Empfehlungen für nutzloses Wissen

Listen, Listen, Listen

Warum finden in Tonga keine Stabhochsprungwettbewerbe statt? Wo verkehrte der Mumienexpress und was ist ein Vibrationsbär? Man kann das Leben durchaus auch ohne dieses Wissen bewältigen, vielleicht aber hat man ein bisschen weniger Spaß dabei.

In der Informationsgesellschaft scheint kurioses, scheinbar nutzloses Wissen einen immer höheren Stellenwert zu genießen. Das beweisen Fernseh-Hits wie "Genial daneben" oder "Was gibt es Neues?" ebenso, wie ein Blick auf den Büchermarkt. Dort setzt sich der vor allem durch den unglaublichen Erfolg von "Schotts Sammelsurium" neu entfachte Kuriosa-Boom ungebremst fort. Sammelsurien, schräge Lexika und so genannte Listenbücher eignen sich naturgemäß auch blendend als Weihnachtsgeschenke, da sie ohne großes Bedenken selbst den schlimmsten Lesemuffeln unter den Baum gelegt werden können. Man braucht sie schließlich nur aufschlagen und hat schon ein Thema vor Augen, mit dem man sogar die Langeweile nach der Bescherung vortrefflich vertreiben kann.

David Wallechinsky, Amy Wallace, "Das große Buch der Listen"

Jane Austen, Emily Bronté, Albert Camus, Daniel Defoe, Maxim Gorki, Franz Kafka, Christian Morgenstern, John Steinbeck, H. G. Wells. Was haben all diese Personen gemeinsam, außer der Tatsache, dass sie Schriftsteller waren? Richtig! Sie hatten alle auch noch Tuberkulose! Insgesamt 18 Autoren zählen David Wallechinsky und Amy Wallace in ihrem "Großen Buch der Listen" im Kapitel "Literatur" auf. Davor und danach finden sich Einträge über 15 denkwürdige Fachbücher, 12 Verrisse berühmter Werke, 20 besondere Romananfänge oder etwa 17 Berühmtheiten, die auch Kinderbücher geschrieben haben. Wer mit diesem Material in Händen keine vergnügliche Quiz-Stimmung an langen Winterabenden verbreitet, der ist selber schuld.

Christian Ankowitsch, "Dr. Ankowitschs kleines Universal-Handbuch"

Eher für den Schreibtisch, die Küche oder den Camping-Urlaub scheint "Dr. Ankowitschs Kleines Universal-Handbuch" gedacht zu sein. Es versammelt in der guten alten Tradition von Tick, Trick und Tracks "schlauem Buch" Ratschläge für alle Lebenslagen aus den verschiedensten Fachgebieten und passt praktischerweise in jede Sakkotasche. Ob sie nun einer Sphinx begegnen, einen Knopf verlieren, einen Hit schreiben sollen, sich aus einem versinkenden Auto retten müssen oder aber auch nur schlechten Atem bekämpfen wollen, die richtigen Tipps sind schnell zur Hand:

1. Zähne putzen
2. Zahnseide verwenden
3. Die Zunge mit einem Zungenschaber säubern
4. Schwarzen Tee trinken, denn einzelne Teebestandteile, die Polyphenole, hemmen das Wachstum der Keime
5. Mundwasser verwenden; es hat aber nur kurzfristige Wirkung

René Zey, "Lexikon der wissenswerten Nebensachen"

Ein eher langfristiges Hobby hat René Zey. Er ist Germanist, Philosoph, Medienbüro-Gründer und vor allem manischer Sammler. Sein "Lexikon der wissenswerten Nebensachen" umfasst die Höhepunkte aus seinem ungewöhnlichen Archiv mit über 20.000 Einträgen. Als geradezu triebhafter Zeitungsleser gehört rausreißen, ausschneiden oder kopieren von bemerkenswerten Fakten oder Aufstellungen zu seinen täglichen Zwängen - und das seit über 20 Jahren. In Zeys Sammelsurium erfährt man, wer das Griffloch im Leitz-Ordner erfunden hat, wie die 19 Stationen der Wuppertaler Schwebebahn heißen, wer die legendären Mitglieder der "Kommune 1" waren oder welche acht Deutschen als Wachsfiguren bei Madame Tussaud Einlass gefunden haben: Konrad Adenauer, Boris Becker, Jürgen Klinsmann, Thomas Gottschalk, Ludwig van Beethoven, Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Adolf Hitler.

