Künstlerische Arbeit und ihre Präsentation
Anne Sophie Christensen, Kunst & Kommunikation
Sie begann mit Technik, wechselte aber bald zur Kunst: Anne Sophie Christensen, Jahrgang 1980, die Kunst und Kommunikative Praxis an der Angewandten studiert. Nun hat sie im Rahmen der Angewandte-Gruppe "Die Veranda" die "Zusatzstoffe"-Schau kuratiert.
27. April 2017, 15:40
"Ich habe mich zwar schon in der Schule für Kunst interessiert, aber nicht geglaubt, dass man es zum Beruf machen kann. Dann habe ich mit dem Elektrotechnikstudium begonnen, habe gesehen, dass ich es auch schaffen könnte - aber bald gemerkt, dass es mich nicht glücklich macht.
Und dann wurde mir bewusst, dass ich wieder zu jenen Dingen zurückkehren muss, die mir Freude machen - und das ist eben die Kunst. So habe ich mich dann entschlossen, die Aufnahmeprüfung zu machen - und es hat geklappt", erzählt Anne Sophie Christensen, Jahrgang 1980, Dänen-Deutsche, die seit 2002 an der Angewandten in Wien Kunst und Kommunikative Praxis bei Michael Kienzer studierte und im Juni 2007 abgeschlossen hat.
Ihre Entscheidung für diese Richtung des Kunststudiums erklärt die gebürtige Dortmunderin, die aus privaten Gründen nach Wien kam, folgendermaßen: "Ich habe eine Richtung gesucht, die nicht nur kreative Arbeit und kunsttheoretische Arbeit einschließt, sondern ein sehr breites Spektrum bietet. An der Angewandten habe ich mich sehr wohl gefühlt - und das Studium hat mir auch viel Spaß gemacht."
Kunst-Vermittlung
Der Bereich Kunst und kommunikative Praxis ist ein Grundlagenstudium zur Erlangung hoher eigenständiger gestalterisch-künstlerischer Kompetenz. Es bietet Voraussetzungen für eine Lehrtätigkeit durch praktische und theoretische Wissensbildung. Im Zentrum der Ausbildung steht die gestalterisch-künstlerische Praxis. Sie bildet die Voraussetzung für eine fundierte und innovative, kunstvermittelnde künstlerische Tätigkeit - auch in Hinblick auf neue Berufsfelder.
"Einerseits ist es eigene künstlerische Arbeit, zum anderen der kunsthistorische sowie der kunsttheoretische Zusammenhang, mit dem man sich bei diesem Studium beschäftigt. Und man lernt auch, seine Arbeiten sowohl verbal als auch mit Medien zu präsentieren. Da man bei diesem Studium sehr frei in der Wahl ist, mit welchem Medium man sich beschäftigen möchte, habe ich mich stärker mit skulpturalen Arbeiten auseinandergesetzt", so Christensen.
Kuratorin für "PLINQUE Noir"
Das jüngste Projekt, das Anne-Sophie Christensen kuratiert hat, ist "PLINQUE Noir", das am Donnerstag, 17. April 2008, eröffnet wird.
An diesem Wiener Off-Space-Projekt, das im April 2008 erstmals stattfindet, sind das Künstler-Paar Markus Hanakam und Roswitha Schuller, Claudia Larcher sowie Liddy Scheffknecht beteiligt.
Mehr zu Hanakam/Schuller in Ö1 Talentebörse
"Zusatzstoffe"-Ausstellung 2007 kuratiert
Die Ausstellung "Zusatzstoffe", die im Rahmen der Angewandte-Gruppe "Die Veranda" im Früjahr 2007 bei Agitas stattfand, wurde von Christensen kuratiert. Außerdem verfasste die junge Kunstvermittlerin auch den Text für den Ausstellungskatalog.
An dieser Schau, an der auch das Künstler-Paar Markus Hanakam und Roswitha Schuller teilnahmen, waren noch fünf weitere Künstler beteiligt.
Mehr zu Hanakam/Schuller in der Ö1 Talentebörse
Mitarbeit bei "Exportable Goods"
Seit Herbst 2006 ist Christensen, die davor ein Praktikum bei Sabine Folie in der Wiener Kunsthalle absolvierte, Mitarbeiterin bei den "Krinzinger Projekten", wo sie halbtags tätig ist. In diesem Rahmen war sie für die Schau "Exportable Goods", die bis Februar 2007 zu sehen war, organisatorisch tätig.
