bildenden Künste", erzählt Caroline Heider, gebürtige Münchnerin, Jahrgang 1978, aufgewachsen in Kärnten. An der Wiener Akademie begann sie 2003 zunächst bei Eva Schlegel Fotografie/Bildende Kunst und studiert nun bei Matthias Herrmann.

An der Akademie wird die Nachwuchskünstlerin ihr Studium im Sommer 2008 abschließen.

"Matthias Herrmanns Arbeit ist wichtig und trotz oft traurigem Inhalt äußerst positiv - er hat Witz, mit dem man bekanntlich den Betrachter erreicht. Überdies ist er ein intellektueller Mensch. Bei meinem Wechsel vom Film zur bildenden Kunst war auch Filmemacher Harun Farocki wichtig für mich, denn er hat ein spannendes politisches Werk, das sowohl von der Kunst- als auch von der Film-Szene diskutiert wird. Wir haben zwar das Meisterklassen-System, aber man hat die Werkstätten für Studenten aller Richtungen geöffnet, was in der Struktur ein Äquivalent zu den Programmen anderer Internationaler Hochschulen ist. Diese Neuerung halte ich für sehr gut", stellt Heider fest, die derzeit als Austausch-Studentin die Glasgow School of Art die Klasse "Sculpture&Environmental Art" besucht.

Das Medium Fotografie im Zentrum

"Vom Denken her ist die Fotografie mein Hauptmedium. Das laufende Bild hat ja andere Gesetzmäßigkeiten als die Fotografie - und diese lote ich jeweils von der Arbeit abhängig aus. Eigentlich ist es ein konzeptueller Umgang mit Fotografie und nicht nur die reine Abbildung von etwas", erläutert Heider.

"Da gerade Fotografien sehr austauschbar sind, haben alle meine Arbeiten einen Titel. Er ist ein Verweis zu meiner Haltung zu einem bestimmten Thema."

"Portrait"-Ausstellung in Fotogalerie Wien

Am 2. März 2009 wurde die Ausstellung "Portrait", an der Caroline Heider teilnahm, in der Fotogalerie Wien eröffnet.

An der Schau, die bis 1. April 2009 zu sehen war, nahmen weiters Jerry Galle (BE), Oleg Kasumovic (HR/A), Andrea Loux (CH/D), Lucia Nemcova (SK), Laura Ribero (CO/ES) sowie Daniel Stier (D/GB) teil.

"investigations on anything" in Galerie Winiarzyk

Davor nahm Heider an der Gruppenausstellung "investigations on anything, something and nothing" in der Wiener Galerie Winiarzyk teil, die im Dezember 2008 startete und bis 7. Februar 2009 zu sehen war.

In der Schau waren weiters Allsopp & Weir, Pirmin Blum, Christian Egger, Famed, Marita Fraser, Julia Kirtsch sowie Lazar Lyutakov vertreten.

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"Recent changes" in Salzburger "Galerie 5020"

Vertreten war Heider heuer bereits in der Phase 3 der Gruppenschau "Recent changes - Änderungen vorbehalten", die im April in der Salzburger "Galerie 5020" eröffnet wurde.

An diesem Projekt, das sich aus drei aufeinander aufbauenden und sich gegenseitig beeinflussenden Ausstellungsteilen zusammensetzte, nahmen weiters Stephanie Mold und Wendelin Pressl teil.

"Like Models" in Wiener Galerie Lang

Arbeiten Heiders waren auch in der Ausstellung "Like Models", die bis 30. Mai 2008 gezeigt wurde, in der Wiener Galerie Thomas K. Lang an der Webster University Vienna zu sehen.

"Displace" im Fotohof Salzburg

Von Ende November 2007 bis 19. Jänner 2008 zeigte Heider ihre Arbeiten in der Schau "Displace - Junge Fotografie aus Wien" im Fotohof Salzburg.

Anhand von acht Positionen junger Fotografie wurde in dieser Ausstellung ein Ausschnitt der aktuellen Kunstproduktion von Studierenden sowie Absolventinnen und Absolventen der Wiener Kunstuniversitäten und der Schule für Künstlerische Photographie in Wien gezeigt.

Gruppenschau "raw law" bei FWP

Im Rahmen von "Kunstakt 03/07" war Heider im November 2007 in der Gruppenschau "raw law", einer Kooperation mit der Akademie, in der Wiener Anwaltskanzlei Fellner Wratzfeld & Partner, vertreten.

Bei dieser Ausstellungen setzten sich sieben junge Künstlerinnen und Künstler intensiv und prozessorientiert mit Recht, Ordnung und Macht auseinander. Dabei entstanden sehr unterschiedliche, selbstbewusste künstlerische Statements. Ganz nach dem Ausstellungsmotto "raw law" und inspiriert von klassischen Westernfilmen gingen die Studierenden in ihren Kunstwerken teilweise roh und rau mit dem Thema um.

Einzel-Ausstellung "White lies" an der Akademie

Und Anfang November 2007 hatte Heider im Demonstrationsraum der Studierenden der Akademie die Einzel-Ausstellung "White lies", die von Curator in Residence Diana Baldon betreut wurde.