Gerhard Tötschinger, "Sammelsurium Austriacum"

Wer sich lieber mit österreichischen Kuriositäten vergnügen möchte, dem sei Gerhard Tötschinger ans Herz gelegt. Der ehemalige Moderator des "Quiz in Rot-Weiß-Rot" und Autor mehrerer Österreich-Bücher bietet in seinem neuesten Werk laut Untertitel "Was Sie über Österreich wirklich nicht wissen müssen" an: Landeshymnen, Oscar-Gewinner, KFZ-Kennzeichen, Tabellen, Listen, Rankings. Im "Sammelsurium Austriacum" erfahren Sie, warum der Schauspieler Theo Lingen einen Tag lang Bürgermeister war, ebenso wie die Anzahl der Tore, die Franz "Bimbo" Binder in seiner Karriere schoss!

Harald Havas, "Wiener Sammelsurium"

Nordbrücke, Nordsteg, Floridsdorfer Brücke, Nordbahnbrücke, Brigittenauer Brücke, Reichsbrücke, Praterbrücke, Stadlauer Ostbahnbrücke, Personenfähre, Kraftwerk, Rohrbrücke, Barbara-Rohrbrücke. Das sind von Nord nach Süd die zwölf Donauquerungen in Wien. Harald Havas hat in seinem "Wiener Sammelsurium" Denkwürdiges und Makabres, Daten und Details, Statistiken und Zitate zu einem charmanten Handbuch des unnützen Wissens seiner Heimatstadt vereint. Man erfährt darin, wie viel Kilo Pferdeäpfel die Fiakerpferde jährlich auf Wiens Straßen verteilen, welche die zehn beliebtesten Trzeszniewski-Brötchen sind oder wie die Kinder von Maria Theresia hießen. Natürlich sind diese Informationen völlig belanglos und die meisten vergisst man auch gleich wieder, dennoch macht es Spaß sie aufzusaugen. Und viele davon findet man garantiert in keinem Lexikon. Oder wo würden Sie suchen, wenn sie wissen wollten, warum es in Wien eigentlich keine U-Bahnlinie "U5" gibt. Eben!

Bei Harald Havas findet sich auch folgender Eintrag: Schottwien - Kein Teil von Wien, sondern eine kleine Gemeinde auf der niederösterreichischen Seite des Semmerings. Dennoch eine Assoziation, die sich gerade in diesem Buch geradezu zwangsweise aufdrängt.

Ben Schott, "Schotts Sammelsurium Essen & Trinken"

Der Brite Ben Schott hat mit "Schotts Sammelsurium" vor wenigen Jahren das sowohl inhaltlich und grafisch, als auch vom Charme-Wert beste literarische Füllhorn absurden Wissens abgeliefert. Als Nachschlag gibt es nun die kulinarische Sammlung "Schotts Sammelsurium Essen & Trinken". Von der Kulturgeschichte des Popcorns, einer Anweisung zum perfekten Blasen von Rauchringen, einer Aufstellung von Filmen mit kannibalistischem Inhalt bis zu Informationen zum Schutzheiligen der Barkeeper ist so ziemlich alles versammelt, was man bei Tisch oder an der Bar wissen will, kann, soll, aber keinesfalls muss. Eines zeigt sich aber auch hier: Von Schotts Picknickkorb voller kulinarischer Beiläufigkeiten und unbeachteter Konversationshappen kann man einfach nicht genug kriegen!

Völlerei ist eine abwertende Bezeichnung für unmäßiges Essen und Trinken - und eine der sieben Todsünden. Der heilige Thomas von Aquin beschrieb die fünf Arten, diese Sünde zu begehen: indem man zu früh isst, indem man zu teuer isst, indem man zu viel isst, indem man zu eifrig isst und indem man zu wählerisch ist. Aristoteles berichtet von einem gewissen Philoxenos, der davon träumte, den Hals eines Kranichs zu besitzen. So könne er das Essen länger genießen, bevor es seinen Magen erreicht.

Buch-Tipps
David Wallechinsky, Amy Wallace, "Das große Buch der Listen. Wissenswertes, Kurioses und Überflüssiges", aus dem Englischen übersetzt von Klaus-Dieter Schmidt, List Verlag, ISBN 347179171X

Christian Ankowitsch, "Dr. Ankowitschs kleines Universal-Handbuch", Eichborn Verlag, ISBN 3821849312

René Zey, "Lexikon der wissenswerten Nebensachen. Zeys Sammelsurium", Europa Verlag, ISBN 3203840758

Gerhard Tötschinger, "Sammelsurium Austriacum. Was Sie über Österreich wirklich nicht wissen müssen", Amalthea Verlag, ISBN 3850025446

Harald Havas, "Wiener Sammelsurium", Pichler Verlag, ISBN 3854313756

Ben Schott, "Schotts Sammelsurium Essen & Trinken", aus dem Englischen übersetzt unter Mitarbeit von Matthias Strobel, Alexander Weber, Ludger Ikas u.a., Bloomsbury Berlin, ISBN 3827006074