Ein Lokalaugenschein in Tansania
Ein Augenblick, ein Lichtblick
Im Osten Tansanias, einer der ärmsten Staaten der Erde, sind zehn Prozent der Bevölkerung behindert. Die Organisation Licht für die Welt fördert in dieser Region behinderte Kinder, AIDS-Kranke und Sehbehinderte. Hürden und Erfolge der Hilfe aus Österreich.
8. April 2017, 21:58
Tansania ist auf Unterstützung von nicht-staatlichen Hilfsorganisationen angewiesen; vor allem im Gesundheits- und Bildungsbereich sind Hilfsvereine besser organisiert und ausgerüstet als staatliche Einrichtungen.
Im Osten des Landes fördert zum Beispiel die österreichische Hilfsorganisation Licht für die Welt behinderte Kinder, AIDS-Kranke, blinde und sehbehinderte Menschen. Sozusagen die Zentrale des von Österreich unterstützten Hilfsprojektes ist das CCBRT-Spital in Dar es Salaam. CCBRT steht für "Comprehensive Community Based Rehabilitation in Tansania", also für "umfassendes gemeindenahes Rehabilitationsprojekt".
Kein klassisches Spital
Das Behindertenspital hat Modellcharakter. Aufgebaut von Nicht-Afrikanern, sollen medizinische Behandlung und Verwaltung, so der deutsche Verwaltungsdirektor Richard Hess, langfristig mehr und mehr Einheimischen überantwortet werden.
Das CCRBT ist kein klassisches Spital mit herkömmlicher Chirurgie und auch kein Notfall-Spital, hier kümmert man sich um Menschen mit Behinderungen - sei es Wasserkopf, Grauer Star, eine Amputation oder geistige Behinderung. Zudem werden AIDS-Patienten zu Hause betreut - Patienten, um die sich staatliche Spitäler seltener kümmern.
Untersuchungsaufruf via Radio
Um den Menschen möglichst flächendeckend medizinische Versorgung anbieten zu können, setzt das CCRBT auch ungewöhnliche Methoden ein. So werden zum Beispiel die Menschen per Radio aufgerufen, sich von Augenärzten untersuchen zu lassen. Dazu müssen sie nicht nach Dar es Salaam reisen, sondern das Spital kommt zu ihnen: viermal pro Jahr wird zum Beispiel Station im örtlichen Spital in Korogwe gemacht. Wer Augen- oder Sehprobleme hat, kann kommen, sich durchchecken lassen und gegebenenfalls gleich einen Termin für eine Operation vereinbaren.
Die Behandlung findet dann in Dar es Salaam statt, die Patienten müssen sich nicht selbst um die Reise dorthin kümmern, sondern werden in Bussen hin- und wieder zurück nach Hause gebracht.
Kostenbeteiligung als Grundsatz
Eine Operation am Grauen Star inklusive Transport nach Dar es Salaam, inklusive Verpflegung und Heimfahrt, kostet 50.000 Tansanian Shilling, umgerechnet 50 US-Dollar. Pro Jahr werden 5.000 Patienten mit Grauem Star operiert, 500 davon sind Kinder.
Die Kostenbeteiligung der Patienten, egal wie gering sie ist, ist ein Grundsatz des Behinderten-Rehabilitations-Zentrums CCBRT: Zu 45 Prozent finanziert sich das Spital laut Verwaltungsdirektor Richard Hess selbst. Unter anderem eben dadurch, dass die Patienten für medizinische Versorgung bezahlen - sofern und so viel sie können.
Dazu kommen Spenden, zum Beispiel von der Christoffel Blindenmission oder der österreichischen Hilfsorganisation Licht für die Welt, sowie Förderungen von der Europäischen Kommission: Das Spital erhält von 2004 bis 2007 von der EU 1,8 Millionen Euro.
Qualitätvolle, medizinische Versorgung
Tansania, ein Land mit 35 Millionen Einwohnern, habe 1.200 Ärzte, von denen aber 400 keine Patienten behandeln, sondern in der Verwaltung arbeiten. In 40 Bezirken in Tansania gebe es keinen einzigen Arzt, sagt der Leiter des gemeindenahen Rehabilitationsprojekts CCBRT, der Belgier Geert Vanneste. Sein Credo: Arme Menschen brauchen keine erbärmliche Versorgung.
"Was wir machen ist, dass wir ein klein wenig von der spezialisierten und qualitätvollen medizinischen Versorgung, die die afrikanische Elite sich im Ausland holt, hier den armen Menschen anbieten."
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Licht für die Welt
Christoffel-Blindemission