Europäische Gesundheitssysteme - Teil 2

Das Gesundheitswesen Deutschlands

Die steigenden Ausgaben im Gesundheitsbereich stellen europaweit ein immer größeres Problem dar. Auch in Deutschland wird versucht, durch diverse Reformen die Kosten im Bereich des Gesundheitssystems zu senken.

Das deutsche Gesundheitssystem ist dem österreichischen sehr ähnlich: Beide sind klassische Sozialversicherungsländer. In der BRD ist aber der Anteil der Sozialversicherungsbeiträge zur Finanzierung des Gesundheitssystems mit zwei Drittel deutlich höher als in Österreich, wo dieser Anteil nur bei etwa 50 Prozent liegt.

Die Privatanteile der Krankenversicherungsausgaben sind hingegen in Österreich etwas größer, sie betragen über dreißig Prozent, in Deutschland sind es um die 25 Prozent.

Entsprechend anders ist auch der jeweilige Steueranteil zur Finanzierung des Gesundheitsbudgets: etwa 20 Prozent in Österreich, nur knappe zehn Prozent in Deutschland. Unterschiede gibt es auch beim Versicherungsprinzip.

Versicherungspflicht versus Pflichtversicherung

In Österreich gilt nach wie vor die Pflichtversicherung. Dienstnehmer können ihre Versicherungsanstalt nicht selbst wählen, sondern sind darin vom Dienstgeber abhängig. In Deutschland hingegen besteht lediglich Versicherungspflicht. Es gibt zwar auch regional zuständige Krankenkassen, die Versicherten können aber wählen, wo sie versichert sein möchten.

In der BRD gibt es zwei Arten von Krankenversicherungen: Die gesetzliche und die private. Während in Österreich die privaten Kassen nur eine Zusatzversicherung anbieten dürfen, kann man sich in Deutschland auch privat voll versichern. Diese Möglichkeit nehmen etwa neun Prozent der Bevölkerung in Anspruch, knapp 90 Prozent sind in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Risikostrukturausgleich

Da die Beitragssätze bei der Gesetzlichen Krankenversicherung einkommensabhängig sind und zudem Wahlfreiheit bei den Kassen besteht, haben diese Interesse, möglichst gut verdienende und gesunde, also in der Regel junge Menschen als Kunden zu gewinnen.

Um auch Leuten mit höheren Gesundheitsrisiken für die Kassen attraktiv zu machen, wurde der "Risikostrukturausgleich" eingeführt: Aus einem Risikopool erhalten die Krankenkassen definierte Gelder, deren Höhe sich nach Alter und Geschlecht der Patienten richten sowie nach Art der jeweiligen Erkrankung. Damit werden auch chronisch Kranke für die Versicherungen interessant.

Reformen

Einer der wichtigsten Reformschritte war die Einführung des so genannten diagnoseorientierten Fallpauschalensystems in den Spitälern. Diesen werden nicht mehr die Kosten für den Aufenthalt, sondern jene für die Behandlung eines Patienten abgegolten.

Außerdem wurde die langjährige weitgehende Trennung zwischen ambulanter Behandlung in Arztpraxen und stationärem Aufenthalt in Krankenhäusern aufgehoben. Nach dem Prinzip der "Integrierten Versorgung" sollen die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Versorgungsebenen verbessert und damit Doppelgleisigkeiten bei Behandlungen vermieden werden.

Neben organisatorischen Umstrukturierungen zur Kostensenkung im Gesundheitssystem, hat es auch in Deutschland etliche Reformen gegeben, die einfach in einer Streichung von Sozialversicherungsleistungen und in der Erhöhung von direkten Zuzahlungen durch die Versicherten bestehen.

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Hör-Tipp
Radiodoktor-Gesundheitsmagazin, Montag, 6. Februar 2006, 14:05 Uhr

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