Heider setzt sich in ihren vielseitigen Arbeiten kritisch mit dem kulturellen Kontext auseinander, in dem sie präsentiert werden. In ihrer Fotoserie "Faltbilder", einem Work in Progress, imitiert sie formal den Stil der kommerziellen Mode- und Werbefotografie. Ihre Bilder werden jedoch durch Falten wie in Kleidern verändert, welche die Sujets dem Kameraauge entziehen. Außerdem zeigte Heider in der Akademie-Aula auch eine Installation.

Ankäufe bei MMKK-Schau in Klagenfurt

Im März 2007 waren im Rahmen einer Schau über Ankäufe des Museums Moderner Kunst Kärnten (MMKK) auch Arbeiten Heiders zu sehen.

Foto-Serie "aged in wood" im Kunsthaus Graz

2006 war ihre Foto-Serie "Aged in wood" in der Schau "Erzählungen -35/65+ - Zwei Generationen" im Kunsthaus Graz zu sehen.

"Bei dieser Arbeit zeige ich eine abgeänderte Handlung der Geschichte Pinocchios. Der nahezu melancholische Pinocchio sucht seinen Ursprung im Wald und verfängt sich in ihm. In der Folge würde er verwachsen - und somit nicht zum Menschenkind werden, sondern als Teil des Waldes leben, wodurch sich die Frage nach der Befolgung von Handlungsanweisungen ergibt. Die Arbeit 'White lies' steht in direktem Kontakt zu 'Aged in wood'. Pinocchio ist nun in die menschliche Welt zurückgekehrt", erläutert Heider zu ihrer Foto-Serie.

Heiders Faltbilder

"Ich glaube, ich bin in meinem Schaffen traditionell, weil ich mich an den Dingen abarbeite, wie z.B. bei den Faltbildern: ich falte gefundene Bilder, und lasse einen Teil in der Falte verschwinden. Neben der Einschreibung in das Material, erlaubt mir dieser simple Eingriff eine vergleichsweise extreme Veränderung des Bildinhalts, der auf die Beziehung des Hinter und Vordergrunds oder die Deformation des abgebildeten 'Ideal'-Körpers fokussiert. Das Weggefaltete ist hier von gleicher Bedeutung wie das Sichtbare", erklärt Heider.

"Durch das Jubiläumsjahr 2005 hatte ich erstmals die Idee, das Staatssymbol als Faltvorlage zu verwenden. Dadurch, dass ein Teil des 'Inhalts' überlagert ist, liegt es im Auge des Betrachters, ob diese Arbeit eine Schändung darstellt oder nicht."

Inszenierte Bilder

Diese Serien basieren auf inszenierten Inhalten und ein Foto steht hier nur selten für sich allein. In Serien zu arbeiten bietet die Möglichkeit, die Leerstelle mitzudenken, vergleichbar mit dem Schnitt im Film", stellt Heider fest.

Diagonale und Ausstellungen

Bei Ausstellungen und Vorführungen ist Caroline Heider, die 2001 mit "Tante Daria und Lilofee", einem Dokumentar-Stummfilm, den Wiener Jugendfilmpreis gewann, inzwischen vielfach vertreten.

"Spannend war, im Hinblick auf die Überschneidung der Medien und der Präsentationsform, dass mein Kurzfilm 'solo-safety matches - eine Lokalisation des Zünders' 2005 bei der Diagonale gezeigt wurde. Dazu gab es auch eine fotografische Arbeit im 'Standard-Museum', einem Museum in progress. Im Betonsalon Paris hatte ich ebenfalls 2005 die Möglichkeit eine gefaltete Tapete direkt auf der Wand auszuprobieren. Und bedeutend war natürlich die 'Real'-Schau in der Kunsthalle Krems, wo ich mit einem Video, einigen Faltbildern und drei Foto-Serien vertreten war", resümiert die junge Künstlerin.

Preise für "Kunst am Bau" und bei Foto-Wettbewerb

Im März 2006 gewann Caroline Heider beim Ideenwettbewerb für das "Kunst am Bau Objekt: Rathaus St. Pölten" den 3. Preis mit einer Bannerfahne, einer ihrer Faltarbeiten. Und im Mai des Vorjahres erhielt sie beim Foto-Wettbewerb "BC-pictures" in der Ottakringer Brauerei für die mit ihrem Akademie-Kollegen Georg Petermichl realisierten "Shifts", einer konzeptuellen Arbeit, den ersten Preis.

"Freischaffende Künstlerin, was sonst?"

Ihren Lebensunterhalt verdient die Nachwuchskünstlerin, deren Credo lautet, dass Arbeiten niemals fertig, sondern höchstens zeigbar sind, derzeit als Filmschaffende.

Und die beruflichen Zukunftswünsche von Caroline Heider? "Freischaffende Künstlerin zu sein, was sonst?", lautet die spontane Antwort. "Natürlich wünsche ich mir, davon einmal leben zu können. Aber solange ich meine künstlerische Tätigkeit durch Einkünfte als Filmschaffende finanzieren kann, ist das besser als nichts."