"Ich habe im Frühjahr 2006 eine Annonce entdeckt, mich beworben - und die Galerie hat sich für mich entschieden", berichtet die junge Kunst-Studentin.
Kuratorin bei "Sei schnell oder stirb!"
Im Herbst 2006 wirkte sie bei der Ausstellung "Sei schnell oder stirb! 2 Tage 2 Preise 13 Boxen 13 Künstler", die in Kooperation mit der Künstler-Plattform "Die Veranda" initiiert wurde, ebenfalls als Kuratorin mit.
"Ich gehörte zu jenen 13 Künstlerinnen und Künstlern der Klasse Erwin Wurm, die für diese Schau als Kuratorinnen und Kuratoren ausgewählt wurden. Von der Angewandten waren auch damals Roswitha Schuller und Markus Hanakam beteiligt", berichtet Christensen, die mit dieser Arbeit bereits ihrer Wunsch-Tätigkeit als Kuratorin näher kam.
Skulpturales und Psychologisches
"2005 habe ich eine Arbeit gemacht, wo es um Oberflächen-Strukturen ging. Diese roten Platten haben eine bestimmte haptische Oberfläche. Wenn man sich auf einer dieser Platten bewegt, bekommt man jeweils ein anderes Gefühl - je nachdem, auf welchem Teil man steht", erklärt Christensen ihre Arbeit.
Davor wählte sie für Ihre Arbeit ein psychologisches Thema: "Ich habe mich bei diesem Projekt, bei dem ich mit Fotos gearbeitet habe, mit der Frage nach der Individualität beschäftigt", so die junge Kunst-Studentin.
Problematik: Geld und Vermittlung
"Einerseits sind es die finanziellen Mittel, die fehlen - denn überall wird gekürzt. Und andererseits ist es die notwendige Vermittlung für die Öffentlichkeit. Denn alles Neue, das die Menschen nicht kennen und das vielleicht auch provoziert, hat es schwer, Sponsoren zu finden".
Und am Beispiel der umstrittenen Plakat-Aktion "25 Peaces" der Kunstkampagne euroPART im Jahr 2005 zeigt Christensen die Probleme im Bereich Kunstvermittlung auf: "Es gibt keine objektiven Kriterien in der Auswahl. Ich finde die Rücksichtnahme darauf, was die Öffentlichkeit davon halten könnte, für verkehrt. Gerade bei so einer Aktion sollte der Kunst-Bereich eine Gesellschaft widerspiegeln. Sie sollte Menschen, die sich sonst nicht mit Kunst beschäftigen, dazu anregen. Und es dürfte etwas nicht gleich generell verurteilt werden, weil gewisse Gruppen sagen, das passt nicht in unser Weltbild. Ich glaube, dass es in Österreich auch mit den Medien etwas zu tun hat - denn Kunst hat da keinen sehr großen Platz."
Vielfältige Erfahrungen
Die künftige Nachwuchs-Kunstvermittlerin verfügt bereits über zahlreiche praktische Erfahrungen auf ganz unterschiedlichen Gebieten: So hat sie schon in ihrer Schulzeit am Theater in Dortmund mitgearbeitet - von Disposition, über Regieassistenz bis zur Kostümfertigung reichte die Bandbreite der Tätigkeiten.
Ebenso hat sie Praktika in Russland sowie in Nepal im Rahmen der Entwicklungshilfe, wo sie auf einer Lepra-Station die künstlerischen Werkstätten betreute, gemacht. "Es war wichtig für mich, solche Lebenssituationen im Grenzbereich kennen zu lernen", resümiert Christensen. Im Jahr 2004 war sie im Wiener Wahlkampf im Infrastrukturteam der Grünen tätig.
Traumjob Kuratorin
"Mein Ziel ist es, im Bereich der Kunstvermittlung als Kuratorin zu arbeiten. Denn ich möchte dazu beitragen, dass mehr Menschen einen Zugang zur Kunst bekommen. Und Museen z. B. stärker als Raum der täglichen Begegnung funktionieren", skizziert die reisefreudige Kunststudentin ihre Ziele.
Und wie sähe ihr Traumjob aus? "Als Kuratorin in einem großen Museum für Gegenwartskunst tätig zu sein - in London oder New York; das würde mich sehr reizen. Ich weiß, es ist sehr schwer - aber ich werde es jedenfalls probieren", so Anne Sophie Christensen.