De Lady in de Tutti Frutti Hat

8. April 2017, 21:58

Der aus Israel stammender Regisseur Yosi Wananu hat sich mit seinem Team Toxic Dreams seit 1997 der Erforschung der Grundstrukturen populärer Unterhaltung gewidmet: Kochshows, Soap Operas, Operette, all das war in mehreren Produktionen im Theater zu sehen. Es entstanden Produktionen, die zum Beispiel "Die Milo'sevi'cs" hießen, eine TV-Sitcom auf der Bühne über die Familie des serbischen Ex-Diktators, oder "Titus", die sich den Minstrel-Shows des amerikanischen Südens widmete, jene Shows, in denen Weiße als Neger verkleidet und geschminkt dieselben in musikalischen Darbietungen verunglimpften.

Glanz und Glamour

"De Lady in de Tutti Frutti Hat" ist der Abschluss des mehrjährigen Zyklus zu Formaten populären Entertainments und ihren Funktionsweisen. Mit Carmen Miranda setzt Glanz und Glamour ein. Die in Wien lebende Sizilianerin Irene Cottichio gehört zum fixen Ensemble und spielt im Februar die Hauptrolle in der Performance-Theater-Produktion "De Lady in de Tutti Frutti Hat". Der Titel des Stückes ist von dem gleichnamigen Song in Busby Berkleys legendärem "The Gang's all here" geborgt.

Und man ahnt es schon, in "De Lady in de Tutti Frutti Hat" geht es um das Thema Exotismus. Die Hauptdarstellerin ist eine Figur aus dem richtigen Leben. Ihr Name ist oder war Carmen Miranda, Brasilianerin, die in den 1930er und 1940er Jahren ein Superstar ihres Genres war: des Musicals. Bald wurde sie von Hollywood entdeckt, erzählt Hauptdarstellerin Irene Cottichio, ging nach Amerika, um dort auf Englisch zu singen und Weltruhm zu erlangen.

Musical in Technicolor

Der Begriff Musical muss zur Verständlichkeit noch eingegrenzt werden: Gemeint ist das grelle, überbordende und inhaltlich ziemlich durchgeknallte Technicolor-Musical der 1940er Jahre. Der brasilianische Entertainment-Star war Carmen Miranda, genannt "The Brazilian Bombshell", eine Frau von atemberaubender Bühnenpräsenz und Leuchtkraft. Sie ist die Lady in de Tutti Frutti Hat.

Für die Hollywoodsche 40er-Jahre-Filmindustrie war Miranda die ideale Trägerin sämtlicher Klischees des wilden, frivolen und schnatterhaften Weiblichen des Südens. Miranda und ihre Arbeit bieten viel Fläche zur Analyse, aber gleichzeitig entzieht sie sich ihr auch völlig über ihre Unmittelbarkeit und Gegenwärtigkeit. So wurde sie denn auch nach ihrem Tod zu einer ikonenhaften Gestalt im Metier, was das Stück "De Lady in de Tutti Frutti Hat" zeigt.