Hubertus Zorell: Schauspieler, Regisseur, Clownausbilder
Clowns haben nichts zu lachen
Hubertus Zorell war schon immer fasziniert von der Figur des Clowns. Der Schauspieler, Regisseur und Trainer der Cliniclowns stellt vor allem anspruchsvolles Theater für Kinder in den Mittelpunkt seines Schaffens. Und das mit großem Erfolg!
8. April 2017, 21:58
Hubertus Zorell über Clowns und seine Seminare
Als Schauspieler und Regisseur versucht Hubertus Zorell viele Möglichkeiten der Darstellung auszuloten. Seine Präsenz auf der Bühne, wo er nur mit wenigen Requisiten auskommt, fasziniert nicht nur Kinder, obwohl er vor allem das Kindertheater in den Mittelpunkt seines Schaffens gestellt hat.
Seine Vielseitigkeit beweist der Künstler aber auch als prägnante Figur in Tanztheater-Stücken, als Regisseur, Texter und vor allem als Theaterpädagoge. Als Trainer der so genannten Cliniclowns zeigt er auch den vorsichtigen, und doch humorvollen Umgang mit kranken Kindern - und er leitet Workshops für angehende Clowns und für alle, die über das eigene Stolpern lachen können.
Die wahren Sieger
"Theater für Kinder - das ist für mich so etwas wie ein innerer Auftrag, den ich mir selbst gebe", sagt Hubertus Zorell. Vor allem ein anspruchsvolles Theaterspielen für ein junges neugieriges Publikum reizt ihn besonders. So schlüpft er etwa in seinem Solo-Programm "Blumen, nass von Blut" - einer Erzählung des Nibelungenlieds - in viele Rollen, um so anschaulich die Geschichte des Helden Siegfried und der schönen Kriemhild zu erzählen:
"Heldentum ist eine Sache, die sich Männer untereinander ausmachen. Sie kämpfen gegeneinander, und wer übrig bleibt, ist erwiesenermaßen der größere Held", schreibt er in einem Text zur Aufführung: "Die Liebe gerät leicht in Vergessenheit, wenn man so viel mit dem Heldentum zu tun hat". Daher denkt er auf der Bühne über Helden, die eigentlich Verlierer sind, ebenso nach wie über scheinbare Verlierer, die oft die wahren Sieger sind - "weil sie vom Scheitern wissen und uns immer wieder zeigen, wie leicht wir alle ins Stolpern kommen".
Bauernbub, Klosterschüler, Gammler
So lauten die drei ersten Bezeichnungen, die man in den Programmheften als biografische Angaben zu Hubertus Zorell findet. Seine Kindheit erlebt er am Bauernhof. Gegen seinen Willen wurde er Klosterschüler. Das habe auch damit zu tun, weil auf dem Bauernhof wenig Zeit geblieben sei, um sich viel um die Kinder zu kümmern. Das Wort "Gammler" bezieht sich auf die Jahre nach der Schulzeit: "Ich mag das Wort. Es ist inzwischen so schön antiquiert und altmodisch, aber es hat einfach damals gestimmt. Keiner wusste so recht, in welche Richtung es weitergehen sollte".
Als er schließlich die Magie der Bühne entdeckt, zieht ihn das Theater in seinen Bann. Er übersiedelt nach Hannover, arbeitet als Regieassistent. Die Arbeit hinter der Bühne fasziniert ihn. Als Schauspieler auf der Bühne zu stehen, sei ihm - zunächst - gar nicht so reizvoll erschienen, erinnert er sich: "Das 'Schau-Spiel' von damals beschränkte sich zu sehr aufs Sprechtheater".
Der vielseitige Theatermann
Ob Erzähltheater, Puppenspiel, Schauspiel mit Objekten und Figuren - seit damals versucht Hubertus Zorell auf vielen Wegen, die Möglichkeiten der Darstellung auszuloten. Regelmäßig arbeitet er auch mit der "Compagnie Smafu" zusammen, die anspruchsvolles Tanz-Theater für Kinder und Jugendliche zeigt. So war er etwa in dem Stück "Der schräge Vogel" zu sehen, einer Geschichte über den Traum vom Fliegen.
"Göttliche Kinder" heißt ein Stück, das Hubertus Zorell für Kinder ab neun Jahren zeigt. Darin erzählt er unglaubliche Kindheitsgeschichten, von Mohammed, Buddha, von Isaak und Jesus, von Kindern also mit einer besonderen Beziehung zur Sphäre des Göttlichen.
Von Kindsein und Vatersein erzählt das Stück "Elf Söhne" von Pete Belcher, bei dem er Regie geführt hat: Ein Vater spricht - in harten Worten - über seine elf Söhne und damit - letztlich - auch über sich selbst - ein Stück nach einem Text von Franz Kafka, ein Schauspiel mit Objekten für Jugendliche ab 14 Jahren.
Die schwierigen Beziehungen der Menschen zueinander - sie faszinieren Hubertus Zorell und lassen ihn immer wieder zu Texten der Weltliteratur greifen. Seit längerem in Arbeit hat er eine Erzählfassung eines berühmten Stoffes: Er will die Geschichte von "Faust" erzählen - allein auf der Bühne ...
Workshops für Cliniclowns und Clowns
Neben seiner Regie- und Schauspieltätigkeit versucht der Vater von vier Kindern auch immer wieder - oft gemeinsam mit seiner Frau Verena -, neue Wege des Kinder- und Jugendtheaters auszuloten. Seit Jahren fasziniert ihn auch die Figur des Clowns. Er war auch Trainer der "Cliniclowns Austria". Derzeit unterrichtet er regelmäßig die Cliniclowns in Oberösterreich. Auch seine Frau Verena ist seit mehr als 13 Jahren als Cliniclown tätig. Derzeit arbeitet sie im St. Anna-Kinderspital in Wien, wo viele krebskranke Kinder betreut werden.
"Clowns haben nichts zu lachen" - heißt ein aktueller Workshop, den er und seine Frau demnächst in Wien anbieten: "Es geht bei diesen Clown-Workshops vor allem darum, die eigenen Fehler, die eigenen Schwächen zuzulassen, sie anderen zu zeigen", sagt er.
Schwierig, und nicht für alle offen
So könnte ein aktueller Kommentar zur Theaterreform lauten, die vielen Theaterleuten in Wien schlaflose Nächte beschert, gerade auch im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters. Derzeit werden weniger Gruppen als bisher gefördert; für die soll es aber dafür mehr Geld geben: Qualität statt Quantität - so das gut gemeinte Motto, das für Diskussionen sorgt.
Dennoch: bei allen Schwierigkeiten, die der Schauspiel-Beruf und das intensive Leben fürs Theater mit sich bringen - beim Blick zurück auf die eingeschlagenen Wege scheint der "freie Theatermann" Hubertus Zorell durchaus zufrieden und keineswegs resignierend:."Das Wichtigste ist, sich die Freiheit in der künstlerischen Umsetzung von Projekten weiter bewahren zu können".
Mehr dazu in Ö1 Programm
Hör-Tipp
Menschenbilder, 12. Februar 2006, 14:05 Uhr
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