Neue CD mit Schmid und Batik

"Wings" - Gulda symphonisch

Das Vorjahr galt dem Gedenken an Friedrich Gulda, denn es jährte sich sein fünfter Todestag und er wäre 75 geworden. Als einzige Wiener Institution feierte der ORF den Komponisten Gulda. Das Resultat: Die neue CD "Wings - Gulda symphonisch".

Das vergangene Jahr, ein Vorspiel zum Mozart-Jahr 2006, war ein Gulda-Jahr: In diesem Jahr seines 5. Todestages hätte Friedrich Gulda seinen 75. Geburtstag begangen. Der ORF feierte ihn als einzige Wiener Institution und erinnerte an den Komponisten Gulda symphonisch am Vorabend der Feiern zum 50. Geburtstag der Republik.

Das passte gut, denn 1955 schrieb das "Neue Österreich", Gulda hätte durch sein "bloßes Vorhandensein unserem Optimismus stärksten Auftrieb geschenkt". Während Gulda, der klassische Interpret, außerhalb jeder Kritik steht, ist der Komponist Gulda gering geschätzt - und das, obwohl sein Konzert für Violoncello und Blasorchester zu den Hits des Genres gehört. Wer Gulda aufführt, muss immer argumentieren, muss sich fast verteidigen.

Das vergangene Jahr, ein Vorspiel zum Mozart-Jahr 2006, war ein Gulda-Jahr: In diesem Jahr seines 5. Todestages hätte Friedrich Gulda seinen 75. Geburtstag begangen. Der ORF feierte ihn als einzige Wiener Institution und erinnerte an den Komponisten Gulda symphonisch am Vorabend der Feiern zum 50. Geburtstag der Republik.

Das passte gut, denn 1955 schrieb das "Neue Österreich", Gulda hätte durch sein "bloßes Vorhandensein unserem Optimismus stärksten Auftrieb geschenkt". Während Gulda, der klassische Interpret, außerhalb jeder Kritik steht, ist der Komponist Gulda gering geschätzt - und das, obwohl sein Konzert für Violoncello und Blasorchester zu den Hits des Genres gehört. Wer Gulda aufführt, muss immer argumentieren, muss sich fast verteidigen.

Benjamin Schmid über Gulda

"Ich stehe hinter jeder Note seines Violinkonzerts", sagt Geiger Benjamin Schmid, der nach 30 Jahren den Solopart (und die Orchesterleitung) in "Wings" übernimmt. "Guldas Musik ist immer ein Zusammenspiel aus Überraschung und Trivialität. Gulda spielte besonders gern mit der Trivialität. Trotzdem ist seine Musik ein großes Erlebnis. Wenn einer, der Ohren und auch Finger hatte, wie fast kein anderer, komponiert, schaut man auf ihn."

Benjamin Schmid erkennt in Gulda die Ambition, hört in ihm einen, "der etwas erlebte, das aus ihm heraus musste". Und er freut sich auf andere Werke, wie das Streichquartett aus der Jugendzeit, das erst kürzlich vom Julliard Quartett in Wien gespielt wurde.

Begeisterter Roman Batik

"Ich habe 'Wings' gehört und war schon damals bei der Uraufführung von der Idee begeistert, ein Stück als eine einzige große Violin-Kadenz mit Orchester anzulegen. Ich bin sicher, wir spielten es so, wie es sich Gulda erhoffte", ergänzt Roland Batik.

Bei der Uraufführung 1974 ging Gulda im Publikum herum, während Solist Josef Sivo die Kadenz spielte. Es war ein Erfolg - nicht zuletzt dank der Performance Guldas. Wie jedes seiner Stücke hat auch dieses mit Liebe und einer Geliebten zu tun. Es ist der rumänischen Geigerin Sylvia Marcovici, die derzeit in Graz Gastprofessorin ist, gewidmet.

