Hugh Beresford 80, Gedenken an Usunow und Schubert

Erinnerungen an gestern

Drei besonders interessante Künstler stehen diesmal im Zentrum: Der Engländer Hugh Beresford, der 80 wird, Dimiter Usunow, dessen große Karriere ein tragisches Ende nahm und der vor 20 Jahren starb, sowie Richard Schubert, ein Liebling der Großelterngeneration.

Zwar nicht die drei Tenöre, aber dennoch drei interessante Künstlerpersönlichkeiten, die auch eine ganz besondere Beziehung zu Wien haben, stehen diesmal im Mittelpunkt: der gebürtige Bulgare Dimiter Usunow, ein Liebling noch aus der Karajan-Ära, Richard Schubert, ein Idol noch aus den 1920er Jahren sowie der aus England stammende Hugh Beresford, der nun schon seit vielen Jahren in Wien lebt und am kommenden Samstag seinen 80. Geburtstag feiert.

Hugh Beresford, ein Wahl-Österreicher

Begonnen hat der am 17. Dezember 1925 geborene Engländer irischer Abstammung, der eine durchaus beachtenswerte, internationale Karriere machte, als Bariton. Und er hat etwa die Hälfte seiner rund 30-jährigen Sängerlaufbahn in diesem Stimmfach gesungen. Dabei zählte Verdis "Rigoletto" zu seiner Lieblingsrolle.

Bereits als Kind fiel Beresford im Dom von Liverpool als Solist auf. Er studierte dann in London u. a. bei Dino Borgioli und Alfred Piccaver. 1951 gewann der junge Sänger den Richard-Tauber-Preis - wobei in der Jury damals keine geringeren als Elisabeth Schumann sowie Sir Thomas Beecham und Bruno Walter saßen. Weitere Studien führten ihn schließlich nach Wien.

Erstes Engagement in Linz

Sein erstes Engagement hatte Beresford in Linz, wo er 1953 als Wolfram in Wagners "Tannhäuser" debütierte.

Hier sang er u.a. in Ruggiero Leoncavallos Opern-Rarität "Edipo Re", dem letzten und erst posthum uraufgeführten Bühnenwerk, übrigens heute auf den Tag genau vor 85 Jahren in Chicago. Diese Oper wurde 1960 vom Österreichischen Rundfunk mit dem Ensemble des Linzer Landestheaters als Gesamtaufnahme produziert.

1964 Mandryka an der Staatsoper

Seine einzige Premiere an der Wiener Staatsoper hatte Hugh Beresford 1964 - und zwar in einer Neueinstudierung von Strauss' "Arabella" unter Joseph Keilberth.

Als Mandryka stand er damals mit so prominenten Solisten wie Lisa della Casa, Anneliese Rothenberger, Mimi Coertse, Anton Dermota und Otto Edelmann auf der Bühne.

Bayreuther "Tannhäuser" als Krönung

Seine noch erfolgreichere Tenor-Karriere, während der er auch Verdis "Othello" sang, führte ihn am Höhepunkt sogar nach Bayreuth, wo er 1972/73 als stimmlich wie darstellerisch eindrucksvoller "Tannhäuser" zu hören war.

Heute gibt Hugh Beresford, der nun als Pädagoge wirkt, seine große stimmliche und künstlerische Potenz an seine Schüler weiter.

Dimiter Usunow (1922-1985)

Der bulgarische Tenor Dimiter Usunow, ein unvergessener Liebling der Wiener Karjan-Ära, zählt zu der schier endlosen Liste großer Gesangstalente seiner Heimat - begonnen von Ljuba Welitsch über Anna Tomowa-Sintow, Ghena Dimitrova, Raina Kabaivanska, Margherita Lilowa bis zu Vesselina Kasarova bzw. Boris Christoff und Nicolai Ghiaurov.

