Mit Bunbury an der Josefstadt
Hans Hollmann inszeniert Wilde
In den 1970er und 80er Jahren war er einer der prägenden Regisseure des deutschen Sprachraums. Seine Inszenierung von Karl Kraus' "Die letzten Tage der Menschheit" ist Legende. Nun probt Hans Hollmann an der Josefstadt Wildes "Bunbury".
8. April 2017, 21:58
Hans Hollmann über Wildes "Bunbury"
Von 1958 bis 1968 wirkte er an diesem Haus als Schauspieler, in den 1970er und 1980er Jahren galt der gebürtige Grazer als einer der prägenden Regisseure des deutschen Sprachraums: Hans Hollmann.
Für Wildes "Bunbury", mit u. a. Manuel Witting und Joseph Lorenz sowie Otto Schenk und Helmut Lohner, die in weiblichen Rollen für Komik sorgen, kehrt Hollmann nun an die Josefstadt zurück. Im Gespräch mit Maria Maria Rennhofer spricht er über seine Inszenierung.
Legendäre "Letzte Tage der Menschheit"
Seine siebenstündige Inszenierung des Mammutdramas "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, die er 1980 für die Wiener Festwochen erarbeitete, wurde Legende. Sein "Hamlet" mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle, der 1985 am Burgtheater Premiere hatte, sorgte zuletzt anlässlich von Brandauers eigener Inszenierung desselben Stücks wieder für Gesprächsstoff.
In den 1970er und 1980er Jahren war der gebürtige Grazer Hans Hollmann einer der prägenden Regisseure des deutschen Sprachraums.
Durchbruch mit Horvaths "Italienischer Nacht"
Hans Hollmann wurde am 4. Februar 1933 als Sohn eines Musikpädagogen in Graz geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er an der dortigen Karl-Franzen-Universität Rechtswissenschaften, bevor er nach seiner Promotion 1956 das Wiener Max-Reinhardt-Seminar besuchte, an dem er die Fächer Schauspiel und Regie belegte.
Im Anschluss daran war er von 1958 bis 1968 als Schauspieler am Theater in der Josefstadt in Wien engagiert. Erste überregionale Bekanntheit als Regisseur erlangte er 1967 mit seiner Inszenierung von Horvaths "Italienischer Nacht" am Staatstheater Stuttgart.
Direktor in Basel
Als freier Regisseur arbeitete Hollmann u. a. in Hamburg, Berlin, München, Düsseldorf, Wien, Zürich und Basel, wo er von 1975 bis 1978 auch Direktor des Basler Theaters war. Werke von Arthur Schnitzler und Karl Kraus lagen ihm seit jeher ebenso am Herzen wie zeitgenössische Autoren.
Von Canetti bis Jelinek
Von Elias Canetti etwa inszenierte er die "Komödie der Eitelkeiten" (1978 in Basel), "Die Befristeten" (1983 in Stuttgart) und "Hochzeit" (1985 am Wiener Akademietheater). In Wien führte Hollmann u. a. bei "Die Schattenlinie" von Tankred Dorst (1995) im Akademietheater sowie bei Ferdinand Raimunds "Der Alpenkönig und Menschenfeind" und Hugo von Hofmannsthals "Der Turm" (1997) am Burgtheater Regie.
In Frankfurt inszenierte er 1997 die Deutsche Erstaufführung von Peter Handkes "Zurüstungen für die Unsterblichkeit". In Bonn, wo Hollmann im Oktober 2002 Goethes "Iphigenie auf Tauris" inszenierte, brachte er Elfriede Jelineks "Krankheit oder Moderne Frauen" zur Uraufführung.
Seit 1977 auch Opern-Regisseur
Ab 1977 wandte sich Hollmann auch verstärkt dem Musiktheater zu. Nach Mozarts "Don Giovanni" in Frankfurt zeichnete er am Basler Theater u. a. für Wagners "Rheingold" und "Die Walküre" verantwortlich. In seiner Heimatstadt Graz führte er 1981 Regie bei der österreichischen Erstaufführung der dreiaktigen Fassung von Alban Bergs "Lulu".
Zu seinen wichtigsten Opern-Arbeiten der 1990er Jahre zählen auch "Tannhäuser" (Deutsche Oper am Rhein 1995), "Le Nozze di Figaro" und "Die Frau ohne Schatten" (Semperoper Dresden 1995 und 1996), "Elektra" an der Grazer Oper (1995), sowie "Parzival" (Opernhaus Zürich 1996).
Professur in Frankfurt
1993 erhielt Hans Hollmann, der auch mit der Josef-Kainz-Medaille ausgezeichnet wurde, eine Berufung als Professor für Theaterregie an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main.
Hör-Tipp
Im Künstlerzimmer, Sonntag, 15. Jänner 2006, 11:50 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Clubmitglieder können die Sendung nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.
Links
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/Main
Theater in der Josefstadt