Guldas Oeuvre

Der Komponist Gulda, der absurder Weise immer am Maßstab des Interpreten gemessen wird, nahm sich sehr ernst, war sich sehr wichtig. Es gibt fast nichts, was Gulda archivierte. Seine Kompositionen aber bewahrte er von Kindheit an auf:

kleine Solo-Klavierstücke für sich und für vier Hände sowie klassische Lieder. Oder jene Werke, die er bei seinem Kompositionslehrer Joseph Marx schrieb: ein Streichquartett, eine Messe gar.

Klassische Form über Jazz- und Pop-Strukturen

Und natürlich erregte der Komponist Gulda dank seiner enormen Prominenz als der österreichische Nachkriegsstar der Klassikszene auch unter Komponisten-Kollegen höchstes Interesse.

Roland Batik, Guldas Schüler und ihm Nachfolgender in der Vielseitigkeit der musikalischen Genres, liebt in Guldas Kompositionen die klassische Formgebung über Jazz- und Pop-Strukturen.

Batik über Guldas "Concertino"

Das "Concertino for Players and Singers", ebenfalls in den frühen 1970er Jahren entstanden, ist weniger dem Jazz, als dem Pop zugewandt.

"Für mich ist diese Musik nicht naiv, sondern hat manchmal nur etwas scheinbar Banales. Wenn man sie mit Herz und Liebe spielt, werden scheinbar banale Melodien zu einer stimmungsvollen Arie mit Pizzikato-Begleitung", sagt Batik über das "Concertino".

CD "Wings - Gulda symphonisch"

Im vergangenen Mai veranstaltete das RadioKulturhaus als einziger Wiener Konzertveranstalter eine Gulda-Birthday-Party, die dem Komponisten, dem Symphoniker Gulda gewidmet war. Das Geburtstagsfest wurde von privaten und institutionellen Sponsoren wie Bundeskanzleramt, WienKultur und Austromechana sowie durch Gulda-Erbin Ursula Anders unterstützt.

Daraus entstand die CD "Wings - Gulda symphonisch". Dank der Kooperation mit der BawagPSK, die die CD als Weihnachtsgeschenk an Freunde gab, wurde diese Produktion ermöglicht.

Die Gesamtpersönlichkeit

Gulda, der Interpret, der Komponist, der Gründer von Festivals - einem Euro Jazz Orchester und einem Jazz-Wettbewerb - , Gulda, der schöpferische Organisator: Diese Facette des Künstlers wurde noch nicht wahrgenommen, ist noch nicht in die Musikgeschichte eingeschrieben.

"Ich glaube, man sollte Gulda endlich als Gesamtpersönlichkeit gelten lassen, endlich seiner Musik offen gegenübertreten und ihn auf jenen Gebieten schätzen, die ihm persönlich wichtig waren - wie dem Jazz", stellt Roland Batik fest.

Das "Concertino" und Ursula Anders

Der dritte Satz des "Concertino" heißt "Finale für Ludwig", und die Zeitungen schrieben: "Beethoven hat ein Zimmer in Harlem". Der Chorpart wurde mit den Swingle Singers verglichen und die Kritiker bemerkten noch etwas:

Friedrich Gulda überließ den Klavierpart Roland Batik, schnappte sich eine junge Dame aus dem Chor und tanzte mit ihr - es war Ursula Anders.

CD-Tipp
"Wings - Gulda symphonisch", Benjamin Schmid (Violine), Roland Batik (Klavier), Heinrich Werkl (E-Bass), Fredvard Mühlhofer (Schlagzeug), Wiener Motettenchor, Leitung: Ingrun Fussenegger, Ensemble "die reihe", ORF-Shop, Bestellnummer: 2008974
Ö1 Mitglieder erhalten 10 Prozent Ermäßigung.

Hör-Tipp
Intrada, Freitag, 17. Februar 2006, 10:05 Uhr

Links
Komponisten.at - Friedrich Gulda
ORF-Shop
radiokulturhaus.ORF.at