Auch Usunow, 1922 geboren, begann seine Karriere zunächst als Bariton. Bereits 1944, also nach nur zwei Jahren, schaffte er an der Nationaloper von Sofia den Umstieg ins Tenorfach.

Ans Bolschoi-Theater geholt

Relativ bald danach wurde man am Bolschoi-Theater auf den jungen Tenor aufmerksam und holte Usunow nach Moskau, wo er dann auch bald Star-Rang genoss.

1959 Staatsopern-Debüt

Eine der erfolgreichsten Partien Usunows, der übrigens auch auch deutsches Fach gesungen hat, von Bacchus über den Florestan bis zu Erik und Tannhäuser, war zweifellos der Radames in Verdis "Aida". Und mit dieser Partie debütierte er 1959 auch an der Wiener Staatsoper.

Seine internationale Karriere führte ihn an die bedeutendsten Opernhäuser der Welt, so u.a. an die New Yorker Met, an das Teatro Colon in Buenos Aires sowie zu den Salzburger Festspielen, wo er 1965 in der legendären Karajan-Aufführung von Mussorgskis "Boris Godunow" als Dimitri zu hören war. Zu seinen Partien zählten u.a. der Don Jose in Bizets "Carmen", der Kalaf in Puccinis "Turandot", den er sowohl an der Seite von Birigt Nilsson wie auch mit der US-Sopranistin Gladys Kuchta sang sowie Verdis "Othello", seine auch in darstellerischer Hinsicht wohl bedeutendste Partie.

Tragisches Karriere-Ende

Das Ende von Dimiter Usunows Karriere im Zenit seiner Karriere war mehr als tragisch: Es wurde durch eine Routineoperation an den Stimmbändern, der er sich in Wien unterzog, herbeigeführt.

So war Usunow, der nun sein kostbarstes Gut verloren hatte, von einer Minute zur anderen gezwungen, sein Berufsleben völlig neu aufzubauen. Er führte Regie und wurde kurzzeitig Direktor der Oper von Sofia. Doch familiäre Bande führten ihn bald wieder zurück nach Wien, zurück auch an die Wiener Staatsoper. Hier war er bis 1981 als Abendspielleiter und als Regieassistent tätig und trat auch in kleinen Rollen immer wieder auf. Am 11. Dezember 1985 ist Dimiter Usunow plötzlich gestorben.

Richard Schubert (1885-1958)

Er war ein Schwarm unserer Ur- und Großeltern: Richard Schubert. Vor 120 Jahren in Dessau geboren, begann auch er zunächst im Baritonfach, wechselte aber schon bald zum Tenor.

Mit seiner eher schlanken Stimme und jugendlichen Erscheinung kreierte er damals so etwas wie einen neuen, modernen Typus des Heldentenors. Er mag das gewesen sein, was sich Wieland Wagner später in seinem Neubayreuth vorgestellt hat.

Wiener Debüt 1920

Begeistert von Richard Schubert war jedenfalls das Wiener Publikum, dem er sich 1920 erstmals als Wagners "Siegfried" vorstellte.

Im Zentrum seiner Sängerlaufbahn stand zweifelsohne das Werk Wagners, Schubert hat aber ebenso italienisches und französisches Repertoire, sowie in einer Reihe von zeitgenössischen Werken gesungen. So z.B. bei der Uraufführung von Korngolds "Toter Stadt" in Hamburg.

Wiener Abschied mit Eisenstein

Ende der 1920 Jahre machte sich die ständige Überbeanspruchung durch die schweren Wagner-Partien - trotz all seiner Ausflüge in das leichtere Tenorfach - schließlich bemerkbar.

Zwar gelang es Schubert noch eine Weile, die auftretenden Schwächen geschickt zu kaschieren -aber der Anfang vom Ende hatte zweifellos schon begonnen. Zuletzt trat Richard Schubert in Wien 1937 als Eisenstein in der "Fledermaus" auf. Später führte er dann noch Regie und war als Pädagoge tätig. 1958 starb er in Oberstaufen im Allgäu.